
© Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg
Drogen-Bauer aus Bad Belzig: Landwirt war elf Mal Drogenkurier
Im Februar hatten Zollfahnder einen Drogenbunker bei einem Belziger Milchbauern ausgehoben. Mehr als 100 Kilo Rauschmittel wurden gefunden. Beim zweiten Verhandlungstag sagte der Landwirt aus, er habe von dieser Menge der Drogen nichts gewusst.
Stand:
Bad Belzig – Wie oft schaut ein Milchbauer in seinen Käsekeller? Vor allem wenn er weiß, dass dort Drogen gelagert werden und der Mieter damit angibt, gerade einen großen Coup gelandet zu haben? Diese Frage beschäftigte die Richter des Potsdamer Landgerichtes am gestrigen Montag beim zweiten Verhandlungstag gegen Marinus V. Bei dem aus den Niederlanden stammenden Milchbauern aus dem Bad-Belziger Ortsteil Werbig wurden wie berichtet im Februar mehr als 100 Kilogramm Drogen gefunden. Von dieser Menge habe V. jedoch nichts gewusst. Obwohl er einen Schlüssel zum Keller hat, habe er erst auf den Tatortbildern des Zolls das Ausmaß des Drogenlagers in seinem Keller gesehen.
V. hatte bisher gestanden, den Kellerraum aus Geldmangel vermietet und elf Mal Marihuana aus den Niederlanden nach Werbig gefahren zu haben – er hat dort jedes Wochenende seine Familie besucht. Von den anderen Drogen in seinem Keller – jeweils mehrere Kilogramm Amphetamine, Ecstasy und Kokain – habe er nichts gewusst. Verteidigung und Staatsanwaltschaft hatten für die weiteren Aussagen den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt, der Richter sah dafür jedoch keinen Grund.
Am Anfang des Verhandlungstages ließ der Angeklagte eine Erklärung verlesen
Zu Beginn der gestrigen Verhandlung ließ V. von seiner Anwältin eine Erklärung vorlesen: Er sei kein Krimineller, sondern Landwirt, wolle für Aufklärung sorgen und dafür, dass die Hintermänner der Tat geschnappt werden. Konkret geht es dabei um den ihm bekannten Ivan S., der den Keller bei ihm für 300 Euro im Jahr angemietet hatte – von Anfang an war klar, dass darin Marihuana gelagert werden sollte. Er habe Ivan S. durch einen Angestellten kennengelernt, niemand außer S. sollte auf das Grundstück, so Marinus V. Er habe keine langhaarigen Menschen vor dem Keller haben wollen.
Auf die Frage des Richters, warum er als Miete nur diesen „lächerlichen Betrag“ genommen habe, antwortete der Angeklagte nur: „Das war ein Gefallen für einen ganz normalen Jungen.“ Später gab V. jedoch an, von Anfang an gewusst zu haben, womit Ivan S. sein Geld verdient.
Pro Tasche gab es 1000 Euro
S. sei es auch gewesen, der ihm in Holland pro Fahrt ein bis zwei große Taschen voll Marihuana gegeben habe. Pro Tasche erhielt der Angeklagte 1000 Euro. Anfang des Jahres habe Ivan S. ihn gebeten, aus Spanien Drogen abzuholen. Das habe er verweigert, so lange wollte er seinen Betrieb mit 700 Kühen und zwölf Mitarbeitern nicht alleine lassen.
„Ich dachte, wenn ich nicht fahre gibt es den Deal auch nicht“, so Marinus V. Kurz danach habe Ivan S. ihm dann stolz verkündet, er solle mal in seinen Keller schauen – die ganze Lieferung sei mit einem Diplomatenfahrzeug problemlos von Spanien aus nach Werbig gekommen. In den Keller habe Marinus V. dann aber nicht geschaut, das habe ihn nicht interessiert. Tatsächlich waren laut Gutachten keine Fingerabdrücke von ihm an den Drogen-Beuteln.
Marinus V. drohen knapp zehn Jahre Haft
Diese spanischen Drogen waren es dann, die die Fahnder – durch Zufall – im Kohlenkeller des Landwirtes gefunden haben. Eigentlich waren sie auf der Suche nach illegalen Zigaretten und dem Beweis, dass Marinus V. seine Maschinen verbotenerweise mit Heizöl betankt. Ein früherer Mitarbeiter hatte den Hinweis gegeben, dass das schon seit Jahren so gehe. Zudem würden die Angestellten Teile ihres Lohnes in Zigaretten ausbezahlt bekommen. Bei der Durchsuchung waren die Zollfahnder tatsächlich auf 38 000 nicht in Deutschland versteuerte Zigaretten sowie zwei nicht angemeldete Gewehre gestoßen, wie als Zeugen geladene Beamte aussagten. Auch seien rumänische Schwarzarbeiter aufgegriffen worden, die angeblich nur zu Besuch dagewesen seien.
Der Prozess wird am 19. September fortgesetzt, dann ist mit einem Urteil zu rechnen. Marinus V. drohen rund zehn Jahre Haft.
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