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Potsdam-Mittelmark: Plakate gegen Gewalt an Frauen

In Bussen und Zügen wird für das deutschlandweite Hilfstelefon geworben

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Kleinmachnow – Das Schweigen brechen, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einer Plakatkampagne in und an den Bussen der Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft (BVSG) und in den Zügen der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (ODEG), will der Landkreis auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. Am gestrigen Mittwoch, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, wurde die Kampagne in Kleinmachnow präsentiert. Auf den zum Teil großflächigen Plakaten, auf denen etwa eine eindeutig im Gesicht verletzte Frau verzweifelt aus dem Fenster schaut, ist die bundesweite kostenlose Nummer (08000) 116 016 abgebildet. Auf einem anderen Poster umklammert eine Mutter ihr Kind, verbunden mit der Frage: „Wie kann ich uns schützen?“

„Es ist ein Lotsentelefon, das vom Familienministerium der Bundesregierung unterstützt wird“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Theresa Arens. Es könnten aber nicht nur Betroffene, sondern auch Angehörige anrufen.

Noch immer ist Gewalt gegen Frauen ein Tabu-Thema, so Arens. „Es kommt in allen Schichten vor und noch immer traut sich nicht jeder, es zu melden.“ In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Zahlen der gemeldeten Fälle im Potsdamer Frauenzentrum, das auch für Potsdam-Mittelmark zuständig ist, vervierfacht, sagt Psychologin Lydia Sandrock von der Frauenberatungsstelle. „Ungefähr die Hälfte der Fälle handelt von häuslicher Gewalt“, sagt Sandrock. Allein ein Drittel davon sind Vergewaltigungen. „Bei der anderen Hälfte handelt es sich um sexuellem Missbrauch in der Kindheit.“

Der Landkreis selbst betreibt kein Frauenhaus. „Wir beteiligen uns aber an den Häusern in Potsdam und Brandenburg“, sagt Vizelandrat Christian Stein (CDU). Auch künftig wird es wohl keine geben.„Das Problem ist die fehlende Anonymität aufgrund der ländlichen Prägung“, sagt Stein. Beratungsstellen seien aber denkbar. Eine Einrichtung für Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow sei möglich. Trotzdem sei es fraglich, ob ein solches Haus anonym betrieben werden könnte, sagt Bürgermeister Michael Grubert (SPD).

Von der Plakataktion erhoffen sich die Beteiligten eine große Aufmerksamkeit. Die Hilfsangebote sollen dort bekannt gemacht werden, wo die Menschen sind, so Arens. „Viele pendeln täglich mit dem Bus oder der Bahn.“ 2014 sind von der Polizei in Brandenburg mehr als 4000 Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt registriert worden. Das sind 5,3 Prozent mehr, als im Vorjahr. Das Autonome Frauenzentrum in Potsdam hat im vergangenen Jahr 43 Frauen und 36 Kindern im Frauenhaus Schutz bieten können. Weitere 11 Frauen und drei Kinder kamen in der Zufluchtswohnung des Vereins unter. „Die Aktion in den Bussen wird auf jeden Fall etwas bringen“, ist Psychologin Sandrock überzeugt. Dies sei auch bei früheren Aktionen so gewesen.

40 Busse, die in Werder (Havel), Beelitz, Potsdam und im Raum Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf unterwegs sind, wurden mit Plakaten und Aufklebern bestückt, so René Poleske von der BVSG. Sein Unternehmen habe sich sofort an der Aktion beteiligt, „ohne überhaupt zu wissen, wie diese aussehen soll“, sagte er. Die Werbeflächen in und an den Bussen werden vom Busunternehmen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Wie lange die Aktion laufen soll, ist jedoch nicht sicher. Kleinere Aufkleber mit der Hilfshotline in den Bussen bleiben womöglich dauerhaft, hieß es. Björn Stelley

Björn Stelley

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