Kultur: Zu Hause angekommen
Armin Sprotte zeigt Bilder seines Vaters Siegward auf dem Grundstück seiner Großeltern in Bornstedt
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Der große Garten soll eines Tages wieder ein gestalteter werden. Das wünscht sich Armin Sprotte. Aber alles der Reihe nach. Zunächst kehrt in das Holzhaus in der Katharinenholzstraße wieder kontinuierliches Leben ein. Der Galerist von Falkenstern Fine Art & Atelier Sprotte, Sohn des Malers Siegward Sprotte, der Ehrenbürger Potsdams ist, eröffnet am heutigen Samstag in Bornstedt eine Ausstellung mit dem Titel „Farbfolgen schaffen Landschaft“. In den Räumen sind Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder seines Vaters zu sehen, im Garten unter den alten Bäumen Metallskulpturen des Künstlers Volkmar Haase. Armin Sprotte verrät, dass er künftig in den Sommermonaten hier regelmäßig Ausstellungen veranstalten möchte, jedoch nicht nur mit Werken seines Vaters.
Das Holzhaus gehört der Siegward-Sprotte-Stiftung, in der der Künstler einen Großteil seines künstlerischen Ouevres – 4000 Arbeiten – selbst einbrachte und nun auch zu Forschungszwecken zur Verfügung steht. Armin Sprotte, der unter anderen in New York die Galerie Falkenstern Fine Art betrieb, pachtete Haus und Grundstück in der Katharinenholzstraße von der Sprotte-Stiftung.
Nach Bornstedt kehrte der 1913 geborene und 2004 verstorbene Maler immer wieder gern zurück. Kampen auf der Insel Sylt wählte er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu seinem Hauptwohnsitz. Von dort aus unternahm Sprotte immer wieder weite Reisen nach Italien, Frankreich oder nach Madeira. In Bornstedt fühlte er sich besonders wohl. Auf dem weiten Areal in der Katharinenholzstraße stand einst das um 1900 erbaute villenartige Haus seiner Eltern. In ihm erhielt er die ersten künstlerischen Anregungen. „Meine Mutter gab mir, als ich neun Jahre alt war, die ersten Anregungen im Aquarellieren. Sie malte vor meinen Augen die violette Blüte einer Klematis ohne Vorzeichnung Nass in Nass auf das weiße Papier meines Zeichenblocks. Die Kunst spontaner Erfindung und Ausübung sprach mich unmittelbar an“, schrieb Sprotte in einem Text über seine Studien und Lehrer.
Von Bornstedt aus machte er sich als Kind und später als junger Mann immer wieder auf, um den reichen Kunst-Kosmos im nahe gelegenen Park Sanssouci und seiner Schlösser zu erkunden, bei dem Gärtner und Schriftsteller Karl Foerster in Bornim, dem Nachbarn und Freund, jahrelang den blauen Rittersporn zu malen oder zu dem Maler Karl Hagemeister in Werder. Von ihm wurde er angehalten, „die bildende Natur selber, nicht einzelne Meister, sich als Vorbild zu nehmen.“
Sehr zum Leidwesen Siegward Sprottes und seiner Familie musste das Haus seiner Eltern Anfang der neunziger Jahre abgerissen werden. Eine umfassende Sanierung, so Sohn Armin Sprotte, ist nicht mehr möglich gewesen. Sie hätte Unsummen an Finanzen verschlungen. Das Gebäude wurde nämlich auf einem sehr einfachen Fundament ohne Keller erbaut, so dass Feuchtigkeit ins Haus zog. Bornstedt blieb den Sprottes erhalten. Hier wurde Mitte der neunziger Jahre das Holzhaus gebaut, das der Künstler und seine Familie hin und wieder bewohnten.
Auf dem weiten Areal des Grundstücks hat Siegward Sprotte immer wieder gezeichnet und gemalt, so auch die „Tulpen“ im Jahre 1997. Ein Bild, das er, wie Armin Sprotte erzählt, im Gedenken an seine Mutter malte, die eine ganz ausgeprägte Liebe zum Garten, zu Pflanzen und Bäumen hegte. In den Räumen ihres Hauses habe sie die wunderbarsten Blumensträuße gestaltet. Sie waren im Freundeskreis berühmt, erinnert sich der Enkel. Dieses Tulpenbild, bei dem jede Blüte wie ein eigenes Porträt wirkt, fand in der Ausstellung seinen Platz. 35 Bilder hat der Galerist in zwei erstaunlich großen Räumen arrangiert. Sie harmonieren wunderbar mit dem warmen Ton des Holzes. Man hat den Eindruck, sie sind wieder nach Hause gekommen.
Armin Sprotte wählte für die Ausstellung Werke aus den verschiedenen Schaffensjahren seines Vaters, von 1958 bis 2004: Rittersporn, Mohn, Sonnenblumen, Wogen, Wolken oder Baumfreundschaften – Motive, die Siegward Sprotte suchte und sie für sich stets neu entdeckte. Er schaute dabei auf das Wachsende, sich Entwickelnde. Dem Erleben vermochte er dann Ausdruck in Bildern zu geben. Jedoch nicht mit purer Abbildung. Ihm war es wichtig, beim Malen Einblick zu bekommen in den bildenden Prozess der Natur. Und so wird man beim Betrachten der Aquarelle, Zeichnungen und Ölbilder stets mit hinein genommen in ein aktives Schauen.
Vom Eingang des Gartens bis zum Haus begleiten den Besucher lesens- und nachdenkenswerte Sentenzen des Künstlers, der als philosophierender Maler auch ein großes schriftstellerisches Werk hinterließ. So auch diese: „Das Schauen ist die leiseste aller Berührungen und darum die intensivste“. In den vergangenen Jahren sind zwei Bücher mit den „Bornstedter Dialogen“ erschienen. Sprotte lud in das Haus in der Katharinenholzstraße hin und wieder Gäste ein, um mit ihnen über „Kunst ist Sprache“ oder „Farbe, Form, Kommunikation“ zu reden, doch immer „Auge in Auge“.
Unübersehbar sind auf dem Areal die zum Teil großen Edelstahl-Skulpturen aus glänzendem Metall von Volkmar Haase. Die frei schwingenden, mit tänzerischer Schwerelosigkeit gearbeiteten weichen Formen erinnern an Wellen. Sie eröffnen einen Dialog zu den gemalten Wellen Sprottes im Haus. Die Plastiken von Haase, der jetzt im ehemaligen Gutshaus von Brüssow in der Uckermark lebt und arbeitet, sind für Armin Sprotte der Auftakt, Werke auch anderer Künstler in Bornstedt vorzustellen.
Doch bleibt die Kunst Siegward Sprottes für den Galeristen die Nummer 1. In Kampen auf Sylt ist ständig eine Ausstellung zu sehen, die von seiner Mutter Cosmea betreut wird, und im Juli reist Armin Sprotte nach Wuhan in China. Im dortigen Kunstmuseum wird eine große Exposition mit Werken seines Vaters eröffnet.
Und da große Feste bekanntlich ihre Schatten vorauswerfen, haben Cosmea und Armin Sprotte bereits mit den Planungen für 2013 begonnen. Dann nämlich jährt sich der Geburtstag Siegward Sprottes zum 100. Mal. Dieser Anlass soll in Kampen wie in Potsdam gefeiert werden. Das Potsdam Museum bereitet eine Ausstellung vor und das Bornstedter Haus am Rande des Parkes Sanssouci wird ebenfalls wieder eine kleine, aber feine Schau mit Bildern des Meisters aufnehmen.
Eröffnung der Ausstellung am heutigen Samstag um 16 Uhr. Geöffnet samstags und sonntags von 12 bis 16 Uhr, Bornstedt, Katharinenholzstraße 8
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