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KulTOUR: Ooh, war das eine schöne Geschichte

Der iranische Kinderbuchautor Mohammad Rezi Yousefi las in Werder

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KulTOURDer iranische Kinderbuchautor Mohammad Rezi Yousefi las in Werder Werder - Die beiden 4. Klassen der Werderaner Franz-Dümichen-Grundschule waren auf den seltenen Besuch aus der Ferne zwar allerbestens vorbereitet, doch als der iranische Kinderbuchautor Mohammad Re-za Yousefi am Freitag in der Stadtbibliothek vor ihnen saß, purzelten die Fragen nur so aus ihnen heraus. Ob die Iraner auch Fußball spielten, Mädchen und Jungen in dieselbe Klasse gehen dürften, mit wie viel Jahren eingeschult wird und ab wann man Auto fahren dürfe, unvermeidlich auch jene, ob alle Frauen Kopf-tücher tragen müssten, was nicht der Fall ist. Schon vor der angekündigten Lesung hatten sie zwei Geschichten des Schriftstellers in der Schule behandelt und hübsche Bilder dazu gemalt, sie kannten die Hauptstadt, Amtssprache und Nachbarländer, wussten auch von dem grossen Erdbeben während der Weihnachtstage 2003. Ob er Angst gehabt hätte? Natürlich, antwortete der kleine Mann mit dem freundlichen Gesicht und lebhaft blitzenden Augen, obwohl es hunderte Kilometer von Teheran entfernt geschah. Mohammad Reza Yousefi ist Autor von mehr als 150 Geschichten, die meisten davon hätte seine Mutter angeregt, „sie ist meine Meisterin gewesen". Dass der vielfach ausgezeichnete Kinder- und Jugendbuch-Autor in Werder auftrat, verdanken die Schüler dem derzeit stattfindenden „internationalen literaturfestival Berlin“, welches die schreibende Zunft aller Welt bereits in vierter Auflage zum Lesen bittet, anfangs nur in der Hauptstadt, jetzt auch im Umland. Im vergangenen Jahr hat man so 35000 Besucher erreicht. Diesmal beteiligen sich 17 Dichter von Argentinien bis Frankreich, von Kanada bis Algerien an diesem Projekt, Persien eben auch. „Ich habe euch nichts weiter als meine Geschichten mitgebracht", gestand der Vater zweier fast erwachsener Kinder. Aber das war ja nicht wenig. Nachdem wirklich alle Fragen beantwortet waren, las der Autor in die märchenhafte Parabel von „Golbu und Golra“ in der Originalsprache an, damit man den Ton der fremden Zunge einmal hört. Bibliotheksleiterin Birgit Mücke trug prononciert und spannend die deutsche Übersetzung vor. Es geht um zwei Mädchen, von denen eines mit Fleiß in einer Rosenfabrik arbeitet. Golra muss es nicht, aber sie beneidet heimlich den Rosengeruch an Golbus Händen. So geschieht es, dass die Fleißige der anderen den Wert des Arbeitens vermittelt. „Ooh, das war eine schöne Geschichte“, schwärmten die Mädchen. Nachdem man sich darüber ausgetauscht hatte, erklärte der Gast aus der Ferne, was man brauche, um Schriftsteller zu werden. Beobachtungsgabe und Kenntnis der menschlichen Charaktere. Flugs erschien eine den Kindern unbekannte junge Frau, welche es als „Schulaufgabe“ jetzt zu charakterisieren galt. Die Kinder schrieben auf den Stuhlsitzen mit Feuereifer nieder, welche Lieblingsfarbe die Dame habe, ob sie tierlieb sei und welchem Beruf sie nachgehe. Dann wurde eingesammelt und verglichen. Die Angeschaute selbst erstaunte, was ihr Äußeres alles verriet, nicht selten hatten die Kinder ins Schwarze getroffen. Freilich dauerte das seine Zeit, die zweite Geschichte wird man in der Schulstunde nachholen müssen. Versprochen. Karina, Helene, Christoffer, Fritz und die anderen aber dankten dem Gast mit Beifall, Blumen und einer selbstgefertigten Heimatkarte von Werder. Gerold Paul

Gerold Paul

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