
© Andreas Klaer
Von Thomas Lähns: Michendorf bekommt Flüsterasphalt
Bund lenkt bei Lärmschutz-Debatte ein / Schallschutzwände sollen jedoch jetzt niedriger werden
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Michendorf – Der Michendorfer Initiative „Lärmschutz jetzt“ ist der Durchbruch gelungen: Der Bund hat dem Einbau von Flüsterasphalt bei der geplanten A10-Erweiterung zugestimmt. Gestern war der zuständige parlamentarische Staatssekretär im Bundes-Verkehrsministerium, Jan Mücke (FDP), vor Ort und überbrachte die gute Nachricht. Gleichzeitig überreichte er eine Untersuchung über die Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahme. „Es war nie so, dass wir eine Billiglösung für Michendorf vorgesehen haben“, sagte er.
Seit die Ausbaupläne vor einem knappen Jahr vorgestellt wurden, haben die Michendorfer für zusätzlichen Lärmschutz gekämpft. Denn während der Abschnitt zwischen den Dreiecken Nuthetal und Potsdam auf insgesamt acht Spuren erweitert werden soll, wird der Verkehr an den Raststätten in der Ortslage Michendorf sogar auf zwölf Spuren rollen. Der sogenannte offenporige Asphalt soll nun auf 4,2 Kilometer der nördlichen und auf 3,4 Kilometer der südlichen Fahrbahn aufgebracht werden. Durch kleine Hohlräume in diesem besonderen Straßenbelag werden die Fahrgeräusche bereits an der Quelle gedämpft. Diese Variante ist allerdings teurer und wartungsanfälliger als herkömmlicher Asphalt.
Deshalb hatte sich der Bund auch anfänglich dagegen ausgesprochen, die Planungen zu ändern. Es wird mit Mehrkosten von zwei Millionen Euro gerechnet – ein Minimum im Vergleich zur Gesamtinvestition in Höhe von 110 Millionen Euro. Die Lärmschutz-Initiative hatte die Bürger mobilisiert, um mehr Zugeständnisse zu erreichen. Es gab Einwände von über 1200 Einwohnern. Die Debatte sei allerdings mitunter in sehr scharfem Ton geführt worden, bemerkte Staatssekretär Mücke gestern kritisch.
Den Michendorfern gelang es, Unterstützer aus allen Landtagsfraktionen sowie im Bundestag zu gewinnen. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Katherina Reiche (CDU), hatte schließlich die verantwortlichen Behörden an einen Tisch gebracht und bei Verkehrsminister Ramsauer (CSU) für die Michendorfer Belange geworben. „Die Mühe hat sich gelohnt“, sagte Reiche gestern. Die Zusammenarbeit zwischen Bund, Land und Kommunen habe gut geklappt.
Das Landes-Inrastrukturministerium hat angeboten, die zusätzlichen Unterhaltskosten für den Flüsterasphalt zu übernehmen. Dieser muss alle acht bis zehn Jahre ausgebessert werden. „Ich freue mich, dass der Bund unserem Vorschlag zugestimmt hat“, sagte Staatssekretär Rainer Bretschneider (SPD). Landtagsabgeordnete Marion Vogdt (FDP) formulierte es so: „Am Ende hat die Vernunft gesiegt.“ Dass die Zusage ein großer Sprung nach vorne sei, bemerkte auch Andree Halpap, Sprecher der Lärmschutz-Initiative. Allerdings dürfe eine Schutzmaßnahme nicht die andere ersetzen, konstatierte er. Denn um den Flüsterasphalt zu finanzieren, sollen die geplanten Lärmschutzwände jetzt niedriger ausfallen. Die Initiative hat nun den Vorschlag unterbreitet, durch den Einbau von Solar-Kollektoren die höheren Wände über private Unternehmer finanzieren zu lassen. „Der Bund ist immer offen gegenüber dem Engagement Dritter“, sagte Mücke. Rainer Bretschneider sprach von einer „Idee mit Charme“ – allerdings werde man dafür noch einige dicke Bretter durchbohren müssen.
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