Potsdam-Mittelmark: Neues Geschäftshaus am Ortsrand umstritten
Michendorfer Hauptausschuss sieht sich vom Investor getäuscht und befürchtet Ausbluten der Mitte
Stand:
Michendorf - Die Michendorfer Gemeindevertreter bangen um die Läden im Ortskern. Wie berichtet, will die Berliner Bonus-Immobilien-Betriebs und -verwaltungs GmbH am Rande des Ortsteils Michendorf in der Luckenwalder Straße ein Geschäftshaus mit 700 Quadratmetern Ladenfläche errichten. Hier befinden sich bereits ein Aldi- und ein Edeka-Supermarkt. Wer sich in dem neuen Gebäude ansiedeln wird, steht aber noch nicht endgültig fest. Die Rede ist von einer Apotheke und dem Textildiscounter Kik, letzterer habe laut Angaben des Investors jedoch den Mietvertrag noch nicht unterschrieben.
Der Hauptausschuss äußerte in seiner Sitzung am Montagabend die Befürchtung, dass an der Luckenwalder Straße eine Einkaufsmeile „auf der Grünen Wiese“ entstehen könnte. Wird nicht genau auf das Sortiment geachtet, würde der Kundenstrom aus der Ortsmitte abwandern. „Wir tragen die Verantwortung für die Entwicklung Michendorfs“, so Ortsvorsteher und Gemeindevertreter Hartmut Besch (FDP). Er übte harsche Kritik am Vorgehen der Bonus GmbH. Denn noch vor einem halben Jahr hieß es, man wolle das neue Gebäude für Edeka errichten, denn der Supermarkt wolle seinen Getränkeverkauf in ein separates Haus auslagern. Da sich Edeka aber dazu nicht mehr positioniert habe, sei man mit Kik in Verhandlungen getreten, erklärte ein Bonus-Vertreter in der Sitzung des Hauptausschusses.
Allerdings können die Gemeindevertreter kaum Einfluss darauf nehmen, wer sich in dem geplanten Gebäude einmietet. Denn ein Bebauungsplan muss nicht erstellt werden – obwohl das Areal im baurechtlich sensiblen Außenbereich liegt. Die Stadt Beelitz hatte dieses Instrument bei der weiteren Entwicklung ihres Gewerbegebietes Süd genutzt: Um die Läden in der Innenstadt nicht wirtschaftlich auszubluten, ist genau festgelegt worden, welches Sortiment auf wieviel Fläche im Gewerbegebiet angeboten werden darf (PNN berichteten). Diese Möglichkeit fehlt den Michendorfern. Auch über den Flächennutzungsplan ließe sich nichts mehr regeln, konstatierte Ulrike Wunderlich (Grüne) – der Zug sei abgefahren. Das Fazit: „Wir können den Investor nicht zwingen, sich auf bestimmte Anbieter festzulegen“, so Marion Baltzer (CDU).
Eine Bauvoranfrage ist dem Investor vom Landkreis bereits positiv beschieden worden – allerdings nur für 500 Quadratmeter Ladenfläche. Dass nun plötzlich 700 Quadratmeter geschaffen werden sollen, sorgte für Ärger. „Mit dieser Gebäudegröße habe auch ich ein Problem“, sagte Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos). Die plötzliche Aufstockung begründeten die Bonus-Vertreter mit den von Kik vorgegebenen Filialgrößen. „Wenn wir das Gebäude reduzieren, müssen wir auf die Apotheke verzichten“, hieß es. Diese Entscheidung überlässt die Gemeinde nun dem Investor, das gemeindliche Einvernehmen im Zuge des Bauantrags-Verfahrens soll jedenfalls nur für 500 Quadratmeter erteilt werden. Eine endgültige Entscheidung trifft die Gemeindevertretung am 31. August. „Bis dahin sollten Sie konkrete Ergebnisse vorlegen“, mahnte Hartmut Besch.
Sollte dennoch die Zustimmung versagt werden, müsse man sich sofort um ein Entwicklungskonzept für die Michendorfer Ortsmitte kümmern, forderte Gemeindevertreter Carsten Kumke (fraktionslos). „Sie laufen hier einer Entwicklung hinterher, die 20 Jahre lang verschlafen wurde“, sagte er. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: