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Photovoltaik an Autobahnen: Rainer Bomba (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, spricht bereits von einem „milliardenschweren Markt“.

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Potsdam-Mittelmark: Leuchtturm-Projekt an der Autobahn

Investorenmodell für solaren Lärmschutz bei Michendorf wird erarbeitet / Baubeginn 2013

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Michendorf - Mit dem Konzept des „Solaren Lärmschutzes“ an der A10 könnte Michendorf bald deutschlandweit für Aufsehen sorgen. „Wenn es hier funktioniert, wird das zu einem Beispiel auch für andere Bundesländer“, sagte Rainer Bomba (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, gestern in Potsdam. Im Zuge des Atom-Ausstieges gewinne diese Idee an Gewicht, und auch im Hinblick auf die künftig steigende Bedeutung von Elektro-Automobilen sei die Stromgewinnung direkt an der Autobahn sinnvoll. Erklärtes Ziel des Bundes sei es, dass bis 2020 mindestens eine Million strombetriebener Fahrzeuge über deutsche Straßen rollt, sagte er.

Das Landesverkehrsministerium hatte gestern zu einer Pressekonferenz eingeladen, um über den aktuellen Stand des Projektes zu berichten – und zu erläutern, wie aus Protest Innovation werden kann. Wie berichtet soll die A10 zwischen den Dreiecken Potsdam und Nuthetal ab 2013 von sechs auf acht Spuren erweitert werden. „Mit 90 000 Fahrzeugen am Tag ist es die meistbefahrenste Strecke Deutschlands“, so Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) gestern, an einem Ausbau werde man also nicht vorbeikommen. Die Kosten für diesen letzten Teil des „Verkehrsprojektes Deutsche Einheit 11“, für das der Bund verantwortlich ist, welches das Land aber genehmigen muss, bezifferte er auf 124 Millionen Euro. Darin enthalten sind aber nur die gesetzlich vorgeschriebenen Lärmschutz-Maßnahmen.

Die Michendorfer Bürgerinitiative „Lärmschutz jetzt!“ hatte von Anfang an gefordert, mehr zu tun. Neben dem erfolgreichen Drängen auf den Einbau des sogenannten „Flüsterasphalts“ wurde auch die Idee des solaren Lärmschutzes geboren, die nun immer mehr Gestalt annimmt. 34 mögliche Investoren hätten sich bereits gemeldet, mit einigen von ihnen arbeite man zurzeit an einem „Investorenmodell“, erklärte Karl Kleinhanss von der ausführenden Deges GmbH. Die große Herausforderung ist es, die Sonnenkollektoren nicht nur auf herkömmliche Lärmschutzwände aufzubauen, sondern sie selbst als wirkungsvolle Lärmbarriere zu nutzen. „Wir brauchen keine neuen Flächen, und der Lärmschutz wird so für alle günstiger“, erläuterte er die Vorteile. Geplant ist der Bau der solaren Lärmschutzwände auf insgesamt 5500 Meter in der Ortslage Michendorf. Zusätzlich soll auf der Ostseite ein 1500 Meter langer Lärmschutzwall mit einer Photovoltaik-Anlage bestückt werden. Gesamtleistung: 7,5 Megawatt. Damit könnte man eine Kleinstadt versorgen.

„Wir haben etwas Neues erfolgreich probiert“, sagte Initiativen-Sprecher Andree Halpap, und dafür hätten Landes- und Bundespolitik sehr gut zusammengewirkt – über alle Parteigrenzen hinweg. „Bürgerbeteiligung muss nicht heißen, dass man Projekte verzögert oder verhindert“, unterstrich Halpap, sie brauche aber neue Wege. Der Unterschied zum umstrittenen Bahnprojekt „Stuttgart 21“: In Michendorf seien die Bürger früher am Ball gewesen, lange vor dem Planfeststellungsbeschluss.

Der soll Mitte des kommenden Jahres gefasst werden, damit ab 2013 die Bagger rollen können. Da das Solar-Projekt Teil der aktuellen Entwürfe ist und parallel umgesetzt werden soll, sei allen Seiten an einem baldigen Beschluss gelegen, hieß es gestern. Am 23. August startet erst einmal die Anhörung der betroffenen Bürger in Michendorf. Die hatten insgesamt 1200 Eingaben zum A10-Ausbau geschrieben. Teil der Forderungen war auch, den Flüsterasphalt über die Ortslage Michendorf hinaus bis zum Dreieck Potsdam zu erweitern. „Mit Rücksicht auf die Anwohner der Gemeinde Schwielowsee halten auch wir daran fest“, so Initiativen-Sprecher Halpap. Dies allerdings werde nicht möglich sein, hieß es gestern von der Landesseite, da die Instandhaltung sehr aufwendig sei und eine Erweiterung der „Flüsterstrecke“ weit über die gesetzlichen Forderungen hinausgehe, so Hans-Reinhard Reuter, Vorstandschef des Landesbetriebes Straßenwesen.

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