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Potsdam-Mittelmark: Einsteins Präsenz soll wieder spürbar werden Gestern offizieller Start der Restaurierung des Sommerhauses in Caputh / Ab Mai 2005 ist es wieder zugänglich

Schwielowsee · Caputh - Der alte Lack wurde zum Teil bereits abgeschliffen. Und unter der dicken, roten Farbschicht tritt das rötlich schimmernde, gut erhaltene Holz der amerikanischen Douglasie zutage.

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Schwielowsee · Caputh - Der alte Lack wurde zum Teil bereits abgeschliffen. Und unter der dicken, roten Farbschicht tritt das rötlich schimmernde, gut erhaltene Holz der amerikanischen Douglasie zutage. Die jüngeren Fotos des Einsteinhauses geben ein falsches Bild, weiß Architekt Eberhard Lange: Die Holzfassade vom geliebten Sommerhaus des Nobelpreisträgers in Caputh war nämlich ursprünglich nur lasiert, das helle Holz sichtbar. Bis Mai kommenden Jahres wird alles wieder so, wie es Einsteins Architekt Konrad Wachsmann einst wollte. Eberhard Lange betreut die Rekonstruktion, die gestern – wenngleich die Gerüste schon seit einigen Wochen stehen – offiziell begann. Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) gab den Startschuss. Lange hat man in Caputh auf diesen Tag gewartet. Zum Einstein-Jahr 2005 soll das Einsteinhaus wieder hergerichtet sein. Die Allgemeine Relativitätstheorie wird dann 100 Jahre alt, es ist zugleich das 50. Todesjahr des Genies. Ein Erbenstreit hatte Investitionen in die Bausubstanz seit der Wende verhindert. Seitdem klar ist, dass 70 Prozent des Gebäudes der Hebräischen Universität Jerusalem gehören, geht es endlich vorwärts. Den Rest besitzt eine Erbengemeinschaft, die aber ihren Anteil an die Uni verkaufen will. „Da die Kollegen aus Israel nicht ständig vor Ort sein können, haben wir die Verantwortung übernommen", sagte Professorin Susan Neimann, Direktorin des Potsdamer Einsteinforums. Es wird das Haus auch nach der Sanierung betreuen und verwalten. „Das Einsteinhaus ist das einzige Gebäude auf der Welt, an dem noch etwas von der Person erlebbar ist", hob Neimann hervor. Die Berliner Stadtwohnung sei im Krieg ebenso zerstört worden wie sein Geburtshaus in Ulm. Und Albert Einsteins Wohnhaus im amerikanischen Princeton wurde umgebaut und seitdem intern von der Universität genutzt. Der Physiker habe noch zu Lebzeiten verfügt, dass dieses Gebäude nicht zum Denkmal werden dürfe. „Er wehrte sich gegen die Fetischisierung seiner Person.“ Auch das Sommerhaus in Caputh, in dem der Erfinder mit seiner Familie von Sommer 1929 bis zu seiner Ausreise aus Deutschland im Dezember 1932 die meiste Zeit des Jahres lebte, wird kein reines Museum. „An einem Tag in der Woche soll es für Besucher geöffnet sein“, kündigte Neimann an. „Die übrige Zeit soll das Haus für wissenschaftliche Klausurtagungen oder besondere Anlässe zur Verfügung stehen.“ Das Gebäude solle wieder zum Ort werden, an dem „die Präsenz dieses unkonventionellen Geistes spürbar wird“, wünscht sich Neimann. Eine halbe Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. Die Summe bringen je zur Hälfte die Cornelsen Kulturstiftung – sie beteiligte sich bereits an der Sanierung des Caputher Schlosses – und der Bund auf. Selbst der Garten kann dafür nach altem Vorbild wieder hergerichtet werden, freut sich ChefArchitekt Eberhard Lange: Unten Streuobstwiese, oben am Haus dezente Blumenbepflanzung. Die Innenräume bekommen ihren Anstrich mit sommerlichen Farben zurück, Paneele und Einbaumöbel werden auf Vordermann gebracht und der große, über Jahrzehnte verbaute Raum im Erdgeschoss hat bald wieder seine alten Konturen. Dach und Leitungen werden erneuert, vermoderte Kiefernbalken ersetzt, Treppenhäuser und Dachterrasse wieder gangbar gemacht. Nur die Rüschen und Schnörkel des Interieurs, die Einstein den klaren Formen Wachsmanns – bewusst oder unbewusst – entgegensetzte, werden nicht mehr zu finden sein. Die Einrichtung ging in den Jahren nach 1933, als Einstein von einem Amerika-Aufenthalt nicht nach Deutschland zurückkehrte, verloren.

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