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Weiterhin lohnend – zumindest für die Umwelt: Sonnenstrom.

© Thomas Trutschel

Potsdam-Mittelmark: Sonnenstrom: Idealisten müssen nachrechnen Grüne befürchten, dass Bürgersolaranlagen leiden

Potsdam-Mittelmark - Harte Zeiten für Energie-Idealisten: Nachdem die Bundesregierung drastische Kürzungen bei der Förderung des Solarstroms angekündigt hat, könnten auch in Potsdam-Mittelmark künftig weniger Investoren auf Sonne setzen. Das zumindest befürchten die Grünen.

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Potsdam-Mittelmark - Harte Zeiten für Energie-Idealisten: Nachdem die Bundesregierung drastische Kürzungen bei der Förderung des Solarstroms angekündigt hat, könnten auch in Potsdam-Mittelmark künftig weniger Investoren auf Sonne setzen. Das zumindest befürchten die Grünen. „Die Motivation, sich zum Beispiel an Bürgersolaranlagen zu beteiligen, wird zurückgehen“, so die Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm gestern. Nach aktuellen Plänen soll die Einspeisevergütung für kleine Dachanlagen um gut 20 Prozent auf 19,5 Cent pro Kilowattstunde gekürzt werden. Große Solarparks werden gar nicht mehr bezuschusst und können ihren Strom dann nur noch zu marktüblichen 13,5 Cent anbieten.

Leute, die ihre Geld in Bürgersolaranlagen stecken, würden dies aus zweierlei Gründen tun, erklärte Behm: „Erstens geht es ihnen um eine saubere Energiequelle, zweitens wollen sie Arbeitsplätze in Brandenburg sichern.“ Deshalb würden sich Kleininvestoren nicht für billigere Module aus China entscheiden, um die Ertragseinbußen wett zu machen, sondern gänzlich auf die Beteiligung an solchen Bürgerstrom-Genossenschaften verzichten.

Rund 1200 Photovoltaikanlagen hat das Landratsamt vor zwei Jahren in Potsdam-Mittelmark gezählt, die meisten befinden sich im ländlichen Raum. Allein in Bad Belzig werden 109 Anlagen betrieben, im Amt Brück gibt es 108. Den bislang größten Zuwachs an Sonnenstrom hatte der Kreis 2010 verzeichnet: Von 43 Watt pro Einwohner und Jahr auf beachtliche 260 Watt. Im Vergleich zur Windkraft nimmt sich diese Zahl allerdings gering aus: Die 161 Windräder auf mittemärkischem Boden produzierten unterm Strich mehr als 1250 Watt pro Einwohner.

In der Gesamtbilanz nehme die Solarkraft zwar einen geringeren Stellenwert ein, räumte auch Behm ein, doch sei die Bürgerbeteiligung bei der Sonnenenergie ungleich höher. „Bürgerwindräder“ gebe es zwar, doch sei deren Zahl aufgrund der hohen Investitionskosten sehr gering.

Die Gemeinde Michendorf will in diesem Jahr ihren Teil zur Energiewende beitragen und kommunale Dächer für den Bau von Bürgersolaranlagen ausweisen. Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) gab sich gestern optimistisch, dass sich genug Privat-Investoren finden würden: „Die Rentabilität bei kleinen Anlagen ist auch weiterhin gegeben“, so Mirbach. Wie die Bürgersolaranlagen umgesetzt werden sollen und inwieweit sich die Gemeinde beteiligt, wird zurzeit geprüft, ein Konzept will die Verwaltung voraussichtlich in der nächsten Gemeinderatssitzung Mitte März vorlegen. Dann soll auch klar sein, welche kommunalen Dächer infrage kommen. Eine Möglichkeit wäre laut Mirbach der Neubau für den Wilhelmshorster Jugendclub.

Keine Auswirkungen soll die Förderkürzung indes auf das Pilotprojekt an der Michendorfer A10 haben – hoffen die Verantwortlichen. Wie berichtet, wollen Bund, Land und die Initiative „Lärmschutz jetzt!“ im Rahmen des Ausbaus des südlichen Berliner Rings Lärmschutzwände errichten lassen, die auch als Photovoltaik-Anlagen fungieren und sich so finanziell selbst tragen. „Die Kürzung der Einspeisevergütung ist nichts, das uns schreckt“, so Lothar Wiegand, Sprecher des Landesverkehrsministeriums. Denn die Subventionen für Sonnenstrom würden seit Jahren sinken, und im Idealfall solle sich der solare Lärmschutz ohnehin ohne die Zuschüsse rechnen, erklärte er. Die Deges GmbH, die für den A 10-Ausbau verantwortlich ist, untersucht zurzeit die Wirtschaftlichkeit des Projektes.

Auch Cornelia Behm rechnet damit, dass das Pilotprojekt an der Michendorfer Autobahn umgesetzt wird. Bis Jahresende soll hier ein Investor gefunden sein. Ob der aber aus Brandenburg kommt oder doch aus China, ist aber nicht klar.

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