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Geldmaschine. Mitarbeiter Thomas Schulze führt eine der Maschinen der Kleinmachnower Firma CountR vor.

© Ottmar Winter PNN

Weltweiter Erfolg für Kleinmachnower Firma: Für die Casinos von Las Vegas bis Seoul

Die Kleinmachnower Firma CountR stellt Auszahlmaschinen her, die sie weltweit vertreibt. Auch die Air Force ist Kunde.

Von Sarah Stoffers

Kleinmachnow - Wenn Spieler in den Casinos dieser Welt mit ein wenig Glück den Jackpot knacken, besteht die große Chance, dass eine Maschine aus Kleinmachnow ihnen ihr Geld ausspuckt. Die Firma CountR GmbH, mit Sitz im Europarc in Kleinmachnow hat sich sehr erfolgreich auf die Entwicklung und Fertigung von Auszahlmaschinen spezialisiert. Ihre Maschinen stehen nicht nur in Casinos von Las Vegas, Seoul, Moskau, Helsinki, im chinesischen Macau oder in Australien, sondern auch auf United States Air Force-Basen weltweit.

Rainer H. Seyer, Geschäftsführer von CountR.
Rainer H. Seyer, Geschäftsführer von CountR.

© Ottmar Winter PNN

CountR wurde von Rainer H. Seyer gegründet. Der gebürtige Berliner hat an der TU Berlin Informatik studiert. 1989 fing er als Softwareentwickler in einem mittelständischen Unternehmen an, das Münzzählmaschinen herstellte. Zu dieser Zeit wurden die Gewinne in den Casinos noch in Münzen ausgezahlt, was laut Seyer einen ungeheuren logistischen Aufwand bedeutete. Denn nachdem die Gewinner die Münzen in Scheine umtauschen ließen, mussten erstere wieder zurück in die Spielautomaten gebracht werden. Deswegen habe CountR, erklärt Seyer, angefangen Auszahlmaschinen für die Casinos zu bauen. Eine seiner Aufgaben war die Mitentwicklung eines Selbstbedienungsterminals. Über seine Arbeit habe er erstmals Kontakt zur U. S. Air Force knüpfen können, die auf ihren Basen zur Unterhaltung ihrer Rekruten Spielautomaten aufstellen lassen. Etwa in Grönland, auf den Azoren oder auch in Ramstein. „Für die Amerikaner ist das normale Unterhaltung“, sagt Seyer. Das auf den Basen eingenommene Geld wird an Nichtregierungsorganisationen gespendet und fließt in gemeinnützige Projekte, beispielsweise in Kindergärten.

Vom Segeln zur Software

2003 startete Seyer mit CountR. Am Anfang arbeitete er allein mit zwei weiteren Softwareentwicklern. Auch Dominik Winau war dabei, heute ist er Mitgeschäftsführer und kümmert sich vor allem um die finanziellen Belange der Firma. Er und Seyer kennen sich seit ihrer Kindheit. Früher haben beide sehr erfolgreich gesegelt und waren im A-Kader des deutschen Seglerverbands. Das System der Auszahlmaschinen von CountR ist einfach: An den Spielautomaten werden die Gewinne heute nicht mehr in Chips ausgezahlt, so wie früher, sondern in Form eines Tickets. Der Code darauf hat die Geldsumme gespeichert. Mit diesem gehen die Gewinner zu den Automaten von CountR, lassen ihn einlesen, ähnlich wie eine EC-Karte am Bankautomaten, und bekommen ihren Gewinn in Scheinen oder auch Münzen ausgezahlt. In den USA können die Kunden außerdem zusätzlich per Kreditkarte Geld abheben. Die Automaten gibt es in verschiedenen Größen, je nachdem wie viele Geldkassetten in dem Gerät Platz bekommen sollen. Die größte fasst sechs Geldkassetten, in die wiederum je 2500 Banknoten passen. Somit könnten bis zu 1,5 Millionen US-Dollar im größten Automaten vorhanden sein, erklärt Seyer.

Firmenzentrale von CountR Cash Systems in Kleinmachnow.
Firmenzentrale von CountR Cash Systems in Kleinmachnow.

© Ottmar Winter PNN

Am Anfang erstellte die Firma nur die Software, ein Partnerunternehmen war für die Hardware sowie für den Vertrieb zuständig. 2008 trennte man sich. CountR übernahm ab da auch die Produktion und den Vertrieb. In Kleinmachnow wird vor allem entwickelt und an der Software getüftelt. Außerdem übernimmt das Team die Qualitätskontrolle, nimmt die Aufträge entgegen, leitet die Versendungen in die Wege und führt Reparaturen durch. CountR verkauft seine Maschinen nicht direkt an die Kunden, sondern sucht sich Vertragspartner vor Ort, die den größten Teil des Supports und der Betreuung übernehmen. Gefertigt werden die Maschinen in Tschechien, Portugal, aber auch in Brandenburg. Weltweit haben wurden im vergangenen Jahr 375 Stück verkauft.

Fingerabdrücke für Amerika

Mit dem Vertrieb in die ganze Welt kamen unerwartete Probleme auf die Firma zu, erzählt Seyer. So sei vor allem in den USA der Markt sehr reguliert, weshalb CountR für jeden Bundesstaat eine Lizenz beantragen musste, die sie immer wieder verlängern müssen. Dafür musste die Firma nicht nur die Finanzen der vergangenen zehn Jahre offenlegen und von einem Notar ihre Unterschriften beglaubigen lassen, sondern die beiden Geschäftsführer mussten auch ihre Fingerabdrücke abgeben. „Das gehört in den USA dazu. Wir wussten zunächst nicht, wo wir in Deutschland unsere Fingerabdrücke abnehmen lassen können und sind zur Polizei gegangen“, sagt Seyer. Doch die half ihnen nicht. Auch an die Botschaft und das Bundeskriminalamt wandten sie sich, zunächst erfolglos. Bis ein BKA-Beamter sich erbarmte und ihnen die nötigen Abdrücke abnahm. Er ist jetzt jedoch in Pension gegangen. „Wie wir das nun in Zukunft machen, müssen wir noch sehen“, sagt Seyer.

Cash per Ticket. So werden Gewinne ausgezahlt. 
Cash per Ticket. So werden Gewinne ausgezahlt. 

© Ottmar Winter PNN

Ihr Haus unweit des Stolper Bergs hat das Unternehmen 2015 bezogen. Zuvor hatte die Firma seine Büros im Europarc. Seyer hat sich bewusst für Kleinmachnow entschieden. „Ich komme aus Schlachtensee und wollte nicht in die Stadt“, sagt er. Das Grundstück haben sie von der Gemeinde gekauft. Seither ist CountR noch einmal gewachsen, so dass bald angebaut werden soll: Geplant sind mehr Platz für die Werkstatt und das Lager sowie weitere Büroräume. Mit den beiden Geschäftsführern arbeiten aktuell 27 Personen für die Firma. Für ihre Geräte entwickeln sie auch die Sicherheitssoftware, da nur ausgewählte Mitarbeiter die Maschinen leeren und neu bestücken dürfen. „Früher waren das Fingerabdruckleser oder Venenlesen. Die neuesten Maschinen haben eine Gesichtserkennung“, sagt Seyer. Damit werden mithilfe einer eingebauten Kamera Augen, Nase und die Mundregion erkannt.

Eine der neuesten Entwicklung ist ein System für die Spieltische namens „Tita“, Tickets at table. Damit können Tickets an den Spieltischen, etwa beim Blackjack, direkt ausgegeben oder gegen Geld eingetauscht werden. Die Maschine zählt außerdem das Geld, wodurch der Dealer einen besseren Überblick hat, wie viel an seinem Tisch eingenommen wurde. Das ist bislang nämlich nicht so. Auch Falschgeld kann so leichter ausgemacht werden. „Wir haben vor, davon in diesem Jahr 300 Stück zu verkaufen und das System zu unserem zweiten Standbein auszubauen“, sagt Seyer. Derzeit verhandelt die Firma dafür mit einem größeren Casino.

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