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Potsdam-Mittelmark: Gebündelter Protest gegen Windräder im Wald

Die Fichtenwalder bringen 23 Bürgerinitiativen aus dem gesamten Land an einen Tisch. Petition an den Landtag

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Beelitz - 3000 Windräder im Lande sind mehr als genug: Das ist die gemeinsame Haltung von 23 Bürgerinitiativen aus ganz Brandenburg, deren Vertreter sich jetzt in Fichtenwalde getroffen haben. Unter Federführung der dortigen Initiative „Natürlich gegen Lärm e.V.“ verständigten sie sich auf auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die weitere „Verspargelung“ der Mark. Der Versammlungsort hätte kaum passender sein können: Der Kiefernforst südlich der Waldgemeinde ist als Eignungsgebiet für Windkraftanlagen ausgewählt worden.

Gegen diese Pläne laufen Bürger aus Fichtenwalde, Borkwalde und Beelitz-Heilstätten seit Monaten Sturm. Die Stadt Beelitz hat mit der Aufstellung eines Teil-Flächennutzungsplanes reagiert, um zu verhindern, dass Landbesitzer ihren Boden sofort an Windkraft-Investoren verpachten. Der Bau von Windrädern gilt – im Hinblick auf die auch auf Landesebene forcierte Energiewende – als privilegiertes Vorhaben und muss nur vom Landesumweltamt genehmigt werden, selbst wenn die Anlagen im Wald entstehen sollen. Vollständig verhindern können die Beelitzer das aber nicht, zu groß wäre das Risiko einer Niederlage vor Gericht. Sie können die Entwicklung nur ordnen.

In erster Linie zuständig für die Ausweisung von Eignungsgebieten ist die Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming, die zurzeit einen neuen Regionalplan erstellt. „Die Gebiete bei Fichtenwalde spielen für uns eine große Rolle“, erklärte der Leiter der Planungsstelle, Harald Knauer gegenüber den PNN. Seine Behörde arbeite eng mit der Stadt Beelitz zusammen. Noch lasse sich nicht sagen, wie viele Windräder hier tatsächlich entstehen können. Der Entwurf soll im Frühjahr in die Trägerbeteiligung gehen, danach wird er auch den Bürgern vorgelegt. Das übergeordnete Ziel ist indes klar: Im Entwurf der Landesregierung für eine neue Energiestrategie 2030 ist von zwei Prozent der nutzbaren Landesfläche die Rede, auf der Platz für Windkraftanlagen sein soll.

Den Flächenbedarf pro Windrad bezifferte Knauer auf 0,6 Hektar – inklusive dem Platz für Transport, Aufbau und Wartung. Für 20 Windräder müssten also 12 Hektar Wald gerodet werden, erklärte er. Der Abstand zwischen den Anlagen müsse indes 300 Meter betragen, was den Wildwuchs noch mehr eingrenzt. Eine ähnliche Rechnung hat Landrat Wolfgang Blasig (SPD) als Vorsitzender der Planungsgemeinschaft in einem Brief an die Bürgerinitiative aufgemacht: Von 100 Hektar Wald würden durch die Windräder 4,2 verloren gehen. „Eine großflächige Vernichtung ist dies nicht“, so sein Fazit. Im Übrigen genieße der Fichtenwalder Kiefernforst bis auf seinen Erholungswert keine besondere Funktion.

Dennoch fordern die Fichtenwalder – und die 22 anderen Bürgerinitiativen – ihr „Menschenrecht auf auf einen gesunden Lebensraum“ ein. „Die Konsortien der Windrad-Betreiber erzeugen enormen Druck, um noch mehr Anlagen aufstellen zu können. Für diese Firmen winken enorme Gewinne, die per Gesetz garantiert werden.“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben. Es gehe nicht um ökologisch sinnvolles Verhalten, sondern um Profitgier – und das sei „Öko-Brandschatzung“ der märkischen Wälder, so der Vorwurf. Stattdessen sollten erst einmal die vorhandenen Anlagen ausschöpfend genutzt werden, so Stefan Müller, Sprecher der Fichtenwalder Windkraftgegner. Viele würden im Moment nur mit halber Kraft laufen, weil es an Leitungen und an Speichertechnologie fehle.

Die Bürgerinitiativen haben sich jetzt auch an den Petitionsausschuss des Landes gewendet. „Schützen Sie die Rückzugsräume der Natur, schützen sie unser Landschaftsbild und den sanften Tourismus vor der Zerstörung durch Windkraftanlagen“, heißt es darin. Und: Natur sei schnell zerstört, sie wiederzubeleben dauere sehr lange.

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