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Potsdam-Mittelmark: Sorben: Münch räumt Pannen ein Ministerin verteidigt aber Änderung bei Unterricht

Potsdam - Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) hat schwere Pannen ihres Hauses im Umgang mit den Sorben in der Lausitz eingeräumt. „Das bedauere ich außerordentlich“, sagte sie am Donnerstag auf einer Sondersitzung des Rates für sorbische Angelegenheiten.

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Potsdam - Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) hat schwere Pannen ihres Hauses im Umgang mit den Sorben in der Lausitz eingeräumt. „Das bedauere ich außerordentlich“, sagte sie am Donnerstag auf einer Sondersitzung des Rates für sorbische Angelegenheiten. „Es tut mir leid, dass es zu Missverständnissen und Kommunikationsstörungen gekommen ist.“ Sie werde die „Unzumutbarkeiten“ aufarbeiten. „Das sind Dinge, die dürfen nicht passieren“, sagte Münch.

In der vergangenen Woche hatte die Domowina, der Dachverband der Sorben, Alarm geschlagen. Eine auf Referatsebene erarbeitete, aber im Haus nicht abgestimmte Vorgabe war an das Schulamt Cottbus herausgegangen. Dort wurde die Direktive so verstanden, dass ab nächstem Schuljahr der zweisprachige Fachunterricht mit dem Witaj-Projekt in den ersten und zweiten Klassen wegfällt. Zudem soll wegen knapperer Ressourcen eine seit Jahren geltende, aber wegen Lehrerüberhangs nicht angewandete Vorschrift greifen, wonach die Lerngruppen eine Mindestgröße von zwölf Schülern haben sollten. Vor Ort löste das massive Proteste aus, die Stadt Cottbus und der Spree- Neiße-Kreis intervenierten. Bei der sonst wenig besuchten Sitzung des Sorben-Rates waren gestern zahlreiche Sorben-Vertreter, die Witaj-Projekt-Leitung, Schüler, Lehrer und Eltern. Befürchtet wird, dass der zweisprachige Unterricht an vier von sechs Grundschulen wegbricht. Aus dem Institut für Slawistik der Universität Leipzig, die als einzige Sorbisch-Lehrer ausbildet, hieß es, die Pläne seien „skandalös“.

Zumindest den Wegfall in der ersten und zweiten Klasse soll es laut Münch nicht geben. Ansonsten verteidigte sie den Ansatz. „Wir lassen keine Strukturen wegbrechen. Vielmehr werden bereits bestehende Grundregeln angewandt.“ Zum Ausgleich könne es jahrgangsübergreifenden Unterricht geben. 12 Schüler pro Lerngruppe seien ein „Entgegenkommen“. Der Richtwert an Regelschulen liege bei 15 Schülern. „Es kann nicht ein Lehrer nur zwei Schüler unterrichten.“ Das Witaj-Projekt werde „nicht sterben“, sondern solle evaluiert und weiterentwickelt werden. Jedes Kind werde weiterhin möglichst in Sorbisch unterrichtet.

Die Sorben-Vertreter konnte Münch damit nicht besänftigen. „Die Zahl Zwölf ist ein willkürliches Entgegenkommen“ und im europäischen Vergleich viel zu hoch, sagte Meto Nowak, Leiter des Witaj-Sprachzentrums. Bilingualer Unterricht sei jahrgangsübergreifend unmöglich. Das Ratsmitglied sprach von einem „massiven Vertrauensbruch“ . Es habe seit mehr als einem halben Jahr keinen direkten Draht mehr ins Ministerium gegeben, stattdessen seien die Sorben überrumpelt worden. Der Vize-Chef des Sorben-Rats Torsten Mak sagte, erneut werde die slawische Minderheit wie zu Zeiten „bester brandenburgisch-preußischer Bildungspolitik“ in ihrer Existenz bedroht.

Für Münch ist es eine heikle Aufgabe, es geht um Minderheitenpolitik. Münch kündigte nun direkte Gespräche im Mai an. Erhalt und Pflege der sorbischen Kultur haben in Brandenburg Verfassungsrang. „Das ist mir durchaus bewusst“, sagte sie und betonte, drei ihrer sieben Kinder besuchten das Niedersorbische Gymnasium in Cottbus. Alexander Fröhlich

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