GÄSTEBUCH: Die Queen ehrt Stahnsdorf
Der Besuch auf dem Südwestkirchhof soll an den Fortbestand einer Tradition zu DDR-Zeiten erinnern
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GÄSTEBUCHDer Besuch auf dem Südwestkirchhof soll an den Fortbestand einer Tradition zu DDR-Zeiten erinnern Stahnsdorf - Die Queen kommt nach Stahnsdorf. Am 3. November wird sie im Rahmen ihres Staatsbesuchs die Grabstätte britischer Soldaten auf dem Südwestkirchhof besuchen und dabei auch mit Stahnsdorfern zusammentreffen. Das gab der Britische Botschafter Peter Torry gestern auf einer Pressekonferenz in Berlin bekannt. Für die Queen sei es durchaus üblich, bei ihren Besuchen im Ausland so genannten „Commonwealth War Graves“ die Ehre zu erweisen, sagte Torry. Im Jahr 2000 war es der Friedhof in der Berliner Heerstraße. Dass die Wahl jetzt auf Stahnsdorf gefallen ist, liege nicht nur an der „beeindruckenden Anlage“. Als Grund nennen die Briten vor allem die Rolle des Gräberfelds zu DDR–Zeiten: Stahnsdorfer hätten gegen den Willen und Widerstand der Behörden die Feierlichkeiten zum „Remembrance Day“, an dem des Waffenstillstandes vom Ersten Weltkrieg gedacht wird, besucht – ein Symbol für das spätere Zusammenwachsen. Einige von ihnen werden gemeinsam mit Bürgermeister Gerhard Enser an der Zeremonie teilnehmen. Auf dem Gelände sind 1176 britische Soldaten beigesetzt, die zwischen 1914 und 1919 in brandenburgischen Lagern und Lazaretten ums Leben kamen. Im Jahr 1924 hat die Evangelische Kirche das Gräberfeld der britischen Kriegsgräberverwaltung übereignet. Seitdem ist es königliches Hoheitsgebiet, was besonders zu Zeiten des Eisernen Vorhangs von gewisser Brisanz war. Queen Elizabeth ist im Rahmen ihren viertägigen Besuchs am 3. November zunächst in Potsdam zu Gast und kommt dann am Nachmittag in Begleitung von Ministerpräsident Matthias Platzeck nach Stahnsdorf. Vorgesehene Ankunftszeit in dem penibel durchgeplanten Tag: 15.50 Uhr. Hier wird sie gemeinsam mit ihrem Mann Prinz Philip einen Kranz niederlegen. Geplant ist außerdem, dass der Landesbischof Wolfgang Huber ein Gebet sprechen wird. Zu Mauerzeiten waren es Mitglieder der Evangelischen Kirche aus Stahnsdorf, die sich zusammen mit den Britischen Behörden um die Pflege des Friedhofs kümmerten. Deshalb wird es auch zu einem kurzen Gespräch der Königin mit Vertretern der evangelischen Kirche kommen. Außerdem erwartet werden die Botschafter der fünf Commonwealth-Staaten Indien, Australien, Kanada, Neuseeland und Südafrika. Etwas zurückhaltend äußerten sich die Organisatoren gestern darüber, inwieweit die Bevölkerung die Möglichkeit haben wird, einen Blick auf den königlichen Besuch zu bekommen. Zwar heißt es, die Queen suche immer „Kontakt zu möglichst vielen Menschen.“ Aber nicht alle Termine sind öffentlich. Wer aber bereit ist, früh genug zu kommen und Sicherheitskontrollen über sich ergehen zu lassen, der sollte die Chance haben, hieß es. Für den Kurzbesuch der Queen bedarf es einer gigantischen Vorbereitung. Zur ersten Begehung des Südwestkirchhofs Ende September hatte das Königshaus eine ganze Abordnung von mehr als einem Dutzend Menschen geschickt, inklusive Privatsekretär und Sicherheitsberater, wie PNN von Kirchhofsverwalter Olaf Ihlefeldt erfuhren. Dabei war auch der Botschafter selbst und weitere Vertreter aus Militär- und Diplomatenkreisen. Von deutscher Seite kamen Beamte aus dem Auswärtigen Amt sowie von Landes- und Bundeskriminalamt. Ihlefeldt selbst wird ebenfalls an der Zeremonie teilnehmen und einige Worte mit Queen Elizabeth wechseln. Wer in der Stahnsdorfer Delegation vertreten sein wird, konnte der Bürgermeister Enser gestern noch nicht sagen. Das solle sich heute bei einem Treffen herausstellen. So viel konnte Enser aber schon sagen: „Wir verstehen den Besuch als eine Ehrung.“ Volker Eckert Die Queen ist nicht die erste staatstragende Persönlichkeit, die den Südwestkirchhof besucht. Schon vor der Wende weilten während der Ehrungen der britischen Soldaten u.a. die Botschafter aus Indien, Kanada und Australien in Stahnsdorf, was immer als politisch herausragendes Ereignis galt. In den vergangenen Jahren wurden der israelische Botschafter Shimon Stein und sein schwedischer Amtskollege auf dem Südwestkirchhof begrüßt. Im Vorjahr waren zur Ehrung der italienischen Kriegsgefangenen die Botschaftssekretärin und der Militärattaché Italiens zu Gast. Ex-Bundeswirtschaftminister Otto Graf Lambsdorff ist nicht nur Besucher des Friedhofes, sondern auch Mitglied des Fördervereins. Erst vor wenigen Wochen besuchte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zur Ehrung des Sozialdemokraten Rudolf Breitscheid den Südwestkirchhof.
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