Von Jana Haase: Von Caputh nach Kapstadt
Der gebürtige Südafrikaner Johannes Haape organisiert maßgeschneiderte WM-Afrika-Reisen
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Schwielowsee - Früher war er praktisch immer auf Reisen. Sogar seine Frau lernte er im Flugzeug kennen. Heute hat Johannes Haape, geboren im südafrikanischen Durban, seinen Lebensmittelpunkt im beschaulichen Caputh gefunden. Und hilft von hier aus anderen Fernwehsüchtigen: Mit seiner Reiseveranstalter-Firma „Taruk International“ organisiert er seit mehr als zwanzig Jahren Afrika- und Südamerika-Reisen. Zur Fußballweltmeisterschaft in Südafrika in diesem Sommer nun hat er ein maßgeschneidertes Sonderprogramm aufgelegt – für den 55-Jährigen ein Heimspiel.
Die Palette reicht vom 8-Tages-Ausflug nach Johannesburg über längere kombinierte Fußball- und Safarireisen durch Südafrika und die benachbarten Staaten bis hin zum Edel-Angebot für richtig gut Betuchte: Die 101-tägige Afrika-Entdeckungstour „Von Kairo nach Kapstadt“, die von der Zeitung „Welt“ bereits zur „Besten Fernreise 2010“ gekürt wurde. Dabei geht es für stolze 24 900 Euro drei Monate lang unter anderem auf den Spuren der Pharaonen durch Ägypten und den Sudan, mit dem Segelschiff über den Nil, nach Äthiopien zu den Tellerlippenfrauen des Mursi-Volkes, in die Serengeti und an den Kilimanjaro, zum Schnorcheln an den Malawi-See, nach Windhoek, Hauptstadt des früheren Deutsch-Südwestafrikas – und schließlich zum WM-Endspiel nach Johannesburg.
Südafrika und die Weltmeisterschaft scheinen an diesem Vormittag im Haus der Haapes am Templiner See allerdings noch genau so fern wie der Sommer. Hohe Fenster geben den Blick auf das überfrorene Wasser frei, ein Graureiher wartet neben dem Bootssteg auf Beute. Seit 2001 wohnen die Haapes hier, zwei Jahre zuvor waren sie aus dem noblen Starnberg bei München nach Caputh gezogen. „Die Gegend hat uns einfach verzaubert“, sagt Johannes Haape. „Hier ist die Landschaft noch wild, das entspricht eher dem Lebensgefühl in Südafrika“, fügt seine Frau Melanie hinzu. Auch sie hat ihre Wurzeln in Afrika, ist in Sambia geboren und arbeitete lange in Südafrika als Wirtschaftsjournalistin.
Aber das himmelblaue Haus neben dem Caputher Schlosspark ist nicht nur das Heim der Haapes und ihrer vier Kinder, in der ersten Etage haben sie auch ihr Büro. Insgesamt zehn Leute gehören zum „Taruk“-Team, erklärt Johannes Haape. „Die große Planung machen wir hier in Caputh“, sagt der studierte Psychologe und Zoologe. Ein weiteres Büro gebe es in Johannesburg.
Nach Deutschland kam Haape zum ersten Mal auf der Spur seiner Eltern, die 1952 ausgewandert waren. „Ich habe Vorträge über Südafrika gehalten, bei Amnesty International oder in Kirchenkreisen“, erinnert er sich. So kam er auch zu seinen ersten Reise-Kunden: „Das waren einfach Nachfragen aus dem Publikum“, erzählt Johannes Haape. 1984 siedelte er nach Deutschland über und gründete 1988 dann gemeinsam mit seiner Frau die Firma „Taruk International“.
Rund 70 Kleingruppen mit maximal 12 Personen reisen mit ihm jährlich nach Südafrika, aber 2010 könnten es noch mehr werden: Denn das WM-Paket bietet Taruk nicht nur in Deutschland an, sondern auch für Fans aus Italien, Spanien, Frankreich, den Niederlanden oder einigen südamerikanischen Ländern – für bis zu 2600 Besucher sei Platz. Schon Anfang 2009 startete Haape mit den Vorbereitungen auf das Ereignis: 43 Hotels, 63 Busse und 50 Reiseleiter hat er unter Vertrag. Außerdem fand er für spezielle Taruk-WM-Feste Gäste wie die DDR-Fußballlegende Jürgen Sparwasser.
Ganz billig ist das freilich nicht: Mindestens 2195 Euro legt man für den Ausflug ins WM-Land auf den Tisch: Für diesen Preis gibt es eine achttägige Reise nach Johannesburg zum dritten Gruppenspiel der Deutschen, Flug, Unterkunft und Halbpension inbegriffen. Mehr als doppelt soviel kosten die großen WM-maßgeschneiderten Afrika-Rundreisen, bei denen es zum Beispiel in die Drakensberge, auf Safari in den Kruger Nationalpark, ans Kap der Guten Hoffnung und entlang der legendären Gartenroute geht – und zwischendurch zu den der drei Vorrundenspielen der Deutschen. Laut Haape ist Taruk der einzige Veranstalter überhaupt, der den WM-Besuch mit klassischen Afrikareisen kombiniert.
Wenn es dann soweit ist, will der Wahlcaputher auch im Stadion in Johannesburg sein. Trotz seiner südafrikanischen Herkunft schlägt sein Herz für die deutschen Kicker, sagt er. Und wohin fährt ein professioneller Afrika-Reiseveranstalter selbst in den Urlaub? „Irgendwo nach Europa“, sagt Johannes Haape und lacht: „Da kann ich richtig abschalten.“
www.wm2010-tour.de
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