Potsdam-Mittelmark: Kein Museum für das Genie Sanierung von Einsteins Sommerhaus in Caputh wird im Frühjahr 2004 beginnen
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Von Kathrin Klinkusch Schwielowsee-Caputh. Ein schlichtes Bücherregal, ein Bett an der Wand, ein Schreibtisch. So zweckmäßig eingerichtet lebte und arbeitete Albert Einstein (1879-1955) in seinem Sommerhaus am Waldrand in Caputh. Der berühmte Physiker und Nobelpreisträger wohnte von 1929 bis 1932 in dem idyllisch an einem Waldhang gelegenen Holzhaus. Im Frühjahr soll die umfassende Sanierung des Wissenschaftler- Domizils beginnen. Dem letzten Willen Einsteins entsprechend soll das Caputher Haus kein Museum werden, sondern wissenschaftlichen und kulturellen Zwecken dienen, sagt Michaela Adelberger, Direktionsassistentin beim Potsdamer Einstein-Forum. Die gemeinnützige Stiftung des Landes Brandenburg verwaltet das Haus. Geplant seien Vortragsreihen und Seminare, die vom Forum oder der Hebräischen Universität Jerusalem, der Haupteigentümerin des Hauses, organisiert werden. Rechtzeitig zum Einstein-Jahr 2005 – mit dem 50. Todestag des Genies sowie dem 100-jährigen Bestehen seiner Allgemeinen Relativitätstheorie – soll es wieder seine Pforten öffnen. Die Finanzierung mit 500000 Euro ist laut Adelberger gesichert. Die Summe soll gemeinsam vom Bund und einer privaten Stiftung aufgebracht werden. Das 1929 von dem aus Frankfurt (Oder) stammenden Architekten Konrad Wachsmann (1901-1980) entworfene Fertigbau-Holzhaus ist das einzige Wohnhaus des Physikers, das noch besichtigt werden kann. Das Gebäude, in dem sich Einsteins Berliner Stadtwohnung befand, wurde im Krieg zerstört, sein Haus in Princeton/USA ist vermietet. Dort erinnere nichts mehr an ihn, sagt Adelberger. Anders in Caputh, wo Besucher bis vor drei Jahren auf Einsteins Spuren wandeln konnten, bevor das Gebäude wegen Bauschäden geschlossen wurde. Sowohl Einsteins Zimmer wie auch die Räume seiner Frau Elsa und der beiden Stieftöchter Margot und Ilse sind zugänglich. Im Flur hängen ihre Fotografien und Bilder von der ehemaligen Einrichtung. Einsteins Lieblingsplatz war die schattige Kellerterrasse, sagt Erika Britzke. Die 65-Jährige hütet das idyllische Grundstück, das Einstein nur drei Sommer lang genießen konnte. 1932 kehrte der Jude deutscher Abstammung wegen des erstarkenden Nationalsozialismus nicht von einer USA-Reise zurück. Der geniale Naturwissenschaftler ist aber auch sonst in der Region präsent – nicht nur wegen des berühmten Einsteinturms auf dem Potsdamer Telegraphenbergs. Ganz aktuell im Gespräch ist Einstein bei den Wissenschaftlern des Max- Planck-Instituts für Gravitationsphysik in Golm, das sich auch Albert-Einstein-Institut nennt. Sie wollen nichts weniger als eine Sensation: den letzten offenen praktischen Nachweis zur Relativitätstheorie mit Hilfe eines gewaltigen Computerverbundes. Möglichst noch vor dem Einstein-Jahr wollen die Experten in Golm den direkten Nachweis von Gravitationswellen in der Atmosphäre führen können. Das sei das Einzige, was zur kompletten Bestätigung von Einsteins Relativitätstheorie noch fehle. Physiker sprechen von Gravitationswellen, wenn zum Beispiel zwei Sterne zusammenstoßen. Diese Störungen im Universum stauchen oder dehnen den Raum kurzzeitig, so dass sich die Abstände zwischen Objekten – wie zum Beispiel Erde und Sonne – für wenige tausendstel Sekunden ändern. Einstein sagte das schon 1915 voraus. Gelingen soll der Nachweis dann mit dem kürzlich in Betrieb genommenen Computer-System „Merlin“. Es durchsucht die Messungen von hoch empfindlichen Detektoren auf Signale nach Gravitationswellen. Gelingt es mit diesen „Horchposten“, Gravitationswellen zu messen, könnten künftig sowohl die Position der Strahlungsquelle wie auch deren Zeitstruktur und Schwingungsrichtung festgestellt werden, sagt Astrophysiker Carsten Aulbert. Schwarze Löcher könnten dann beobachtet und sogar der Zeitpunkt des Urknalls näher bestimmt werden. dpa/PNN
Kathrin Klinkusch
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