
© Andreas Klaer
Bahnhof Michendorf: Die Gemeinde kauft ihren Bahnhof nicht
Der Bahnhof Michendorf wird verkauft. Allerdings findet sich in der Gemeinde Michendorf keine Mehrheit für das Gebäude. Nun soll der Bahnhof Anfang nächsten Jahres versteigert werden.
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Michendorf - Debatte beendet: Die Gemeinde wird kein Angebot zum Kauf des Michendorfer Bahnhofs abgeben. SPD, Linke und FDP hatten in der Gemeindevertretung am Dienstagabend einen entsprechenden Antrag gestellt. Demnach sollte das Rathaus ein Angebot zum Erwerb des Bahnhofs abgeben, für den die Deutsche Bahn im Zuge einer Ausschreibung keinen passenden Käufer gefunden hatte. Dem Vernehmen nach wurden von der Bahn 330 000 Euro für das Bahnhofsgebäude gefordert.
Knappe Entscheidung gegen den Kauf des Bahnhofs
Im Antrag der drei Fraktionen wurde nun vorgeschlagen, ein Angebot für 114 000 Euro abzugeben. Der Betrag war in einem Wertgutachten der Gemeinde ermittelt worden. Die Abstimmung im nichtöffentlichen Sitzungsteil fiel denkbar knapp aus – neun Stimmen gab es für, zehn gegen einen Kauf. Die Bahn würde die Gemeinde als Käufer bevorzugen, doch schon im Mai hatten die Gemeindevertreter den Ankauf abgelehnt.
Zwischenzeitlich hatten 1400 Bürger in einer Petition für den Erhalt des Bahnhofslokals „Schneiders“ und den Kauf des Bahnhofs unterschrieben. „Ich halte das Bahnhofsgebäude nach wie vor für wichtig für die Gemeindeentwicklung“, sagte SPD-Fraktionschef Volker-Gerd Westphal nach der Sitzung. Er fürchtet, dass das Gebäude zum Spekulationsobjekt werden könnte, wenn „die Gemeinde nicht die Hand drauf hat“.
Reicht eine Million für die Sanierung?
Unterschiedlich werden vor allem die Risiken bewertet, die mit einem Kauf verbunden sind. Im Wertgutachten der Gemeinde waren Sanierungskosten von etwa einer Million Euro ermittelt worden, die Bahn hatte die Kosten mit 180 000 Euro angegeben. Westphal betonte, dass im Gemeindegutachten auch eine Minimalvariante für knapp 300 000 Euro errechnet worden sei – ein Betrag, den sich die Gemeinde leisten könne, zumal es auch Einnahmen vom Lokal und vier weiteren Mietparteien geben würde.
Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) glaubt derweil nicht einmal, dass eine Million für die Sanierung reichen wird. „Im Gutachten werden auch zahlreiche Risiken benannt, die nicht näher betrachtet wurden“, so Mirbach gegenüber den PNN. So seien Fragen nach Fassaden-, Hausschwamm- und Holzbockschäden offengeblieben. Auch auf die enormen Kostenrisiken, die mit den Brandschutzauflagen verbunden sein könnten, hätten die Gutachter hingewiesen. Noch dazu sei der Denkmalschutz im Spiel und es müssten Energiespar-Auflagen erfüllt werden.
Gemeinde Michendorf beteiligt sich nicht an Versteigerung
Mirbach betonte, dass sich die Gemeinde nicht völlig aus dem Projekt herausziehen wolle. So wolle man private Initiativen aus der Region unterstützen, die den Bahnhof erwerben wollen und für die es bereits Ideen gebe. Von den Fördermitteln, die Infrastrukturministerin Kathrin Schneider unlängst für die Bahnhofssanierung in Aussicht gestellt hatte, könnten ebenso gut private Unternehmungen profitieren. Zudem hätten sie weniger Auflagen als die Gemeinde für ein öffentliches Gebäude zu erwarten.
Anfang kommenden Jahres soll das Gebäude nun versteigert werden, wie es hieß. Auch daran wird sich die Gemeinde nicht beteiligen.
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