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Klaus Trumpf liest aus seinen Erinnerungen: Wegmarken eines Lebens
In Görlitz geboren, 1989 aus der DDR ausgereist, später in Potsdam niedergelassen: Der Kontrabassist Klaus Trumpf kann viel erzählen.
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Eine Fülle an Wissen, eine Fülle von Kunst schlägt einem hier entgegen: Partituren, Klavierauszüge, Bücher, Fotografien, Kontrabässe samt Bögen beherrschen einen ehemaligen Laden in der Brandenburger Vorstadt, den Klaus Trumpf gemietet hat.
Von hier aus organisiert er die Konzerte des internationalen erfolgreichen Kontrabass-Ensembles Bassiona Amorosa, leitet er die die Johann-Sperger-Gesellschaft und bringt als spiritus rector den gleichnamigen Wettbewerb für das größte Streichinstrument, der alle zwei Jahre stattfindet, immer wieder in Fahrt. Hier im Büro entstehen auch die Fassungen von Sperger-Konzerten, damit heutige Kontrabassisten sie musizieren können. Auch sein Buch „Ein Kontrabass reist um die Welt“, das im Eigenverlag erschien, entstand hier in der für ihn so inspirierenden Atmosphäre. Wegmarken und Entwicklungen seines künstlerischen Lebens sind das Thema des Erinnerungsbuches.
„Mein Vater war Musiker. Kontrabassist! Wieso sollte ich etwas anderes werden wollen?“, schreibt der gebürtige Görlitzer in seinen Erinnerungen. Er wurde Kontrabassist. Sogar einer, der bereits zu DDR-Zeiten einen hervorragenden Ruf hatte. In der Staatskapelle der Lindenoper Berlin war er Solo-Kontrabassist. Konzerte, Opernaufführungen, Kammermusikveranstaltungen bestimmten am Opernhaus sein intensives musikalisches Leben, auch der Lehrauftrag an der Hanns-Eisler-Musikhochschule Berlin.
Musiker und Sänger der DDR wurden immer wieder als Mitwirkende zu den Richard-Wagner-Festspielen Bayreuth eingeladen. Auch Klaus Trumpf verstärkte das Festspielorchester mit seinem Instrument. Doch 1989 beschlossen sie, die Reise nach Bayreuth zu benutzen, um aus der beängstigenden Enge der DDR auszubrechen. Die Trumpfs kehrten nicht mehr nach Ostberlin zurück. In der Nähe von Mannheim fanden sie eine neue Bleibe, in einem leeren Reihenhaus. Als eine Nachbarin die Familie am ersten Tag begrüßte, fragte sie, wo sie schlafen wollten. „Innerhalb der nächsten zwei Stunden wussten wir, worauf wir schlafen werden, an welchen Tischen und Stühlen wir sitzen werden. Wir waren sprachlos, überwältigt, dankbar.“ Der neue Alltag musste organisiert werden. Klaus Trumpf wurde Kontrabass-Professor an den Musikhochschulen in Saarbrücken und ab 1994 in München. Man versicherte sich seiner Teilnahme an internationalen Symposien und Meisterkursen, denn Trumpfs musikalische und pädagogische Kompetenz war in den Musikzentren gefragt. Doch bei allem Erfolg gab es die Sehnsucht nach Berlin. Nach seiner Pensionierung ging es Richtung Ostdeutschland. In Potsdam fanden die Trumpfs eine Wohnung.
Dem Komponisten und Mozart-Zeitgenossen Johann Matthias Sperger, der als Kontrabassist in der Mecklenburgisch-Schweriner Hofkapelle wirkte, widmet er seine ganze Aufmerksamkeit. Er gründete eine Sperger-Gesellschaft, rief den Sperger-Wettbewerb für junge Kontrabassisten aus, bei denen Musik-Prominenz die Schirmherrschaft übernahm, ins Leben. Außerdem wirbt er bei seinen Kontrabass-Kollegen für die Musik Spergers, auch durch die Neuherausgabe etlicher Werke. All dies würde eine ganztägige Tätigkeit ausschöpfen, aber das von ihm 1996 gegründete und geleitete Ensemble Bassiona Amorosa liegt ihm sehr am Herzen. Im vergangenen Jahr hat es einen „Echo Klassik“-Preis gewonnen. Klaus Trumpf zeigt die kleine metallene Statue und bemerkt mit etwas Stolz: „2014 haben wir bereits diesen ehrenvollen Preis erhalten.“ Klaus Büstrin
Kaus Trumpf liest am am Freitag, dem 6. November, um 19 Uhr im Laden Gülden, in der Meistersinger-/Ecke Carl-von-Ossietzky-Straße aus seinem Erinnerungsbuch „Ein Kontrabass reist um die Welt“.
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