Bildergalerie in Sanssoucis: Wie zu Zeiten Friedrichs
Die 250 Jahre alte Bildergalerie Sanssouci zeigt in einer Sonderausstellung, wie der königliche Bauherr einst seine Kunst hängte. Friedrich der Große zahlte für die Exponate teils horrende Preise.
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Michelangelo, Rubens, Raffael, van Dyck, Dürer, Cranach. Das sind nur einige Künstlernamen, die unter den Fensterschlusssteinköpfen der Bildergalerie im Park Sanssouci zu lesen sind. Die Darstellungen dieser Köpfe haben aber keinerlei Ähnlichkeit mit den Gesichtern der Maler. Es sind keine Porträts. Friedrich II. waren nur die Namen wichtig. Mit ihnen wollte er sich schmücken, als er 1763, vor 250 Jahren, eine Galerie neben dem Schloss Sanssouci von Johann Gottfried Büring erbauen ließ. Friedrich wollte wie andere Monarchen seiner Zeit mit hochkarätigen Gemälden und Skulpturen glänzen. Aber er war auch ein Kunstkenner. Dies lässt sich an der Bildergalerie ablesen. Von einem Großteil der an den Schlusssteinköpfen genannten Maler hatte er auch Werke.
Seit gestern kann man in einer Sonderausstellung in der mit kostbaren Materialien ausgestatteten und festlichen Galerie erleben, wie Friedrich der Große sie einst einrichtete: mit Bildern, die seine Agenten auf dem europäischen Markt erwarben, sowie antiken und zeitgenössischen Skulpturen. Er zahlte horrende Preise, wenn beispielsweise Corregios „Leda mit dem Schwan“ oder Peter Paul Rubens‘ „Heilige Cäcile“ lockten. Konzeptionell hatte der König klare Vorstellungen. Bevorzugte er in jungen Jahren französische galante Bilder, waren es später der niederländische Barock oder die italienische Hochrenaissance. Gemälde mit neu- und alttestamentlichen Themen, Szenen aus der Antike, von Liebe und Tod, Jugend und Alter sowie Historiendarstellungen waren gewünscht. Doch gegenüber gemarterten Heiligen hegte er eine Abneigung. Wie zu Friedrichs Zeiten hängen die Gemälde dicht an dicht an den grünen Wänden. Doch eines der berühmtesten Bilder der Galerie, Caravaggios „Der ungläubige Thomas“, kam erst 1855/56 in die Potsdamer Galerie. „Friedrich hat ein Gesamtkunstwerk geschaffen“, sagt Saskia Hüneke, die den Anstoß für die Ausstellung gab und als Projektleiterin fungierte. Schon Marquis d’ Argens schrieb in einem Brief an seinen Freund, den König: „Was die Galerie betrifft, so ist sie unbestritten – nach St. Peter in Rom – das Schönste, was es auf der Welt gibt.“ D’Argens‘ Begeisterung hat den Titel der Sonderschau gegeben: „Die Schönste der Welt“.
Ein außergewöhnliches Erlebnis vermitteln die antiken Statuetten mit ihrer zumeist beschwingten Heiterkeit und Grazie sowie die würdevollen Büsten. Die zumeist aus der Sammlung des französischen Kardinals und Diplomaten Polignac stammenden Skulpturen befinden sich nun wieder für eine Saison in der Bildergalerie. 1830 verlagerte sie König Friedrich Wilhelm III. in das von Karl Friedrich Schinkel erbaute Museum in Berlin (heute Altes Museum), in dem erstmals ein Kunstmuseum für alle Bürger in Preußen eingerichtet wurde. Die Antiken- und die Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin unterstützte die Ausstellung durch umfangreiche Leihgaben, auch das Nationalmuseum im polnischen Poznan gab zwei Büsten, die sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts dort befinden. Im Laufe der Jahrhunderte musste die Galerie auch unter vielen unfreiwilligen Abwanderungen von Kunstwerken leiden, so während der Besetzung Napoleons 1806 sowie infolge des Zweiten Weltkrieges. Sieben Werke, die seit 1945 verschollen waren und 2010 wieder auftauchten, konnten nun ihre ständigen Plätze im Kleinen Kabinett der Bildergalerie einnehmen. In ihm und in der Hauptgalerie ist es möglich, sich einen Eindruck von der originalen barocken Hängung wie zu Zeiten seines Bauherrn und Gründers der Sammlung zu verschaffen.
Friedrichs Bildergalerie wird mit dieser eindrucksvollen Schau wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt. „Die Schönste der Welt“ hat es verdient.
„Die Schönste der Welt“, Buch zur Ausstellung, Deutscher Kunstverlag, 14,90 Euro. Die Ausstellung ist täglich außer montags, 10 bis 18 Uhr, zu sehen, Eintritt 6 Euro
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