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Von Tobias Reichelt und Nana Heymann: Schweinegrippe erreicht Teltow
Zwei Abiturienten kehrten mit dem gefährlichen Virus von ihrer Spanienreise zurück
Stand:
Potsdam-Mittelmark - Die Schweinegrippe hat den Landkreis erreicht. Auf Anfrage bestätigte Amtsärztin Johanna Aulich gestern die ersten beiden Fälle der an der Grippeform erkrankten Personen. Dabei handelt es sich um einen 20-jährigen Mann und eine 19-jährige Frau. Beide wohnen in Teltow und haben sich offenbar auf ihrer Abi-Abschlussreise in Spanien mit dem Virus infiziert. Die Krankheit wurde vergangene Woche bei den Abiturienten diagnostiziert. Mittlerweile seien sie wieder auf dem Weg der Besserung, aber noch in häuslicher Quarantäne, sagte Aulich.
Die Teltower seien beide auf eine Berliner Schule gegangen, sagte Aulich. Nach ihrer Rückkehr aus Spanien wurden sie von Berliner Ärzten behandelt. Der 20-Jährige konnte nach einem dreitägigen Krankenhausaufenthalt in die häusliche Quarantäne entlassen werden. Er wurde mit dem Grippemittel Tamiflu behandelt. Bei der 19-Jährigen sei die Krankheit harmloser verlaufen. Sie durfte sofort in die Quarantäne im eigenen Haus. Der Einsatz von Tamiflu war bei ihr nicht notwendig, sagte Aulich.
Seit Ausbrechen der Krankheit wurden im Landkreis insgesamt 14 Verdachtsfälle gemeldet – 12 davon bedingt durch die Spanienreise der Abiturienten aus dem Raum Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. Lediglich die beiden genannten Fälle hätten sich bestätigt. Die zwei neuesten Verdachtsfälle wurden am Montag und gestern bekannt, sagte Aulich. Dabei handelt es sich um eine Frau aus der Stadt Werder und eine Potsdamerin wohnhaft in Groß Kreutz. Auch bei diesen Personen handelt es sich um Reiserückkehrer. Sie waren zu Besuch auf Mallorca. Noch habe sich der Virus bei ihnen nicht bestätigt.
Angesichts der bevorstehenden Reisewelle rechnen die Gesundheitsbehörden des Landes mit steigenden Fallzahlen. Wer derzeit seinen Urlaub plant, sollte sein Reiseziel deshalb besser mit Bedacht wählen – oder sich gut über hygienische Maßnahmen informieren, um sich vor dem Schweinegrippevirus H1N1 zu schützen, wie es aus dem Landesgesundheitsamt hieß. Besonders das spanische Festland, die Urlaubsinsel Mallorca, Mexiko, die USA und auch einige asiatische Länder seien derzeit Reiseziele, bei denen sich Schweingrippe-Erkrankungen häuften. In Brandenburg, wo sich bislang insgesamt 23 Fälle bestätigt haben, handelt es sich bei vielen Betroffenen um Spanien-Urlauber. Gleiches gilt in Berlin: 28 der 65 Berliner Erkrankten haben sich während eines Spanien-Urlaubs infiziert.
Reisenden werden deshalb Hygienemaßnahmen empfohlen: Sie sollten häufig die Hände waschen und in den Ärmel statt in die Hand husten. Von der Reise abraten wollen das brandenburgische Landesgesundheitsamt indes nicht. Dort warnte man gestern vor Panik: „Es sind im Land noch keine schweren Erkrankungen bekannt und schon gar keine mit tödlichem Ausgang“, erklärte Gabriele Elsässer. Dennoch sollte der intime Kontakt mit Erkrankten vermieden werden, sagte Elsässer. Derzeit werde ein Abstand zum Kranken von 1,8 Metern empfohlen.
Die Schweinegrippe-Viren können nur per Tröpfcheninfektion übertragen werden. Menschen, die Grippeinfizierten näher gekommen seien, würden bereits zu Verdachtsfällen gezählt. Eine Blutprobe könne klären, ob sie sich angesteckt hätten. Im Landeslabor Berlin-Brandenburg würden aufgrund der Meldungen täglich 30 bis 40 Proben untersucht.
Die mittelmärkische Amtsärztin Aulich geht indes davon aus, dass die Dunkelziffer der Infizierten um ein Vielfaches höher liegen könnte, weil die Schweinegrippe meist nur sehr leichte grippeähnliche Symptome verursacht und bei vielen Menschen womöglich unbemerkt verläuft. Ein Einsatz des Grippemittels Tamiflu sei bei leichten Fällen, wie dem der 19-jährigen Teltowerin, abzuraten, sagte Aulich. Mittlerweile seien sogar Fälle von Infizierten bekannt, die kein Fieber bekamen.
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