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Kultur: Wally Poltiniak – Vertraute von Künstlern Zum Tode der Kunstwissenschaftlerin

Die Kataloge füllen wohl ganze Bücherregale. Kataloge, in denen Wally Poltiniak über Kunstausstellungen versiert schrieb.

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Die Kataloge füllen wohl ganze Bücherregale. Kataloge, in denen Wally Poltiniak über Kunstausstellungen versiert schrieb. Die promovierte Kunstwissenschaftlerin gehörte zu den wenigen Autorinnen und Autoren, die sich über Malerei, Grafik und Bildhauerei professionell äußern konnten. Zumindest in Potsdam. Das war zu DDR-Zeiten so, auch nach der politischen Wende war es nicht anders. Sie wollte in ihren Texten immer auf Augenhöhe mit dem Leser oder Ausstellungsbesucher sowie dem Künstler sein. So waren auch ihre fein geschliffenen Einführungsvorträge bei den zahlreichen Vernissagen ein Genuss. Auch für die PNN verfasste Wally Poltiniak in den 90er-Jahren eine ganze Reihe von Rezensionen über Ausstellungen, doch auch Porträts über Künstler. Sie wurde eine anerkannte Chronistin, die das künstlerische Leben Potsdams mit ihren Erfahrungen, ihrem Wissen begleitete. Am 2. Februar ist sie nach langer Krankheit im Alter von 83 Jahren in einem Seniorenheim in Ferch verstorben. Heute wird sie auf dem Potsdamer Neuen Friedhof zur letzten Ruhe gebettet.

Die gebürtige Düsseldorferin, Tochter eines Kommunisten und Spanienkämpfers, kam in den 50er- Jahren in die DDR, wo sich der Vater bereits nach dem Zweiten Weltkrieg niederließ. In Potsdam heiratete sie den Karikaturisten Kurt Poltiniak, der während der nationalsozialistischen Zeit als KZ-Häftling in Oranienburg unsägliche Qualen erleiden musste. Das hinterließ natürlich auch Spuren im Zusammenleben. Wally Poltiniak nahm eine Stelle als leitende Mitarbeiterin für Kunstfragen beim Rat des Bezirkes Potsdam an. Sie soll eine ausgezeichnete Dozentin gewesen sein, denn ehemalige Studenten der Fachschule für angewandte Kunst in Potsdam schwärmen noch heute von ihrer Lehrerin. Die Förderung junger Künstler lag Wally Poltiniak stets am Herzen. Auch setzte sie sich des Öfteren bei den Kulturoberen der SED durch, wenn ihnen ein Bild nicht genehm war und eigentlich für eine Ausstellung abgelehnt wurde. Ihre initiativreiche Liebe zur Kunst machte sie oftmals zur Vertrauten von Künstlern.

Dass sie eine wunderbare Vermittlerin von Kunst und Kunstgeschichte war, erlebten zahlreiche Hörer ihrer Vorträge bei der Urania. Wally Poltiniak wurde Ehrenmitglied der Potsdamer Urania. Klaus Büstrin

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