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Ursula von der Leyen bei der Bundeswehr: Weltpolitik aus Geltow

Ursula von der Leyen verkündet das Ende des Afghanistaneinsatzes, spricht von mehr Soldaten für Mali und plaudert mit Lokalpolitikern.

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Schwielowsee - Beinahe hätte Ursula von der Leyen (CDU) den Zeitplan der Bundeswehr über den Haufen geworfen: Zehn Minuten zu früh traf die neue Verteidigungsministerin am Dienstagmorgen zu ihrem Antrittsbesuch im Einsatzführungskommando in Geltow ein. Gepanzerte Limousinen holperten über das Kopfsteinpflaster und bremsten abrupt vor der Kaserne. Die Ungeduld hatte ihren Grund, die Ministerin wollte aus Geltow eine wichtige Botschaft in die Welt senden.

Im Blitzlichtgewitter der Fotografen und Kameras hat Ursula von der Leyen das Ende des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan verkündet. Das Bundeskabinett werde den seit zwölf Jahren laufenden Kampfeinsatz am heutigen Mittwoch zum letzten Mal um zehn Monate verlängern. Gleichzeitig kündigte sie an, dass die Bundeswehrtruppe im westafrikanischen Mali von derzeit 100 stationierten auf 250 Soldaten aufgestockt werden soll.

Mit strenger Miene, verschränkten Armen und durchgedrücktem Rücken bekräftigte die Ministerin, dass ein stärkeres Engagement bei der Krisenbewältigung in Afrika erforderlich sei. „Afrika ist unser direkter Nachbar, und die Auswirkungen, ob in Afrika Mord, Vertreibung, Hunger und Destabilisierung herrschen, werden wir früher oder später in Europa spüren.“

Noch Minuten zuvor hatte die erste Frau im Amt die Gelegenheit ihres Besuchs genutzt, um von der ansonsten streng abgeschirmten Operationszentrale mehrere öffentliche Videotelefonate in die Länder der Welt zu führen. Ausnahmsweise wurde der durch zwei Stahltüren gesicherte, fensterlose Raum – der mit seiner Leinwand, den zahlreichen Computern, Monitoren und Telefonen an ein Weltraum-Startzentrum erinnert – für Journalisten geöffnet. Von der Leyen sendete Grüße an Bundeswehrsoldaten auf drei Kontinenten und erkundigte sich bei den Führungskräften in Afghanistan, dem Kosovo, der Türkei und Afrika nach der Lage.

Die könnte für die rund 4900 Soldaten im Ausland nicht unterschiedlicher sein: In Afghanistan hat der Winter wieder eingesetzt, rief Generalmajor Jörg Vollmer durch das knarzige Mikrofon nach Deutschland. In Mazar-i-Sharif liegen 50 Zentimeter Schnee und nachts werde es minus 20 Grad kalt. Auch wenn das Videobild aussetzte, die Lage der Soldaten sei gut, war Vollmer noch zu hören. Die Vorbereitungen für freie Wahlen in Afghanistan seien in vollem Gange.

Oberst Josef Jünemann meldete aus dem Kosovo 4 Grad Celsius und strahlend blauen Himmel. Die Straßen seien vom Schnee befreit, die Lage stabil. Mit 35 Grad seien die Temperaturen im afrikanischen Mali deutlich höher, berichtete indes der kurzärmelige Oberstleutnant Ingo Reershemius kurz danach. Aus der Türkei erfuhr die Ministerin, dass sich die Lage der sanitären Einrichtungen für die Soldaten verbessert habe. Auch vom Horn von Afrika wurde die Ministerin begrüßt. Bereits seit zwei Jahren vereiteln Bundeswehrsoldaten vor der Küste Somalias Angriffe von Piraten.

Vielen Soldaten in Geltow war beim Besuch der neuen Chefin die Nervosität anzusehen. Immer wieder tauschten sie hinter ihrem Rücken bange Blicke aus, wiesen Journalisten sorgsam ein und beorderten Kameraleute und Fotografen in Position. „Wir haben heute unsere Visitenkarte abgegeben“, sagte Oberstleutnant Thomas Kolatzki. Die Geländebetreuungsstelle der Bundeswehr habe den Besuch vorbereitet. Wege wurden gefegt und Kasernen gereinigt. Die Visite von der Leyens sei etwas Besonderes. In der Regel kämen Minister nur ein- oder zweimal während ihrer Amtszeit zum Einsatzführungskommando nach Geltow.

Womöglich könnte Ursula von der Leyen da aber eine Ausnahme machen. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) würde sich das wünschen. Auch er war in Geltow, um von der Leyen zu begrüßen. „Ich freue mich sehr, dass sie den Standort ins mediale Interesse rückt“, sagte Blasig. Er bot der Ministerin zudem seine Unterstützung an, die Familienfreundlichkeit der Bundeswehr zu verbessern.

Aufgeregt tippelte am Dienstag auch Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) durch die Flure der Henning-von-Tresckow-Kaserne. „Ich bin stolz, dass sie uns besucht“, sagte Hoppe breit lächelnd. Wenige Augenblicke später konnte sie Ursula von der Leyen die Hand entgegenstrecken: „Ich sage immer, Schwielowsee ist die schönste Gemeinde in Brandenburg“, warb die Bürgermeisterin bei der Verteidigungsministerin.

Offensichtlich kam das gut an. Nach ihrem knapp dreistündigen Besuch verabschiedete sich Ursula von der Leyen mit einem Lächeln bei Soldaten, der Bürgermeisterin und dem Landrat: „Meine Damen, meine Herren: Ich danke Ihnen und hoffentlich auf bald.“

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