Von Sandra Dassler und Thomas Lähns: Traumhaus für 49 Euro
Eigentümer veranstaltet private Lotterie. Hier ist das verboten, doch das Los wird in Österreich gezogen
- Sandra Dassler
- Thomas Lähns
Stand:
Michendorf - Weil er seine Villa in Wildenbruch nicht zu einem passablen Preis verkaufen konnte, will der Österreicher Franz-Josef Kellner sie verlosen. 49 Euro soll jedes Los kosten, der Gewinner bekommt das Haus – wenn mindestens 18 000 Bewerber mitmachen und so die von Kellner gewünschte Summe von 882 000 Euro zusammenkommt. Und wenn die deutschen Behörden die Verlosung nicht verbieten.
Im brandenburgischen Innenministerium klingelten am Mittwoch die Telefone. Viele Bürger wollten nach einem Bericht der Bild-Zeitung wissen, ob die Verlosung rechtens sei. „Nein“, sagt Ministeriumssprecher Geert Piorkowski: „Deutsche können an dieser Verlosung nicht teilnehmen, denn privates Glücksspiel ist in Deutschland verboten.“ Auch, dass der Hausbesitzer dies wisse und die Verlosung daher auf einer österreichischen Website anbiete, ändere daran nichts. Experten sind sich da nicht so sicher. „Der deutsche Staat hat keinen Zugriff auf österreichische Websites, die von österreichischen Staatsbürgern betrieben werden“, sagt der Düsseldorfer Fachanwalt für IT-Recht, Thomas Engels: „Wenn die Verlosung eines Hauses in Österreich erlaubt ist – wieso sollten Deutsche daran nicht teilnehmen dürfen?“ Und die Berliner Expertin für Immobilienrecht, Katrin Dittert, meint: „Vermutlich gibt es diese Möglichkeit, da in Österreich Urkunden ausgestellt werden können, die ebenso gültig sind wie bei deutschen Notaren.“ Der Verkäufer müsste allerdings für den Käufer die Grunderwerbssteuer und alle anderen Kosten entsprechend des Verkehrswertes des Hauses übernehmen.
„Das werde ich tun“, sagt Franz-Josef Kellner. Vor zehn Jahren hatte er seine Villa auf einem knapp zweieinhalbtausend Quadratmeter großen Grundstück im Michendorfer Ortsteil Wildenbruch in der Nähe des Golfplatzes gebaut. Der Österreicher arbeitete damals in Potsdam, auch seine Familie wohnte hier. Jetzt sind die Kinder groß, Kellner ist Pensionär und lebt mit seiner Frau wieder in Österreich. Doch für das Haus fand sich bisher kein Käufer. „Wir haben es lange versucht“, sagt Kellner: „Es gab kein vernünftiges Angebot.“
Da kam dem 66-Jährigen die Idee mit der Verlosung: „In Österreich ist das überhaupt nicht ungewöhnlich“, sagt er: „Hier sind private Glücksspiele zwar auch verboten, aber für die Verlosung einer Immobilie kann man einmal im Leben eine Sondergenehmigung beantragen.“ Erst in der vergangenen Woche hatte ein Hausbesitzer eine 400 Quadratmeter große Villa in Klagenfurt verlost. 9999 Menschen hatten sich mit je 99 Euro daran beteiligt – knapp 990 000 Euro kamen zusammen. Einem Münchner Hausbesitzer wurde hingegen am Dienstag von der bayerischen Glücksspielbehörde ein hohes Zwangsgeld angedroht, wenn er die Verlosung seines Hauses nicht sofort stoppe.
„Schade, so eine Verlosung hilft doch allen weiter“, findet Franz-Josef Kellner. Er wolle sich nun noch einmal mit dem Innenministerium in Verbindung setzen. „Ich möchte das nicht über deren Köpfe hinweg machen“, so Kellner, der auch von der Resonanz auf seine Internetseite „berlin-hausverlosung.at“ überrascht war. Die Verlosung selbst soll erst im Mai starten. Kellner verspricht außerdem: „Wenn zu wenig Lose verkauft werden, gibt es die 49 Euro zurück. Wenn zu viele verkauft werden, stifte ich den Gewinn für gemeinnützige Zwecke.“ Eine Gewähr dafür gebe es allerdings nicht, wie im Innenministerium gestern vermutet wurde.
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