Potsdam-Mittelmark: Mit dem Vertrauen der Pferde gesiegt
Horst Köhler, zwölfmaliger DDR-Meister im Dressurreiten, wird heute 70
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Werder (Havel) - In den 60er und 70er Jahren gehörte er als Dressurreiter zu den Spitzensportlern in der DDR. Der Name Horst Köhler dürfte auch heute noch vielen ein Begriff sein, denn als er 1967 mit seiner Mannschaft das Team der Sowjetunion – damals eines der besten weltweit – schlagen konnte, war das mehr als ein sportlicher Sieg: Man hatte den „großen Bruder“ übertrumpft. Zwei Mal war Köhler bei Olympia dabei, 1968 in Mexiko und 1972 München, insgesamt 12 Mal wurde er DDR-Meister im Dressurreiten. Der Potsdamer feiert heute seinen siebzigsten Geburtstag.
Mittlerweile trainiert Köhler ehrenamtlich hoffnungsvolle Talente, allen voran die 25-jährige Lara Wolenski aus Töplitz. Fragt man sie nach ihren Zielen, sagt sie: „Ich möchte meinem Vorbild und Trainer in seinem Gefühl fürs Pferd und seinen Fähigkeiten so nah wie möglich kommen.“ Es ist Köhlers besondere Art, mit den Tieren umzugehen, die ihn seit jeher von vielen Dressurreitern und -trainern abhebt: er zwingt den Tieren nicht seinen Willen auf, sondern versucht mit viel Einfühlungsvermögen, sie auf seine Seite zu bringen. „Erst einmal muss man Vertrauen aufbauen, das ist die Grundlage“, sagt er. Der Erfolg gibt ihm recht: Bei der Einzelwertung bei Olympia wurde er zweimal Fünfter.
Er ist schon früh mit Pferden in Berührung gekommen, auf dem Bauernhof seiner Eltern im mecklenburgischen Röbel. Dort machte Köhler auch eine Ausbildung als landwirtschaftlicher Facharbeiter. Doch Ende der 50er Jahre nahm der Kollektivierungsdruck auf so genannte Mittelbauern zu. Der elterliche Hof maß 34 Hektar, für das SED-Regime Grund genug, die Köhlers mit hohen Abgaben in die Knie zu zwingen. „In der Landwirtschaft sah ich keine Zukunft.“
Die Arbeit mit Pferden wollte er jedoch nicht missen, bereits ab 1957 ritt er in regionalen Turnieren. 1961 kam er zum Armeesportklub Potsdam, der sein Domizil damals in der Schiffbauergasse hatte. Zu groß und zu schwer war Köhler in den Augen der Offiziere gewesen, er musste als Pferdepfleger arbeiten. In Halle hatte er zwei Jahre später als Reiter erste Erfolge, und die Potsdamer kamen wieder auf ihn zu. 1965 wurde er als Unteroffizier eingestellt, von da an ging es steil bergauf. Als die DDR 1974 ihre Dressurreiter aus dem Olympiakader nahm – die erreichte Medaillenzahl war der SED zu gering – nahm das Landesgestüt Neustadt/Dosse den Sportler unter Vertrag. In der neuen Außenstelle in Potsdam-Drewitz bildete Köhler fortan Dressurpferde verschiedener Händler aus, die dann exportiert wurden. „Pferde waren gefragter als manch anderes DDR-Produkt“, so Köhler. 40 bis 50 Tiere wurden pro Jahr verkauft und dabei Preise von bis zu 100 000 Ost-Mark erzielt. Ein Pluspunkt war Köhlers schonende Ausbildung, ein weiterer: „Kein Pferd wurde medikamentös behandelt.“
Mittlerweile ist Horst Köhler Rentner, doch er ist immer noch gefragt: Wenn ein Tier mal Probleme bereitet, setzt er sich drauf und sucht nach dem Grund. „Dressur pferde sind heute noch edler und leistungsstärker als früher, aber auch anspruchsvoller und sensibler.“ Auch diese Erkenntnis will er dem Nachwuchs mit auf den Weg geben. Thomas Lähns
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