Von Henry Klix und Thomas Lähns: Pfingsten das erste Orgelkonzert
Diese Woche wird die neue Orgel aus Bad Liebenwerda in die Petzower Kirche eingebaut
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Werder (Havel) - Orgelpfeifen aus Metall und Holz zwischen den Kirchenbänken, Bauteile des neuen Orgelprospekts, Gerüste, Spezialwerkzeuge – die kleine Petzower Schinkel-Kirche ist zu einer Werkstatt geworden. In dieser Woche wird die neue Orgel der Mitteldeutschen Orgelbau GmbH aus Bad Liebenwerda eingebaut. Gestern montierte das vierköpfige Team um Orgelbauer Erwin Rohleder die ersten Prospektteile auf der Empore. Der technische Aufbau soll bis Ende der Woche abgeschlossen sein, sagte Rohleder gegenüber den PNN.
140 000 Euro kostet die neue Orgel, inklusive aller Aufbauten investiert der Landkreis 175 000 Euro. Der größte Teil davon stammt aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung, auch die Stadt Werder und die Petzower Vereine haben sich beteiligt. Der Heimatverein hatte in den vergangenen Jahren offensiv für Spenden geworben: Sammelbüchsen wurden aufgestellt und Benefizkonzerte, unter anderem beim jährlichen Petzower Parkfest, veranstaltet. Der Kunstkreis hatte mit dem Landkreis eine Gedenkmedaille prägen lassen und an die Bürger verkauft. Insgesamt sind so 25 000 Euro für das Instrument zusammen gekommen.
Nach dem technischen Aufbau gehen die Arbeiten nach Ostern weiter: Dann, so Orgelbauer Rohleder, werde die neue Orgel mit ihren 14 Registern und über 600 Pfeifen intoniert und gestimmt – ein langwieriges Prozedere, zu dem auch Unternehmenschef Markus Voigt anreisen wird. Es handele sich um eine kleine, schlichte und vielseitig einsetzbare Orgel, so Rohleder, auf der „mit ein paar Einschränkungen“ ein Großteil des Orgelrepertoires gespielt werden könne. Gemeinhin haben Kirchenorgeln zwischen 20 bis 40 Register.
Für den Neubau in Petzow kommt hochwertiges Material zum Einsatz: Die Holzaufbauten und der Prospekt sind aus Eiche, die Holzpfeifen traditionell aus Fichte und die Metallpfeifen aus einer Zinnblei-Legierung. Eingeweiht werden soll die neue Orgel am Pfingstwochenende, kündigte die mittelmärkische Kulturamtsleiterin Doris Patzer gegenüber den PNN an. Dazu spielt das Ensemble „Zeit für Barock“ ein Festkonzert mit Orgel und Trompete. Am Sonntag, 12. Juni, sollen dazu alle an dem Projekt Beteiligten eingeladen werden, am darauffolgenden Pfingstmontag findet das Konzert für die Öffentlichkeit statt. Der Eintritt ist frei.
Künftig soll die Konzertorgel fest in das Programm der Schinkelkirche eingebunden werden. „Wir wollen ein Team von Organisten zusammenstellen, die bei den jeweiligen Gelegenheiten spielen werden“, erläuterte Doris Patzer. Dabei gehe es besonders um die Trauungen. Bis zu hundert Paare tauschen hier pro Jahr die Ringe.
Die ursprüngliche Orgel in der 1842 erbauten und von König Friedrich-Wilhelm IV. persönlich eingeweihten Schinkelkirche existiert nicht mehr. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Kirche Luftbeobachtungsstand, die Orgel ging verloren. Zwischen 1995 und 2000 gab es hier Orgelkonzerte, als ein Berliner Musikprofessor leihweise eine Konzertorgel hatte aufstellen lassen. Seit 1984 ist der Landkreis per Erbbaupachtvertrag Eigentümer der mittlerweile entweihten und weltlich genutzten Schinkelkirche. Auch Konzerte und Ausstellungen finden hier regelmäßig statt, vor der Apsis schweben derzeit Porzellan-Möwen einer Kunstinstallation von Ilka Raupach.
Für Orgelbauer Rohleder ist es neben der Vielzahl von Restaurierungen eine schöne Abwechslung, in Petzow auch mal wieder eine neue Orgel bauen zu können. Dass alles passt, wurde in Bad Liebenwerda schon mal ausprobiert: Dort wurde die komplette Orgel probeweise aufgestellt, bevor sie demontiert und am Montag nach Petzow geschafft wurde. Die hohen Rundbögen des Prospekts sollen mit der Fensterform der Kirche korrespondieren.
Kirche und Turm sind an Wochenenden zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet.
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