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In Glindower Stein gemeißelt: Die Namen der Grenztoten.

© CDU Brandenburg

Potsdam-Mittelmark: Glindower Ziegel werden zu Gedenksteinen

Landes-CDU stiftet Steine mit den Namen von Mauertoten für Cottbuser Menschenrechtszentrum

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Werder (Havel) - Günter Liftin, Axel Hannemann, Rudolf Urban: Es sind die Namen von Deutschen, die nur in Freiheit leben wollten – und dafür sterben mussten. Über 1600 Menschen sind an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze zu Tode gekommen, die meisten wurden von DDR-Grenzsoldaten erschossen. An sie wird jetzt auch auf handgefertigten Ziegeln aus Glindower Produktion erinnert. Die Steine sollen demnächst im Menschenrechtszentrum in Cottbus zu einem Kunstwerk zusammengefügt werden. Das frühere Zuchthaus wird seit vier Jahren von ehemaligen politischen Häftlingen als Gedenkstätte betrieben. Die ersten zehn Ziegel stiftet die CDU des Landes Brandenburg.

Die Idee zu der Aktion hatte Unionschefin Saskia Ludwig. „Es reicht nicht, die Opfer des SED-Regimes und ihre Hinterbliebenen zu entschädigen – man muss ihnen auch Respekt zollen“, hatte sie unlängst während ihrer Sommertour durch Werder (Havel) gesagt. In der Glindower Ziegelmanufaktur hatte sie die ersten Namen von Mauertoten in die noch ungebrannten Steine eingraviert. Erstmals vorgestellt wird die Aktion am heutigen Samstag auf der zentralen Gedenkveranstaltung der Union zum 50-jährigen Jahrestag des Mauerbaus in Schönwalde (Glien). „Die Mauer riss Freunde und ganze Familien auf schmerzhafte Weise auseinander. Sie war das Symbol für unermessliches menschliches Leid und Tod im Herzen Europas“, heißt es dazu in einem Schreiben der CDU.

Vorsitzender des Cottbuser Menschenrechtszentrums ist Dieter Dombrowski. Der heutige Generalsekretär der Landes-Union hatte als DDR-Bürger selbst 16 Monate im damaligen Zuchthaus verbringen müssen, bevor ihn der Westen freikaufte. Dombrowski hatte 1974 einen Fluchtversuch in die BRD unternommen. An die unmenschlichen Bedingungen kann er sich noch heute erinnern: „Mein Zellennachbar war während eines Fluchtversuches in eine Selbstschussanlage geraten. Er hatte überlebt, war aber entstellt“, schilderte Dombrowski seine Erlebnisse den PNN. Der Mann sah keine Chance, dass ihn die DDR freikaufen lässt – weil er der lebende Beweis für die Existenz der vehement geleugneten Selbstschussanlagen war. Er habe er sich das Leben nehmen wollen, indem er Glasscherben schluckte. Die Mitgefangenen hielten ihn jedoch davon ab, so Dombrowski.

Laut einer Studie der Freien Universität Berlin sollen im Cottbuser Zuchthaus zu DDR–Zeiten über 20 000 politische Gefangene eingesessen haben. Ein Großteil von ihnen war wegen versuchter Republikflucht verurteilt worden. „Das Problem ist, dass man an viele Namen nicht mehr herankommt“, so der Vorsitzende des Menschenrechtszentrums. Auch bei den Grenz- und Mauertoten gebe es dieses Problem. Und so werden wohl auch einige der Glindower Ziegel leer bleiben. Was genau aus den Steinen entstehen soll, sei derzeit noch in Planung. Allein die Zahl steht schon fest: Für jeden Toten wird es einen Stein geben – ob mit oder ohne Namen. Zum Jahrestag des Mauerfalls am 9. November dieses Jahres, spätestens aber zum 13. August 2012 soll das Kunstwerk in Cottbus stehen.

Das Cottbuser Zuchthaus, Bautzener Straße 139, ist bis 2002 noch als Gefängnis genutzt worden. 2007 ist es von einem privaten Investor gekauft worden und steht seitdem als Gedenkstätte zur Verfügung. Der Verein „Menschenrechtszentrum Cottbus“ als Betreiber hat sich unter anderem die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der Haftanstalt und die Sicherung von authentischen Bestandteilen zum Ziel gesetzt.

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