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Gesichert. Das Grab von Lily und Otto Braun steht unter Denkmalschutz.

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Potsdam-Mittelmark: Geschenk zum Gedenktag

Das Kleinmachnower Grab der Frauenrechtlerin Lily Braun wird in Denkmalliste eingetragen. Ihr Todestag ist umstritten

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Kleinmachnow - Sie kämpfte für die Rechte der Frauen und war Clara Zetkins stärkste Rivalin: Vor 100 Jahren starb die Sozialdemokratin Lily Braun. Kurz vor ihrem runden Gedenktag erhielt sie nun die Würde, die ihr nach Ansicht von Historikern seit langem zusteht – das Grab der in Kleinmachnow auf ihrem einstigen Anwesen beerdigten Frauenrechtlerin ist in die Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen worden. Damit steht es nunmehr genau wie ihre ehemalige Villa im benachbarten Erlenweg unter Schutz.

„Jetzt ist der Eigentümer verpflichtet, das Denkmal auf seinem Grundstück zu erhalten“, so der Kleinmachnower Heimatforscher Axel Mueller. Er hatte sich für die Eintragung der Ruhestätte in die Denkmalliste eingesetzt, nachdem der Eigentümer des Grundstücks in der Klausener Straße, auf dem sich das Grab nach Parzellierung und Verkauf des Braunschen Anwesens befindet, erklärt hatte, die Pflege des Grabes in seinem Garten nicht mehr länger übernehmen zu wollen (PNN berichteten). Lily Braun (1865-1916) habe nicht nur wichtige Lebensjahre in Kleinmachnow verlebt, sondern auch die Geschichte über Gemeindegrenzen hinweg geprägt. „Sie war lebenslang bemüht, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass soziale Gerechtigkeit und Patriotismus im idealistischen Sinne notwendig sind, um eine gerechtere Welt zu schaffen“, so Mueller.

1909 hatte sich das Sozialistenpaar Lily und Heinrich Braun (1854-1927) als eine der ersten Siedler im Kleinmachnower Erlenweg 29 niedergelassen und sich dort auf dem 4000 Quadratmeter großen Anwesen ein Landhaus bauen lassen.

Schon früh von ihrem ersten Ehemann, dem Philosophieprofessor Georg von Gizycki (1851-1895), zu literarischem und politischem Engagement ermutigt, publizierte Braun in dieser Zeit mit ihrer Autobiografie „Memoiren einer Sozialistin“ (1908-1911) ihr letztes großes Werk. Sie starb nur sechs Jahre nach dem Bau der Villa mitten im aktiven Leben, so Mueller. Mit dem Entschluss, der SPD beizutreten, hatte sich die Tochter eines preußischen Generals früh von ihrer Familie distanziert. Leicht sei der Weg ihrer Wandlung von der Aristokratentochter zur Sozialistin aber nie gewesen, ist in zahlreichen Schriften über die Autorin nachzulesen. Im Vordergrund habe dabei ihr konfliktbeladenes Verhältnis zur Sozialistin Clara Zetkin (1857-1933) gestanden. Während Zetkin den revolutionären Umsturz der bürgerlichen Gesellschaft propagierte, setzte sich Braun für Reformen innerhalb der bestehenden Gesellschaft ein. Dazu zählte etwa die formale Gleichstellung der Geschlechter im Gesetz. Auch kämpfte sie für Erleichterungen bei der Verbindung von Erziehung und Erwerbsarbeit.

Schon seit längerem herz- und nierenkrank, starb Lily Braun 51-jährig im August 1916 in Folgen eines Schlaganfalls. Doch an welchem Tag genau, darüber gab es bislang unterschiedliche Angaben. „Es gibt viel Literatur, die vom 9. August als Todestag ausgeht, aber ebenso viele Enzyklopädien, die auf den 8. verweisen“, sagt Oliver Schweinoch vom Deutschen Historischen Museum in Berlin. In einer auf der Homepage des Museums veröffentlichten Biografie Lily Brauns war lange Zeit gar vom 3. Januar die Rede, das sei aber definitiv falsch, sagte Schweinoch, der den Fehler inzwischen korrigierte. In den Archiven des Museums fand er eine Meldung der „Berliner Volkszeitung“ vom 9. August 1916, die den PNN vorliegt. Danach soll Lily Braun am Vortag, also am 8. August 1916, um 13 Uhr in Berlin-Zehlendorf verstorben und drei Tage später im Krematorium in der Berliner Gerichtstraße eingeäschert worden sein. Auch Heimatforscher Axel Mueller ließ sich durch Internet-Einträge beirren, erklärte er. Obwohl Juli Vogelstein, spätere Ehefrau Heinrich Brauns, in ihren Lebenserinnerungen berichtet, dass Lily Braun zwei Tage nach ihrem Schlaganfall, den sie am 6. August erlitten hatte, verstorben sei, sei auch er den Internet-Angaben gefolgt und hätte ihren Tod in seinem Text auf den 9. August terminiert.

Nachdem das Grab der Frauenrechtlerin und ihres zwei Jahre später an der französischen Front gefallenen Sohnes nun als „Gedenkstein Lily und Otto Braun“ in die Denkmalliste eingetragen ist, will sich der Heimatverein auf die Suche nach der Schmuckurne begeben, die bis 1990 den imposanten Grabstein zierte. Mueller hofft, dass sie irgendwann das Grab Lily Brauns vervollkommnen und es in den ursprünglichen Zustand versetzen wird. Solveig Schuster

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