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Von Thomas Lähns: Von Saarmund nach Spanien
Mittelmärkisches Teilstück des Jakobsweges soll wiederbelebt werden / Symbolische Eröffnung am 4. Juli
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Potsdam-Mittelmark - Raubritter, Wegelagerer, überschwemmte Straßen: Wer im Mittelalter zu einer Pilgerfahrt antrat, setzte damit oft sein Leben aufs Spiel. Dennoch machten sich Jahr für Jahr Tausende auf den Weg ins spanische Santiago de Compostela, um am Grab des Apostels Jakobus für den Ablass ihrer Sünden oder um die Heilung körperlicher Gebrechen zu bitten. Ihr Weg führte sie auch durch die Mittelmark. Studenten der Viadrina Universität Frankfurt (Oder) haben den Verlauf des Jakobsweges von Berlin nach Leipzig erforscht und dabei jetzt auch die Strecke zwischen Saarmund und Beelitz rekonstruiert. Am 4. Juli soll der Weg abgewandert werden – und damit der Startschuss für die Entwicklung des mittelmärkischen Jakobsweges fallen.
Denn spätestens seitdem der Entertainer Hape Kerkeling den Jakobsweg zwischen Frankreich und Spanien abgelaufen ist und seine Erlebnisse in dem Bestseller „Ich bin dann mal weg“ festgehalten hat, kommen Pilgerreisen wieder in Mode. „Tatsächlich hat er damit auch für uns Öffentlichkeitsarbeit geleistet“, sagt Lara Buschmann, die seit mehreren Jahren an dem Viadrina-Projekt „Jakobswege östlich und westlich der Oder“ mitarbeitet und die erste Wanderung organisiert. Einen ganzen Tag wollen sich die Pilger für die 18 Kilometer lange Strecke, die größtenteils abseits der heutigen Straßen durch Wald und Flur führt, Zeit nehmen. Eingeladen ist jeder, ob er nun aus religiösen Motiven pilgern möchte oder einfach die Landschaft erkunden will.
Bei ihren Forschungen haben sich die Viadrina-Studenten auf historische Reisetagebücher und alte Karten gestützt, aber auch konkrete Hinweise vor Ort gesucht. „Der Name des früheren Hotels ,Leipzig’ in Saarmund zum Beispiel beweist, dass hier einst die Handelsstraße zwischen Berlin und Leipzig verlief“, so Buschmann. Viele Straßen habe es in der Region damals nicht geben können, weil Zauche und Teltow im Mittelalter noch von Seen und Sümpfen geprägt waren. Klimageschichtliche Untersuchungen stützen diese These. Nicht zuletzt aus Angst, überfallen zu werden, hätten sich Pilger auf solch festen Straßen wie der zwischen Saarmund und Beelitz bewegt.
Hier führte im 18. Jahrhundert auch die Poststrecke entlang, wie Manfred Fließ, Leiter des Beelitzer Heimatmuseums, zu berichten weiß. Die Spargelstadt beteiligt sich an der (Wieder-)Eröffnung des Jakobsweges und würde ihn gern als kulturhistorische Attraktion in ihr Fremdenverkehrsprogramm mit aufnehmen. Denn immerhin liegt mit der im Jahre 1370 erbauten Wunderblutkapelle sowohl ein gewichtiger Markstein des Jakobsweges als auch ein eigenes Ziel von Pilgern im Mittelalter im Beelitzer Stadtkern. „Zum deutschen Wandertag 2012 sollten wir die Strecke mit ins Programm nehmen“, so Fließ.
Nachdem die Historiker nun den Verlauf des Jakobsweges nachgewiesen haben, ist es an den Kommunen oder Initiativen vor Ort, daraus weitere Projekte zu entwickeln. Während Beelitz das touristische Potenzial sieht, will man in Nuthetal das Pilgern selbst fördern – denn seit der Reformation im 16. Jahrhundert ist diese Form der Glaubensbekundung in Brandenburg in Vergessenheit geraten. Vor gut einem Jahr ist das Waschhaus im Saarmunder Pfarrgarten zur Herberge mit vier Betten ausgebaut worden. Reisende erhalten hier Unterkunft, Verpflegung und ein Siegel für ihren Pilgerausweis. Die ersten sollen bereits bei Pfarrerin Almut Gaedt an die Tür geklopft haben.
Informationen und Anmeldung:
www.jakobsweg-viadrina.eu
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