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Kultur: Zwei Maler – zwei Gegensätze

Die Italiener Pietro Archis und Guiseppe Fioroni stellen Märchenhaftes in Potsdam aus

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Die Italiener Pietro Archis und Guiseppe Fioroni stellen Märchenhaftes in Potsdam aus Es ist das fröhliche sonnige Italien mit seinem Hang zur Commedia dell“ Arte, bevölkert von Kobolden, Feen und maskierten Künstlern, das Guiseppe Fioroni aus Perugia in seinen Bildern widerspiegelt. Er hatte keine Mühe, gleich zur Ausstellungseröffnung im Alten Rathaus die Herzen der Potsdamer zu erobern und es gibt bereits erste Kaufwünsche. Pietro Archis aus Laives bei Bozen präsentiert dagegen im Bürgerhaus am Schlaatz eine eher düstere Welt der Bergmärchen, lässt sie aus inneren Visionen erstehen, spielt mit Versatzstücken aus der realen Umgebung, bevorzugt dabei besonders den weiblichen Körper, geht aber weit über die Grenzen der sichtbaren, materiellen Bilderwelt hinaus. Und während Fioroni in kräftigen Farben geradezu schwelgt, sind Archis“ Bilder fast alle in gedämpften Grüntönen gehalten. Zwei Maler also, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, beide auf Einladung des Vereins „Il Ponte“ (Die Brücke) in Potsdam zu Gast. Beide Ausstellungseröffnungen eine Vorbereitung auf den Internationalen Märchenkongress in der nächsten Woche und gleichzeitig eine neue Brücke zur italienischen Partnerstadt Perugia. Landesförderung im Rahmen von „Kulturland Brandenburg – Europa ist hier“ machte die Ausstellungen möglich, aber auch private Sponsoren trugen zum Gelingen des Gesamtprojekts bei. Zu danken sind sie vor allem aber auch der Vorsitzenden des Il-Ponte-Vereins Marie-Luise Döring, die bei Italienbesuchen über Empfehlungen auf die beiden Künstler aufmerksam wurde und sie nach Potsdam holte. Während Fioroni seinen Potsdamer Einstand schon zur Bundesgartenschau 2001 gab, allerdings als Musiker, der mit italienischer Volksmusik auf historischen Instrumenten begeisterte, besucht Archis die Stadt zum ersten Mal. Fioroni hat sich der Malerei zwar schon als Kind verschrieben, aber seinen Lebensunterhalt verdiente er als Kaufmann. Er ging als Autodidakt durch die Schule befreundeter Maler und entwickelte schließlich seinen lebensfrohen Stil, bei dem die Farben explodieren. Er erschafft eine Welt zwischen Wirklichkeit und all den geheimen Zeichen, die die Natur sendet und die sich für ihn in Feen und Kobolden, aber auch den Straßenmusikanten und Sommernachtstraumfiguren manifestieren. Dafür begibt sich Fioroni immer wieder auf die Suche in seiner Umgebung, lässt sich von alten Leuten Märchen erzählen oder erforscht Volksmusik, um sie vor dem Vergessen zu retten. Er selbst spielt traditionelle Instrumente wie Akkordeon, Dudelsack und Schalmei. Archis studierte an der Kunstschule Valgardena und an den Kunstakademien Venedig und Florenz und hat seinen Weg als Maler unbeirrt verfolgt. Er lebt mit einer Großfamilie auf einem ehemaligen Bauernhof, betrieb nebenher Landwirtschaft, widmet sich nun aber ausschließlich der Malerei. Und in einer Hinsicht ist auch er Autodidakt. Pietro Archis lässt seine Bilder nicht gern aus den Augen, er reist mit ihnen in einem Wohnmobil an und hängt auch die Ausstellungen vorwiegend selbst. Ganz im Gegensatz zu seiner praktischen, bodenständigen Art, seiner Vorliebe für gutes Essen und einen kräftigen Schluck Wein, erzählen die Werke des Bozeners von inneren Welten, Geistesabenteuern und vom Schwebezustand zwischen Traum und Wirklichkeit. Immer wieder kreisen die Gedanken des Malers um Frauenkörper, letztlich aber um sein Ego, sein Ich. Für dieses Kreisen um sich selbst hat er sogar zwei neue Worte geprägt: Egodisco und Egotubo. Sie lassen sich nur schwer aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzen und man muss wohl genauso wie bei seinen Gemälden erfühlen, wie äußere und innere Welten zu einer neuen Einheit verschmelzen. Egodisco ist die Scheibe, auf der das Ich steht und alles andere kreist darum, Egotubo ist die Welt eingesperrt in eine Röhre. Archis ist es dabei im Grunde egal, ob sich seine Malerei dem anderen erschließt. Gerade das aber hat ihm eine hohe Eigenständigkeit und besondere künstlerische Handschrift bewahrt. Eines eint jedoch beide Maler. Ihnen sitzt der Schalk im Nacken. Befragt, ob er auch persönlich schon Kobolden begegnet sei, meint Fioroni, dass sie bei ihm ein und aus gingen. Immer wieder versteckten sie etwas, was erst nach Tagen wieder auftauche. Seine Sekretärin könne das beschwören. Für Archis kommen die Sagen- und Märchengestalten aus seinem Inneren, gewinnen Form und Gestalt. Wenn er ihnen dann in einer Geschichte begegne, erkenne er sie wieder, habe sie aber nicht bewusst verwendet. Auch die immer wieder von ihm zitierten weiblichen Formen entstünden ohne Modell. Schließlich wisse jeder wie eine Frau aussehe. Doch dann reitet ihn der Schalk. Eigentlich wisse das niemand wirklich, auch die Frauen selbst nicht, meint er lachend. Hella Dittfeld

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