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Bienen-Bauer Mathias Wandel (l.) und sein Pate Werner Beelitz.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Lobbyarbeit für Willi und Maja

Aktion „Biene sucht Bauer“: Das Klima zwischen Landwirten und Imkern soll besser werden

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Potsdam-Mittelmark – Seinen Schützlingen begegnet Mathias Wandel noch mit Vorsicht. Er trägt Handschuhe, einen dicken Overall und einen Hut mit Netz. Langsam zieht er eines der Regale aus dem Kasten, während das Summen um ihn herum lauter wird. „Na, das gibt eine Menge Honig“, lacht er in Anbetracht der prall gefüllten Waben. Wandel ist eigentlich Landwirt und hat mit Bienen bislang wenig zu tun gehabt. Im Rahmen der bundesweiten Aktion „Biene sucht Bauer“ hat sich das für den jungen Mann aus Locktow im Planetal grundlegend geändert. Mit seinem neuen Hobby will er ein Zeichen setzen und erreichen, dass seine Kollegen und die Imker in der Region einen besseren Draht zueinander finden.

Denn bislang hätten viele Bienenzüchter mit der Landwirtschaft ihre Not, sagt Erika Moritz vom Landesimkerverband Brandenburg. Durch intensiven Ackerbau würden kaum noch blühende Pflanzen für die nützlichen Insekten übrig bleiben. Und dort, wo Raps angebaut wird und die Getreidefelder voller Blumen stehen, würden ganze Völker durch Pflanzenschutzmittel getötet werden. Das liege einerseits an mangelnder Kenntnis über die Auswirkungen der Pestizide. Andererseits müssten die Bauern auch wirtschaftlich arbeiten. Erika Moritz sieht die Politik in der Pflicht. „Brandenburg ist eines der wenigen Länder, die keine Blühflächen fördern“, kritisiert sie. Wenn ein Bauer schmale Streifen am Ackerrand anlegt, um der Natur dort freien Lauf zu lassen, so mache er dies auf eigene Kosten.

Knapp 2500 Bienenvölker werden im Landkreis Potsdam-Mittelmark sowie den beiden Städten Brandenburg (Havel) und Potsdam gehalten. Jedes von ihnen produziere zwischen 35 und 38 Kilogramm Honig im Jahr, schätzt Erika Moritz, die auch im Bad Belziger Imkerverein engagiert ist. Elf solcher Verbände gibt es zwischen Havelland und Fläming, zwei davon allein in der Region Teltow. Die „Stadtimker“ seien wegen der vielen blühenden Grünflächen klar im Vorteil, sagt Erika Moritz. Teltow hat darüber hinaus jetzt die Bienenhaltung per Stadtverordneten-Beschluss als „ortsüblich“ anerkannt – und damit die rechtliche Position seiner Imker gestärkt. Kleinmachnow hat dies bereits 2010 getan, Stahnsdorf will sich demnächst anschließen.

Die Biene lässt aber nicht nur die Städte aufblühen, sie hilft auch dem Bauern, weiß Mathias Wandel. Sein Volk hat er unter einem Kiefernhain neben dem Sonnenblumenfeld seines Vaters aufgestellt. Wenn die Pflanzen von Bienen und nicht nur von anderen Insekten bestäubt werden, steige der Ertrag, sagt der Junglandwirt. Über den Bund der Deutschen Landjugend, in dem er selbst mitarbeitet, habe er von dem Projekt „Biene sucht Bauer“ erfahren. Sofort habe er sich zur Teilnahme bereit erklärt. „Die Zusammenarbeit mit den Imkern ist uns wichtig“, unterstreicht auch Silvia Wernitz, Geschäftführerin des Kreisbauernverbandes. Statt übereinander zu klagen, müsse man miteinander reden, sagt sie.

Mathias Wandel hat diesen Leitsatz verinnerlicht. Seine Bienen hat er von Werner Beelitz geschenkt bekommen: Der Hobby-Imker aus Niemegk ist Wandels „Bienen-Pate“ und unterweist ihn in Haltung und Zucht. Zurzeit versuchen beide, einen Ableger des einen Volkes zu bilden, haben dafür einen zweiten Kasten in unmittelbarer Nähe aufgestellt. Um zu überprüfen, ob sich dort schon eine Königin entwickelt hat, haben sie Vollschutz angelegt. Die hellen Pastellfarben der Kleidung sollen den Tieren signalisieren, dass ihnen keine Gefahr droht. „Dunkle Kleidung ist da weniger geeignet. Denn der Bär hat ja auch ein dunkles Fell – und das wissen die Bienen“, erläutert Werner Beelitz, der selbst sieben Völker hält. Nach längerem Suchen finden die beiden tatsächlich in dem braun-gelben Gewimmel eine neue Stockmutter. Für Mathias Wandel ist das ein echtes Erfolgserlebnis. Der Bauer weiß: Mehr Tiere bedeuten einen höheren Ertrag – egal, ob sie nun vier oder sechs Beine haben.

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