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Seyfarths Büsten bestehen aus einem Gemisch von Marmormehl und Porzellanpulver. Deshalb bringen sie auch einiges auf die Waage.

© Marco Zschieck

Potsdam-Mittelmark: Ein nachgefragter König

Stuckateur Thomas Seyfarth aus Caputh hat zum Friedrich-Jubiläum besonders viel zu tun

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Schwielowsee – In seiner Werkstatt in Caputh ist der Stuckateur Thomas Seyfarth ganz in seinem Element. Auf Regalen und Tischen stehen große und kleine Büsten allerlei historischer Prominenz. Es müssen Hunderte sein, gezählt hat er sie nie. Neben Einstein und Kant findet sich ein gutes Dutzend aus der Familie Hohenzollern – am häufigsten ist der Alte Fritz dabei. Mit oder ohne Dreispitz, mal jünger, mal älter.

Für dieses Jahr rechnet Seyfarth mit einer Friedrich-Sonderkonjunktur. Der 300. Geburtstag des berühmten Preußenkönigs dürfte die Nachfrage nach dessen Büsten befeuern – und das nicht nur in Potsdam. Seyfarths Abnehmer sind weit verstreut. Überwiegend handelt es sich dabei um Museen. Die größeren Güsse sind meistens für Ausstellungen bestimmt, die kleineren werden in Museums-Shops verkauft.

So kam es auch zum Kontakt mit Prinz Georg Friedrich von Preußen, dem aktuellen Oberhaupt der Dynastie. Der suchte nach Büsten für den Stammsitz der Familie in Baden-Württemberg. Eines Tages stand er dann in Seyfarths Werkstatt und schaute sich die Arbeiten an. Seitdem werden die Büsten aus Caputh auf der Hohenzollern-Burg bei Hechingen verkauft. Ein anderer Abnehmer ist das Haus Doorn in den Niederlanden. Dort lebte der abgedankte Kaiser Wilhelm II. bis zu seinem Tod, heute gibt es dort ein Museum.

Mit der Geschichte der preußischen Könige kam Seyfarth schon früh in Kontakt. In der Potsdamer Feuerbachstraße gleich neben dem Park Sanssouci ist er aufgewachsen. „Wir haben als Kinder im Park gespielt. Manchmal haben wir auch Weintrauben gepflückt“, erinnert sich der 64-Jährige. „Und die ganzen Figuren fand ich schon damals interessant.“ Mitte der 60er Jahre lernte er dann Stuckateur bei den Defa-Studios und baute dort Filmkulissen. Später arbeitete er im Park Sanssouci und restaurierte Figuren.

Kurz vor dem Ende der DDR machte er sich selbstständig. Büsten von Friedrich II. waren auch bei Sanssouci-Besuchern gefragt, die in harter Währung zahlen konnten. Für die DDR-Oberen Grund genug, Seyfarths Geschäft zu genehmigen. Nach der Wende kamen bald Museen aus den alten Bundesländern, später auch aus dem Ausland. So beauftragte ihn das Museum Kaliningrad, eine Büste des Philosophen Immanuel Kant anzufertigen.

Unabhängig vom Jubiläum verkaufen sich die Skulpturen Friedrich des Großen am besten. Die Kautschukformen für die Abgüsse nimmt Seyfarth direkt von historischen Originalskulpturen. Von Friedrich II. hat er eine alte Kopie der Totenmaske.

Seyfarths Büsten bestehen aus einem Gemisch von Marmormehl und Porzellanpulver. Deshalb bringen sie auch einiges auf die Waage: „Der wiegt bestimmt 70 Kilo“, sagt Seyfarth und zeigt auf eine etwa einen halben Meter große Büste des preußischen Reformers Freiherr vom Stein, die in Seyfarths Werkstatt einen Strohhut trägt. „Der ist natürlich nicht original“, versichert Seyfarth.

Um seine Kunst zu perfektionieren, berührt er Figuren in Museen – sofern es ihm gestattet wird. „Es macht einfach Spaß, sie anzufassen“, sagt der Stuckateur. Es komme auch vor, dass ihm das Original zerstört geliefert wird – wie bei einer Figur, die den Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. in jungen Jahren darstellt. „Das waren nur noch Scherben.“ Seyfarth klebte sie wieder zusammen und konnte davon einen Abdruck nehmen. Daneben steht eine Büste des Arbeiterführers Ernst Thälmann. Ihm fehlt ein Ohr. So kommen in Seyfarths Hofwerkstatt ganz verschiedene Epochen zusammen.

Das Friedrich-Jubiläum wird für den Stuckateur auch eine Art Abschluss sein. Im kommenden Jahr erreicht er das Rentenalter und will dann etwas kürzertreten. Ganz von den Büsten will er sich nicht trennen. „Dafür macht es zu viel Spaß“, sagt er.

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