Potsdam-Mittelmark: Michendorf kümmert sich weiter
Modellprojekt „Wikus“ wird zum selbstständigen Netzwerk / Viele Projekte werden weiter laufen
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Michendorf - Der Kampf gegen Rechtsextremismus hat die Michendorfer Bürger zusammengeschweißt. Das ist das Fazit, welches die Initiative „Wir kümmern uns selbst“ (Wikus) jetzt nach gut zweijähriger Arbeit gezogen hat. „Es ist uns gelungen, ein zukunftsfähiges Netzwerk aufzubauen, das unser Gemeinwesen und seine demokratischen Grundwerte verteidigen will“, heißt es im Abschlussbericht der Initiative. Der Sozialausschuss nahm die Ergebnisse auf seiner Sitzung am Dienstagabend wohlwollend zur Kenntnis.
Die Förderung durch den Bund ist nun ausgelaufen. Davon ist bislang die fachliche Begleitung durch das Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung Hannover finanziert worden. Doch die Michendorfer arbeiteten von Anfang an selbstständig und setzten eigene Ideen um. So entstanden Projekte wie das Kino gegen Gewalt, der Film „Wir von hier“, den Jugendliche selbst gedreht hatten und die AG Elternarbeit, die sich regelmäßig zu Themen ausgetauscht hatte, die Eltern und Kinder gleichermaßen beschäftigen.
Ein jüngeres Projekt, das in diesem Jahr fortgesetzt werden soll, ist das Jugendtheater „Wilder Haufen“. Die Nachwuchsschauspieler hatten Anfang Juli das Stück „Bloß nicht alles gefallen lassen“ im Gemeindezentrum Langerwisch aufgeführt. Dafür hatten sie im Vorfeld einen Film gedreht und Bürger befragt, in welchen Situationen sie sich etwas nicht haben gefallen lassen. Die Interviews wurden in das Theaterstück eingebaut. Ein Erfolg war auch das Festival „Gegen den Strom“ vor drei Wochen, auf dem vier Jugendbands gegen Rechtsextremismus und für Toleranz gespielt haben. Im kommenden Jahr soll es eine Neuauflage geben, kündigte Wikus-Koordinatorin und Gemeindevertreterin Ulrike Wunderlich (Grüne) am Dienstagabend an.
Nach wie vor läuft die Suche nach neuen Mitgliedern für das Michendorfer Jugendparlament – einem der engsten Partner der Wikus-Initiative. Das Jupa war zum Schluss auf zwei Leute geschrumpft und hatte schließlich seine Auflösung erklärt. Die Rahmenbedingungen indes sind von den Gemeindevertretern verbessert worden: Das Gremium hat als Beirat Eingang in die Michendorfer Hauptsatzung gefunden und verfügt damit über Rede- und Vorschlagsrechte in den Ausschüssen. Im Moment wird in den Jugendclubs der Gemeinde um neue Mitglieder geworben.
Die Konsequenz der öffentlichkeitswirksamen Projekte: Rechte Tendenzen in Michendorf hätten abgenommen, heißt es im Abschlussbericht, der sich auf entsprechende Aussagen des Gemeindenachwuchses beruft. Jugendliche mit rechtem Hintergrund würden nicht mehr so oft nach Michendorf kommen, weil sie sich hier nicht mehr ungestört fühlten.
Im Sozialausschuss wurde betont, dass die Jugendlichen in der Gemeinde stark wahrgenommen würden und Michendorf damit einem generellen Trend entgegenstrebt. „Wir warten nicht erst, bis junge Menschen gewalttätig werden“, so Gemeindevertreter Peter Pilling (Linke). Reinhard Mirbach (CDU), Chef der Gemeindevertretung, verwies auf die vielen Vereine sowie auf die Feuerwehren und Jugendclubs, in denen Jugenarbeit betrieben wird. Ein dritter Jugendsozialarbeiter sei trotzdem unentbehrlich, so Ulrike Wunderlich. Die Stelle gibt es bereits im Personalplan, allerdings wird eine Besetzung von Fördermitteln abhängig gemacht. Thomas Lähns
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