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Erdbeeren aus Potsdam-Mittelmark: Von Bienen und Erdbeeren

Brandenburg startet in die Erdbeersaison. Damit die Früchte besonders schmackhaft werden, helfen bei Obstbauer Frank Wache in Groß Kreutz spezielle Bienen.

Von Eva Schmid

Stand:

Groß Kreutz (Havel) - In Gummistiefeln und mit Regenschirm ausgestattet sind zum Erdbeersaisonstart am Mittwoch die ersten Selbstpflücker auf das Feld des Groß Kreutzer Obstbaubetriebes Wache gestapft. Es war ein nasser Saisonstart, die roten Früchte unter den breiten grünen Blättern gut geschützt. Lange darf das nasse Wetter nicht anhalten, sagt Obstbauer Frank Wache. Sonst müsste ein Großteil der Erdbeeren zu Obstwein verarbeitet werden. Der Regen lässt die reifen und saftigen Früchte aufplatzen, verkaufen könne man sie dann nicht mehr.

Die Gehörnten Mauerbiene helfen, die Obstblüten zu bestäuben

Wache hat gelernt, mit den Wetterkapriolen klarzukommen. Dieses Jahr gab es starke Regenfälle, das Frühjahr war sehr kühl und windig. Der 49-jährige Obstbauer, dessen Hof insgesamt 18 Hektar groß ist, hat trotzdem Erdbeerpflanzen, die viele Früchte tragen. Auch an den Kirschen hängen erste, noch grüne Früchte. Wache hat sich dieses Jahr emsige und vor allem temperaturresistente Helfer besorgt: „Bei diesem unsteten Wetter haben mir die Gehörnten Mauerbienen geholfen, die Obstblüten zu bestäuben.“

Die Wildbienenart nistet in zwei überdachten kleinen Holzhäuschen. Darin stecken viele kleine Bambusstäbe – die Nisthilfen der Insekten. Der Vorteil: „Sie fliegen schon bei Temperaturen um die fünf Grad“, erklärt Wache. Normale Bienen würden sich erst bei angenehmen 15 Grad auf den Weg machen, die Blüten zu bestäuben. „Ohne die Biene ist eine gesicherte Ernte aber nicht möglich.“

Wenn die Erdbeeren im April anfangen zu blühen, dann müssen in den ersten Tagen die Bienen ran. Der beste Zeitpunkt zum Bestäuben sind laut Obstbauer Wache die ersten zwei Tage, nachdem die Blüte aufgegangen ist. Komme die Biene rechtzeitig, würde es schöne große Erdbeeren geben, die schnell wachsen. Komme das Insekt etwas später, dann kann das bereits Einbußen bedeuten: „Die Früchte haben keinen guten Fruchtkern, schmecken etwas fad und sind zum Teil verkümmert.“

Bedarf nach regionalen Erdbeeren wächst

Wache, der seine Erdbeeren auf zwei Hektar anpflanzt und damit in Werder zu den kleineren Erzeugern gehört, verkauft seine Früchte an einem Stand in Berlin. Seien die Kunden mit der Qualität unzufrieden, bekomme er das sofort zu spüren. „Sie stimmen mit den Füßen ab.“

Der Hunger in Berlin und Brandenburg nach Erdbeeren wächst, die regionale Produktion kommt der großen Nachfrage aber nicht hinterher. Seit drei Jahren nehmen die Flächen, auf denen die Früchte angebaut werden, im Land wieder zu. Neben dem Werderaner Raum sind weitere große Erdbeeranbaugebiete im Landkreis Märkisch-Oderland, sowie in und um Frankfurt (Oder). Im vergangenen Jahr wurden auf knapp über 450 Hektar fast 4000 Tonnen geerntet. Fast alle Anbieter aus Brandenburg vermarkten ihre Erdbeeren im Direktverkauf. Was anderes würde sich auch fast nicht lohnen, sagt Thomas Bröcker vom Gartenbauverband Berlin-Brandenburg. Durch den Mindestlohn falle es deutschen Obstbauern zunehmend schwerer, mit der Konkurrenz aus dem EU-Ausland mitzuhalten.

Auch wenn in den Supermarktregalen die Erdbeeren in den kommenden Wochen für Spottpreise verkauft werden, rät Obstbauer Wache zu heimischen Früchten: „Wir können viel aromatischere und süßere Früchte bieten, weil wir Sorten haben, die keine weiten Wege überstehen müssen.“ Mit den Erdbeeren aus Italien, Spanien oder Griechenland könne man bowlen, sagt Wache und lacht. So hart seien sie.

Erst wenn sie richtig reif sind, werden sie geerntet

Heute gepflückt, morgen im Bauch – das ist die Maxime des Groß Kreutzer Landwirtes. Vier Sorten hat Wache zu bieten. Derzeit gibt es die französische Züchtung Daroyal auf den Feldern, eine frühe Sorte. Danach kommt Korona, ideal zum Marmeladekochen und für Wein. Laut Wache die aromatischste unter seinen Sorten. Zudem behalte sie auch trotz des Kochens die schöne rote Farbe. Auf Korona folgen die Erdbeeren der englischen Sorte Symphony. Die spätesten Erdbeeren in sechs bis acht Wochen sind eine Züchtung aus der Bodensee-Region. Malwina-Erdbeeren sind tiefrot und sehr saftig. Für die letzten Erdbeeren bräuchte man viel Geduld, jeden Tag müsse man die Früchte probieren. Erst wenn sie richtig reif sind, werden sie geerntet. „Das kann sich ein Großbetrieb so nicht erlauben“, sagt Wache.

Der Obstbauer, dessen Familie einst auch vom Fischfang lebte und Obst nur im Nebenvertrieb vermarktete, ist froh, festen Boden unter den Füßen zu haben. Auch wenn der heute sehr nass ist. Wache macht eine wischende Handbewegung in der Luft, als ob er den Regen vertreiben wollen würde. Der Obstbauer schaut auf sein Feld. Der Regen zum Saisonstart könne seinen Erdbeeren nichts anhaben. Wichtig sei, dass später der Wind über die Felder weht. Dann trocknen die Früchte von alleine wieder.

Lesen Sie weiter:

Service: Wo man in der Region selbst Erdbeeren pflücken kann >>

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