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Werder (Havel): Lakritz-Eis made in Potsdam-Mittelmark

Die Firma Condio baut in den Werderaner Havelauen für zehn Millionen Euro ihre neue Firmenzentrale. Dort werden vegane Zusatzstoffe für Lebensmittel produziert.

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Werder (Havel) - Der lateinische Begriff Condio heiße auf Deutsch „Lebensmittel verbessern“, sagt Paul Ingenpass. Und genau das sei die Mission seiner gleichnamigen Firma. Aus natürlichen Rohstoffen stellt sie Stabilisatoren wie Gelatine, Agar-Agar oder Carageen her. Vor fast 20 Jahren gründete der Lübecker Paul Ingenpass den Werderaner Firmensitz in der Apfelallee neben dem Grundstück der Pektinfirma Herbstreith & Fox. Der Verwaltungssitz zog ins nordrhein-westfälische Kempen. Ende August beginnt der Umzug beider Standorte in einen großen Neubau in den Havelauen, der dann die deutsche Zentrale des internationalen Unternehmens sein wird.

Auf 5000 Quadratmetern Nutzfläche sollen künftig vier Unternehmensbereiche Platz finden: Verwaltung, der Lagerbereich für Rohwaren, die Fertigung und das Lager für Fertigwaren. „Die Produktion läuft ohne Kreuzwege stringent in eine Richtung“, so Ingenpass. Das sei wichtig, da die Firma auch Waren herstellt, die halal oder koscher sind, also mit bestimmten Lebensmitteln – wie etwa Schweinegelatine – nicht in Kontakt kommen dürfen. Die Produkte sorgen dafür, dass sich Öl und Wasser in Lebensmitteln nicht trennen oder dass sich etwa in Salatsoßen die schwereren Bestandteile nicht auf dem Boden absetzen. Der Neubau hat das Unternehmen rund zehn Millionen Euro gekostet. Eine gewaltige Investition für eine Firma mit weltweit nur 120 Mitarbeitern, räumt Paul Ingenpass ein: „Wir trauen uns eine Menge zu.“

Die Zusatzstoffe von Condio werden in etwa 40 Länder verkauft. Sie dienen unter anderem dazu, die Konsistenz von Milchprodukten wie Joghurt, Frischkäse oder Sahne zu verändern. Große Abnehmer sitzen in Israel, Russland, Algerien und dem Iran. Aktuell bereitet das Unternehmen außerdem die Gründung einer Tochtergesellschaft im Iran vor.

Auch der europäische Markt nehme die Produkte gut an. „Unser Angebot ist an aktuelle Ernährungstrends angepasst und zum Beispiel für Veganer geeignet oder für Menschen, die sich proteinreich ernähren möchten“, so der Geschäftsführer. Zu den neusten Entwicklungen gehört zuckerfreies Proteineis mit Lakritzgeschmack, das in Kürze in schwedischen Supermärkten erhältlich sein wird. In den kommenden Jahren werde das Unternehmen wahrscheinlich rund 30 Mitarbeiter mehr benötigen, so Ingenpass. Der 66-Jährige werde in absehbarer Zeit das Geschäft an seine beiden Söhne abgeben, den 30-jährigen Betriebswirt Henrik und den 32-jährigen Lebensmitteltechniker Jan.

Derzeit hat das Unternehmen 25 Mitarbeiter in Nordrhein-Westfalen und 61 in Werder. Weitere Standorte befinden sich in Südafrika und Spanien, mit denen die Firma auf die 120 Mitarbeiter kommt. Fünf bis sieben Angestellte des Kempener Standorts hätten erklärt, mit nach Werder ziehen zu wollen, so Paul Ingenpass. Die übrigen Stellen würden neu besetzt und ein paar zusätzliche neu geschaffen. Insgesamt würden so 25 bis 30 neue Arbeitsplätze in Werder entstehen. Damit wäre das Unternehmen Werders 1. Beigeordneten Christian Große (CDU) zufolge nach der Stadt und der Pektinfirma Herbstreith & Fox Werders drittgrößter Arbeitgeber.

Große habe sich darum bemüht, schnellstmöglich ein geeignetes Grundstück für den Neubau zur Verfügung zu stellen. „Die Zusammenarbeit hat sehr gut geklappt“, betont Paul Ingenpass. Das 11 550 Quadratmeter große Areal in den Havelauen kostete zwar mehr, als die Firma zunächst vorgehabt hatte zu investieren. Doch der gut gelegene Standort überzeugte den Geschäftsführer schließlich. „Wir haben durch die Lage zwei getrennte Eingänge: Besucher erreichen uns über die Mielestraße, Lieferanten können die Zufahrt von der Phöbener Chaussee nutzen.“ Dies sei auch im Sinne der rund 1500 Anwohner, die in den umliegenden Straßen wohnten. Sie müssten durch die Aufteilung der Zufahrten nicht mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen auf Schul- und Arbeitswegen rechnen. Auch Emissionen oder Lärm gingen von der Produktionsstätte nicht aus, sodass hierdurch keine Anwohner belästigt würden, sagt Ingenpass.

Christian Große hofft, dass der neue Standort noch weitere Unternehmen nach Werder lockt. Die Havelstadt solle in Zukunft noch mehr als Arbeits- und Innovationsort und weniger bloß als Wohnort für Pendler wahrgenommen werden, wünscht sich der Beigeordnete. „Tendenziell wünschen sich die Menschen ja meist eher einen kürzeren Arbeitsweg“, so Große. Vielleicht fühlten sich darum manche zur Bewerbung animiert, wenn sie morgens am fast fertigen Neubau in der Mielestraße vorbeifahren.

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