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Potsdam-Mittelmark: Sechstklässler heiß umkämpft

Nur 1200 mittelmärkische Kinder wechseln in diesem Jahr in weiterführende Schulen / Intensives Werben um den Nachwuchs

Potsdam-Mittelmark - Die weiterführenden Schulen in Potsdam-Mittelmark werben derzeit intensiv um Nachwuchs für das kommende Schuljahr. Am 9. März müssen die Anträge mit Erst- und Zweitwunsch beim Staatlichen Schulamt Brandenburg abgegeben werden, bis dahin werden überall Tage der offenen Tür veranstaltet oder Werbeaktionen gestartet. Man sucht das Gespräch mit den Eltern, denn sie entscheiden über die weitere Schullaufbahn ihrer Kinder - und laut Landratsamt beeinflussen sie mit ihrer Wahl die Zukunft der mittelmärkischen Bildungslandschaft.

Denn wenn Ende Februar das Anmeldeverfahren anläuft, geht es für einige Schulen ums Überleben. Auch in diesem Jahr werden nicht überall zwei siebente Klassen eröffnet werden können, nur rund 1200 Sechstklässler gibt es momentan in den mittelmärkischen Grundschulen. Von denen würden sich erfahrungsgemäß 80 Prozent für eine weiterführende Schule im Landkreis entscheiden, so Volker Meinecke, Schulentwicklungskoordinator im Landratsamt. „Es wird also äußerst spannend.“

Der Konkurrenzdruck auf die Bildungsstätten ist enorm, der Geburtenknick nach der Wende hat endgültig die Sekundarstufe I erreicht. Erst in zwei Jahren werde sich die Zahl wieder bei zirka 1800 Siebtklässlern einpendeln. Ein Niveau von 2800 Schülern wie vor drei Jahren werde es hingegen nicht mehr geben, so Meinecke. So werben auch die Schulen im Raum Werder, Michendorf und Beelitz um Nachwuchs, indem sie sich mit ihrem Unterrichtsangebot profilieren und vielfältige Arbeitsgemeinschaften ins Leben rufen. In der Werderaner Carl-von-Ossietzky-Oberschule wird der Schwerpunkt auf naturwissenschaftliche Fächer gelegt. So gibt es hier jeweils eine zusätzliche Stunde ab Klasse 7 in Physik, ab Klasse 8 in Chemie, ab der 9. eine zusätzliche Mathematik-Stunde und in der 10. die Astronomie. Das Motto: Praktisches Arbeiten, Denken und Forschen stehen im Vordergrund, wodurch Lernbereitschaft und soziale Fähigkeiten gestärkt werden sollen. Vielfältige Arbeitsgemeinschaften und Projekte runden das Angebot für die Kinder und Jugendlichen in den Klassenstufen 7 bis 10 ab.

Im Werderaner Ernst-Haeckel-Gymnasium (EHG) wird bis zur 10. Klasse ebenfalls ein Schwerpunkt auf die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer gelegt. Der Unterricht in den Klassen 11 bis 13 ist in drei Aufgabenfelder gegliedert, von denen der erste mit seinem Sprachangebot Englisch, Französisch, Latein und Russisch besonders breit ist. Aber auch nach 12 Jahren kann man hier das Abitur machen. Im Zuge der „Schnellläuferklassen“ besuchen Kinder bereits ab der 5. Klasse das Gymnasium, erhalten gestrafften Unterricht und überspringen die achte Klasse.

Einen besonderen pädagogischen Ansatz verfolgt die Freie Schule am Werderaner Zernsee. Als nicht-staatliche Einrichtung können die Klassen hier mit maximal 16 Schülern besonders klein gehalten werden, was dem Waldorf-Prinzip entspricht. Die Kinder sollen zum Lernen angeregt und nicht gedrängt werden, so die Formel. Bereits ab der 1. Klasse gibt es Englisch- und ab der 2. Klasse Unterricht in einer weiteren Fremdsprache. Außerdem erhalten die Schüler eine künstlerische, musikalische und handwerkliche Ausbildung, erlernen sogar ein Instrument. Nach der zwölften Klasse kann an der Waldorfschule Berlin-Kreuzberg ein Abitur-Vorbereitungsjahr belegt und dort die Hochschulreife erworben werden.

Während die Schulen in der Blütenstadt nicht über Schülermangel klagen können, wird in Caputh noch gerungen. Zwar konnten bereits in den vergangenen zwei Jahren in der Oberschule „Albert Einstein“ keine 7. Klassen eröffnet werden, doch noch hat man sich nicht aufgegeben. Am Schwielowsee gibt man sich besonders engagiert, nicht nur für den Erhalt der Schule, sondern auch bei der Ausbildung der Schüler, was sich an der Ausfallquote von unter zwei Prozent zeige. Neben dem üblichen Bildungsangebot wird ein besonderes Augenmerk auf die Vorbereitung aufs Berufsleben gelegt: Die Schüler unternehmen Exkursionen in Betriebe und nutzen die vorgeschriebenen Praktika gezielt zur Orientierung. Im Wahlpflichtfach Wirtschaft-Arbeit-Technik wird darüber hinaus ein intensives Bewerbungstraining angeboten.

Ähnlich ist die Lage in der Gemeinde Seddiner See. Wie in Caputh ist auch die Oberschule „Friedrich List“ in Neuseddin auf „Schulpendler“ aus den Nachbargemeinden angewiesen. Auch hier konnten in den vergangenen zwei Jahren keine 7. Klassen eingeschult werden. Dennoch: „Räumliche Ausstattung, ein gutes Konzept – es ist alles da“, sagt Schulleiter Wilfried Glumm. Das übliche Angebot mit zweiter Fremdsprache Französisch, Naturwissenschaften und Technikunterricht wird im Rahmen des Ganztagsprogramms abgerundet. Arbeitsgemeinschaften wie Schulfunk oder einer Technik-AG, die sich mit Zweirädern beschäftigt, gehören dazu.

Besonders kämpferisch gibt man sich in Beelitz. So wirbt das Sally-Bein-Gymnasium mit seinem erfolgreichen Abschneiden beim Zentralabitur im vergangenen Jahr – die Beelitzer belegten Platz sechs im Landesvergleich. Ein Schwerpunkt liegt auf der Informationstechnik, es gibt fünf Computerkabinette. Sämtliche Räume sind mit Internetanschluss ausgerüstet, insgesamt gibt es 110 Rechner. Entsprechend gestaltet sich der Stundenplan: Bis zur 13. Klasse gibt es Technik- und Informatikunterricht. Eine Seltenheit in der brandenburgischen Schullandschaft: Informatik kann als Leistungskurs belegt werden. Darüber hinaus umfasst das Lehrangebot zwanzig Arbeitsgemeinschaften, zum Beispiel Rudern und ein Skilager. Austauschprogramme bestehen mit Schulen in Italien, Frankreich, Großbritannien und Israel.

Mit der „Solar-Oberschule“ in der Ringstraße verfügt die Spargelstadt über eine zweite weiterführende Schule. Seit 1997 versorgt sich die Einrichtung über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zum Teil selbst mit Strom. Baulich hat sich sehr viel getan in den letzten Jahren: Der Sportplatz wurde vor drei Jahren erneuert, die Sporthalle saniert. Momentan befindet sich das Schulgebäude im Umbau. Die Siebt- bis Zehntklässler können ihren Schultag mit Sport-AGs – es gibt einen Fitnessraum – oder in den Arbeitsgemeinschaften Kochen, Kunst oder Astronomie gestalten. In Beelitz haben sich auch die Stadtverordneten eingeschaltet, um beide Schulen zu erhalten. So werden zum Beispiel die Fahrkosten von der Stadt bezuschusst, um diese auf dem Niveau der Nachbargemeinden zu halten.

Die Oberschule Wilhelmshorst, seit diesem Jahr „offene Ganztagsschule“, verweist auf ihr umfangreiches Nachmittagsprogramm, an dem die Schüler freiwillig teilnehmen. Die Zeit wird einerseits genutzt, um den Unterricht in Förderkursen und Hausaufgabenstunden zu festigen. Die Kenntnisse in Englisch, Französisch und Russisch können in speziellen Kommunikationstrainings erweitert werden, sogar einen Kurs in Wirtschaftsrussisch wird angeboten. Andererseits gestalten die Schüler in Zusammenarbeit mit Vereinen und anderen Einrichtungen der Waldgemeinde ihre Freizeit selbst. Insgesamt gibt es zwanzig Kooperationspartner, unter anderem örtliche Sportvereine oder die Kreismusikschule.

Am Wolkenberg-Gymnasium in Michendorf ist seit diesem Jahr ebenfalls das Abitur nach zwölf Jahren möglich. Die Schule wurde vom Landkreis mit großem Aufwand saniert und ausgebaut. Die Arbeitsgemeinschaften am „Wolkenberg“ reichen von Sprach- über Sportkurse bis hin zu zahlreichen Austauschprogrammen. Die Michendorfer unterhalten Schulpartnerschaften mit den USA, Dänemark, Norwegen und Frankreich. Thoma Lähns

Weitere Infos im Internet unter www.potsdam-mittelmark.de

Thoma Lähns

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