Potsdam-Mittelmark: Wenig Teilhabe am Bildungspaket
Nur ein Bruchteil der 4 500 Berechtigten hat Anträge eingereicht. Extra angeschrieben wird aber niemand
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Potsdam-Mittelmark - Die Nachfrage hält sich in Grenzen: Erst 480 Anträge für Geld aus dem Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung sind bislang beim Landratsamt eingegangen. Nicht einmal 20 Prozent davon kommen aus den Regionen Werder und Teltow. Das teilte Vize-Landrat Christian Stein (CDU) jetzt dem mittelmärkischen Kreistag mit. Insgesamt hätten 4500 Kinder aus finanziell schwachen Familien im Landkreis Anspruch auf die neue Förderung. Immerhin: Die Frist für rückwirkende Anträge für das erste Quartal dieses Jahres hat Bundes-Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) jetzt um zwei Monate auf den 30. Juni 2011 verschoben.
Nach dem neuen Gesetz, das nach langen Diskussionen erst Ende März in Kraft getreten ist, sollen Kinder aus finanziell schwachen Familien Zuschüsse für Lernmaterialien, Schulessen, Klassenfahrten oder Nachhilfeunterricht bekommen. Dadurch sollen sich deren Chancen auf gute Noten und auf eine volle Teilhabe am Leben verbessern, so der Grundgedanke. Auch Vereinsbeiträge kann man sich für’s Kind erstatten lassen. Potsdam-Mittelmark stehen in diesem Jahr gut zwei Millionen Euro aus Berlin zur Verfügung.
Wie Thomas Schulz, Fachbereichsleiter für Soziales, erläuterte, könnten für ein Kind auch mehrere Anträge gestellt werden – womit die Zahl der bislang aktiv gewordenen Eltern weit unter 480 liegen dürfte. Knapp die Hälfte der beim Landratsamt eingereichten Anträge bezog sich auf Zuschüsse für das Mittagessen. 115 Anträge richteten sich an die Förderung von sportlichen und kulturellen Aktivitäten, 110 wurden für die Finanzierung von Ausflügen abgegeben. Nur zehn Anträge bezogen sich auf das Thema Lernförderung. Die Hälfte aller Formulare sei mittlerweile bearbeitet worden, erklärte der Vize-Landrat.
Im Kreistag wurde nachgehakt, ob die Antragsberechtigten auch angeschrieben wurden? „Wir gehen davon aus, dass Medienberichte und die Mundpropaganda reichen“, erläuterte Schulz. Zudem würden die infrage kommenden Eltern auch in den Beratungsgesprächen in den Jobcentern und anderen Stellen des Landkreises auf die neue Fördermöglichkeit hingewiesen werden. Verbände wie der Städte- und Gemeindebund hatten eine Informationsoffensive für das Bildungspaket gefordert, denn auch in anderen Kommunen ist die Nachfrage bislang gering. Kritik am Vergabe-Verfahren hatte unter anderem der Paritätische Wohfahrtsverband geübt: Mit Leistungen per Antrag erreiche man die wenigsten, hieß es. In Potsdam-Mittelmark dürfte die geringe Nachfrage aber auch daran liegen, dass es Leistungen wie kostenloses Schulessen oder Zuschüsse für Ausflugsfahrten in einzelnen Fällen bereits gibt – finanziert von Kreis und Kommunen. Und die Fahrkosten zur nächstgelegenen Schule trägt generell der Landkreis.
Die mögliche Doppelfinanzierung ist jedoch nur eine der Herausforderungen für das Landratsamt. Da auf Gutscheine und auf die Ausgabe von Bargeld verzichtet werden soll (PNN berichteten), müssen nun Finanzierungsverträge abgeschlossen werden: Mit den Schulen und Cateringfirmen für das Schulessen, mit den Sportvereinen und Musikschulen für Mitgliedsbeiträge und Gebühren. „Träger der Lernförderung“ soll die Kreisvolkshochschule werden. Bis zum 30. Juni sollen alle notwendigen Verträge abgeschlossen sein, kündigte Stein an.
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