Potsdam-Mittelmark: Staatsakt im kleinen Kreis
Vor dem Rumänischen Honorarkonsulat in Stahnsdorf wurde gestern die Flagge gehisst
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Vor dem Rumänischen Honorarkonsulat in Stahnsdorf wurde gestern die Flagge gehisst Von Thomas Lähns Stahnsdorf. Ein Staatsakt im kleinen Kreis: Als Viforel Babaca gestern vor seinem Haus in der Stahnsdorfer Markhofstraße 26 die Flagge seines Heimatlandes hisste, waren zwar Vertreter der Landesregierung vor Ort, auch Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) war vorbeigekommen – und an Pressevertretern mangelte es ebenfalls nicht – aber Schaulustige suchte man vergeblich. Dabei ist Stahnsdorf seit gestern offiziell Sitz des Rumänischen Honorarkonsuls in Brandenburg. Die Euphorie über den Status der Gemeinde Stahnsdorf als Diplomaten-Standort muss Babaca ein wenig bremsen: „Konsularische Aufgaben wie die Vergabe von Visa werden nach wie vor in der Botschaft in Berlin oder in den Generalkonsulaten erledigt.“ Er ist Konsul „ehrenhalber“, seine Aufgabe lässt sich wohl als regional-international beschreiben: Brandenburg und Rumänien näher zusammen zu bringen. In erster Linie bedeutet das Kontakte knüpfen und aufrecht erhalten, unter anderem auf den Gebieten Wirtschaft, Politik und Kultur. „In Rumänien besteht der Wille zur Zusammenarbeit mit Brandenburg“, berichtete Gerd Harms, Beauftragter des Ministerpräsidenten für besondere internationale Aufgaben. „Jetzt haben wir endlich einen ständigen Ansprechpartner.“ Im September vergangenen Jahres war Landesvater Matthias Platzeck (SPD) mit einer Wirtschaftsdelegation nach Bukarest gereist. Ergebnis der Gespräche mit der dortigen Regierung war unter anderem der Wunsch Rumäniens, von Brandenburg zu lernen. Auch in den Ressorts Sicherheit und Recht wolle man sich an der Mark orientieren: "Brandenburg ist heute eine Grenzregion der Europäischen Union – Rumänien könnte es werden", erläuterte Botschaftsrätin Brandusa Predescu. Der EU-Beitritt ist für das Jahr 2007 angesetzt, doch bereits jetzt sehe sich das Land in der Pflicht, sich vorzubereiten. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien lobte Gerd Harms: Bis zum Fall des Eisernen Vorhangs Anfang der 90''er Jahre gab es am Schwarzen Meer sogar eine nicht unbedeutende deutsche Bevölkerungsgruppe. Ihr Wegziehen werde dort sehr bedauert. Touristisch könne Rumänien ein Comeback zumindest bei den Ostdeutschen feiern. Dass sich der Sitz des Honorarkonsuls ausgerechnet in Stahnsdorf befindet – üblich ist mindestens die Landeshauptstadt – lässt sich mit der Tatsache erklären, dass Babaca seit 1991 hier wohnt und die Gemeinde mag. Bereits in den achtziger Jahren knüpfte er Kontakte mit Deutschen, arbeitete neben Studium und Beruf als Reiseleiter für deutsche Touristen in Rumänien. 1987 heiratete er eine Berlinerin, zog mit ihr vorerst an die Spree und arbeitete bis 1993 an der Freien Universität Berlin. Danach hat er sich selbstständig gemacht und wirbt seitdem als Handelsvertreter und Firmenberater für seine Heimat und unterstützt Unternehmen, die dort Fuß fassen wollen. Die guten Kenntnisse und Kontakte in beiden Ländern will Viforel Babaca nun also auch ehrenamtlich einsetzen. Er hält sich regelmäßig in Rumänien auf, die Kontakte sind also direkt. Dabei genießt er das volle Vertrauen sowohl der Landesregierung als auch der Rumänischen Botschaft: „Sie haben mehr als unsere Unterstützung, sie haben unsere Freundschaft“, versicherte Brandusa Predescu. Bereits am 1. März war die offizielle Amtseinführung Babacas in der Bundeshauptstadt Berlin. Auch im kleinen Kreis, in Stahnsdorf, kann der frischgebackene Honorarkonsul nun für sein Land werben. Bürgermeister Enser sicherte bereits Unterstützung zu. So könnten im örtlichen Gemeindezentrum Gesprächsrunden und Ausstellungen statt finden.
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