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Von Thomas Lähns: Die Holländer kommen

Acht niederländische Milchbauern gibt es mittlerweile in der Region. Der Preisverfall belastet auch sie

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Potsdam-Mittelmark - Milchbauer Peter Roubroeks ist in die jahrhundertealten Fußstapfen seiner Landsleute getreten: Vor 850 Jahren waren Holländer und Flamen nach Brandenburg gekommen und siedelten sich im Fläming an. Roubroeks ist mit seinem Bruder und seinem Onkel 1993 aus Holland hierher gekommen. Er übernahm die ehemaligen LPG-Stallungen am Rande des Dorfes Damelang, und wie einst die Flamen mühsam das Land den Sümpfen abgerungen haben, hat er gut gewirtschaftet und eine brachliegende Genossenschaft in ein florierendes Unternehmen verwandelt.

Acht Milchviehbetriebe in der Mittelmark werden mittlerweile von Holländern geführt. Sie gelten als Experten auf diesem Gebiet, sind offen gegenüber Neuerungen und berücksichtigen Altbewährtes. Damit sind sie nicht nur hier erfolgreich: In Mecklenburg-Vorpommern werden mittlerweile 15 bis 20 Prozent des gesamten Milchertrages von ihnen produziert. Der Kreisbauernverband hat den Trend erkannt und will die holländischen Kollegen in seine Arbeit mit einbeziehen. Bei der traditionellen Tour des Landrates und seines Verwaltungsstabes zu Höfen in der Region waren gestern einige Holländer dabei. Für Landrat Lothar Koch (SPD) war dies der letzte offizielle Termin in seinem Amt mit den Bauern.

In Holland seien Weideflächen knapp, erklärte Roubroeks. Deshalb sei er nach seiner Ausbildung in die neuen Bundesländer gekommen. „Im Frühjahr haben wir das erste Futter angebaut, im Herbst 33 Kühe gekauft“, so der Milchbauer. Mittlerweile stehen 420 in den Ställen, 190 werden gemolken und bringen es auf eine Milchleistung von durchschnittlich 7800 Litern pro Jahr und Tier.

Die Probleme der Holländer unterscheiden sich indes nicht von denen der Alteingesessenen: Der Milchpreis ist bei einem Tiefststand von 25 Cent pro Liter angekommen, und damit lasse sich nicht mehr wirtschaften. „Wir müssen erst einmal durchs tiefe Tal der Tränen, das haben uns die Molkereien gesagt“, sagte Roubroeks kopfschüttelnd. Er bleibe dennoch optimistisch, im Mai stehe eine neue Verhandlungsrunde mit den Supermarktketten an. Investitionen in die Technik sind momentan kaum möglich, bestätigte auch Rien Vermue, Geschäftsführer der Milchviehanlage in Werbig. Er ist auch von den Banken enttäuscht: Ein Kredit für einen neuen Melkstand sei ihm verwehrt worden. „Das sind schlechte Zeiten für so eine Anschaffung, hat man mir gesagt. Aber wer führt das Unternehmen – die Bank oder ich?“

Immerhin: In solchen Fälle will jetzt offenbar das Land in die Bresche springen. Brandenburgs Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) hat vor kurzem angekündigt, dass Investitionen weiter durch das Land unterstützt und die Fördersätze für Unternehmen angehoben werden sollen. Auch für andere Probleme der Bauern bahnen sich Lösungen an, zum Beispiel für überflutete Acker- und Weideflächen. Station wurde gestern beim Wasser- und Bodenverband Plane-Buckau in Golzow gemacht, der hier Pionierarbeit leistet: Seit 2004 sind 1,5 Millionen Euro Landes- und EU-Mittel in die Sanierung von Stau- und Wehranlagen investiert worden. „Damit ist den Bauern ein wirksames Werkzeug gegeben worden, den Wasserstand zu regulieren“, so WBV-Geschäftsführer Ronald Hoffmann.

Auch die Kreisverwaltung hat ein Herz für die Landwirtschaft: Statt die Einhaltung von Förderrichtlinien erst im Nachhinein zu prüfen und notfalls Geld zurückzufordern, will man jetzt Präventivkontrollen machen und mit Rat zur Seite stehen, so Fachbereichsleiter Hans-Georg Hurttig. „Wenn wir uns weiter gegenseitig helfen, hat die Landwirtschaft trotz aller Widrigkeiten eine Zukunft“, so Landrat Koch. Die Angst, dass sich dies unter seinem Nachfolger Wolfgang Blasig (SPD) ändern könnte, nahm Koch den Bauern: Die Kreisverwaltung sei wie ein Tanker, der sich nicht so ohne Weiteres in eine andere Richtung steuern lasse.

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