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Von Thomas Lähns: Parkplatz mit Urlaubsflair

Der Wasserwanderrastplatz wird für immer mehr Touristen ein Sprungbrett nach Werder

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Werder (Havel) - Es funktioniert wie ein Parkplatz zu Wasser: Man legt an, geht bummeln oder etwas essen und fährt danach weiter. Seit sechs Jahren können Touristen mit ihren Booten und Yachten direkt in Werders Altstadt Halt machen. Der Wasserwanderrastplatz an der Regattastrecke erfreut sich immer größerer Beliebtheit: Laut Betreiber Wolfgang Hotzel wachse die Zahl der Gäste jährlich um bis zu 30 Prozent. 27 Bootsliegeplätze gibt es hier und zumindest in der vergangenen Saison waren die fast durchgängig belegt. Für die Händler in der Innenstadt sind die Bootsurlauber mittlerweile eine wertvolle Kundenklientel geworden.

Am Mittwochmorgen geht es allerdings noch ruhig zu auf den Stegen an der Föhse. Zehn Boote schaukeln leicht im Wellengang, während von der Kirche Maria Meeresstern her die Glocken ertönen. Von einem Boot klettert gerade ein älteres Ehepaar: Manfred und Elfriede Tessmer sind auf dem Weg zum Einkaufen, wollen danach ihre Fahrt zum Glindower See fortsetzen. Die beiden Rentner aus Brandenburg (Havel) befahren schon seit 15 Jahren die Havel bis nach Glindow. „Dort ist das Wasser so schön sauber“, erläutert die Frau. Den ganzen Sommer schon sind sie mit ihrem Kajütboot unterwegs, sogar bis nach Mecklenburg-Vorpommern sind sie dabei gekommen. Beide sind braungebrannt und gut gelaunt – auch wenn heute der letzte Tag auf dem Wasser sein soll, wie Elfriede Tessmer berichtet. „Aber warum eigentlich“, fragt ihr Mann? „Na man muss ja zu Hause auch mal nach dem Rechten schauen“, antwortet sie.

Für zwei Stunden dürfen Boote in Werder gratis anlegen, jede weitere Stunde kostet 50 Cent. Und wer über Nacht bleiben will, zahlt 80 Cent pro Meter Bootslänge – solche Parkgebühren haben manche Städte nicht mal für Autofahrer. Dafür gibt es hier auch noch Stromanschlüsse und Toiletten in unmittelbarer Nähe. Zum Wasserwanderrastplatz gehört auch der Caravan-Parkplatz in unmittelbarer Nähe. Das Prinzip ist das gleiche: Urlauber können mit ihrer rollenden Ferienwohnung mitten in Werder Urlaub machen. Beide Anlagen hat der Glindower Unternehmer Wolfgang Hotzel mit seiner Hogab GmbH vor vier Jahren von der Stadt gepachtet, um sie professionell zu betreiben. Heute sind sie Teil einer ganzen Ferienlandschaft zu Lande und zu Wasser. Dazu gehören neben dem Campingplatz und dem Strandbad in Glindow auch die beiden Yachthäfen „Porta Helena“ und „Porta Elisa“ in Glindow und Petzow.

Hafenmeister Volkmar Benke ist hier für fast alles zuständig: Sauberkeit, Ausflugstipps und die Sicherheit der Boote. Im Moment vertäut er eine Yacht an einem der freien Liegeplätze. Die Begrüßung der Bootsleute fällt herzlich und beim Vornamen aus – man kennt sich. „Wer schon einmal hier war, kommt auch ein zweites Mal“, erläutert Benke. Kein Wunder, sagt er, denn in nur zwei Minuten hat man von hier aus alles erreicht: Geschäfte, Restaurants und sogar den Arzt. Am meisten ist aber zum Baumblütenfest los: „Dann ist die komplette Regattastrecke auf der Föhse voll, weil man von keinem anderen Ort eine so gute Aussicht auf die Bühne hat“, sagt der Hafenmeister.

Auf der anderen Seite des Stegs liegt die „Antares“, mit der Familie Bosien aus Eisenhüttenstadt angereist ist. Vom Wasser aus könne man das Land noch einmal neu entdecken, sagen sie. Seit zehn Jahren unternimmt das Paar Ausflüge mit der Yacht, die „Skipper“ Martin Bosien selbst restauriert hat. „Wir sind gezielt nach Werder gekommen, weil das Flair hier einmalig ist“, sagt Petra Bosien und schwärmt vom Fisch im Restaurant „Arielle“, von Spaziergängen auf der Insel und vom Mond, der nachts über der Insel besonders hell zu leuchten scheint. Wegen des schlechten Wetters im Mai hatte das Paar eigentlich auch noch Urlaub in Ägypten gebucht. Die Eindrücke aus Werder haben die Messlatte dafür allerdings hoch gehängt.

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