KulTOUR: „Wir kommen wieder!“
Max Mc-Colgan Trio in Caputh: Die Kellner waren angehalten, laut zu sein
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Schwielowsee · Caputh - Auf den Inseln scheint alles anders zu sein, der Humor, teils die Kleidung, ja, es scheint in Schottland und Irland sogar kaum ein Gericht zu geben, woran man nicht Beer oder Whisky tut. Besonders eigen aber ist die Musik. Wie das alles zusammen funktioniert, konnten etwa 90 Besucher im Rahmen der „Caputher Musiken“ kürzlich live erleben. Das Kavalierhaus, 1736 vom damaligen Schlosseigentümer Heinrich Ludwig August von Thümen in Auftrag gegeben und nunmehr sehr schön restauriert, lud zu einem menügestützten Themenabend mit dem Berliner Max Mc-Colgan Trio.
Die Gastronomie hatte sich alle Mühe gegeben, die erste Veranstaltung dieser Art mit Irischem Bier-Eintopf, Gebackenem Kartoffel-Lachsauflauf an Mangoldgemüse und Zidersoße sowie mit Blackberry-Mousse auf Whiskyschaum als Dessert zu verzieren. Dazu gab“s ausnahmsweise Guinness, Irish Coffee und ein paar Harte, bis zu zwölf Jahre gelagert.
Am wichtigsten aber war natürlich das musikalische Trio mit dem Steiermärker Max McColgan – einem vorzüglichen Banjo-Spieler, John Shanahan als Sänger und Gitarrist sowie Jimmy Dee aus dem schottischen Glasgow, der seine Künste am Schlagzeug sehr gerne zeigte. Vor allem aber blies er, bekiltet, den Dudelsack mit solch majestätischer Kraft, dass die vorausgehende Warnung des Songwriters beim besten Willen nicht ohne Bestätigung blieb. Man spielte in drei Blöcken, dazwischen wurde serviert, gegessen, man vertrat sich beim dreistündigen Abend auch mal draußen die Beine, wo ein gewaltiges Feuerwerk aus Richtung Ferch die schlafenden Enten erschreckte.
Volksmusik im besten Sinne, belebend und seelentraurig, stets harmonisch und nach natürlichem Rhythmus gefügt. Oft beginnen die Lieder mit einem langsamen Entree, dem ein geschwinder, manchmal übermütig rascher Hauptteil folgt, die meisten Titel klingen dann wie am Anfang aus. Eine merkwürdige Besonderheit ist eine Art „Bremse“, das synkopisch-retardierende Element solcher Klänge. Stark das Banjo, toll auch die manchmal pressierte Stimme von John Shanahan, als er von einem Mann sang, der sich durch zu viel Arbeit den Rücken verdarb. Das waren leise Töne. Er war von diesem Trio auch der Verhaltendste, zeigte aber in seinen Conferencen einen schönen Humor.
Alles war live, es gab kein Programm, man improvisierte, sprach sich beim Spielen ab, und dass man im Sonntagsstaat erschienen wäre, kann man auch nicht gerade sagen. Eine tolle Stimmung jedenfalls, die Bedienung war sogar angehalten, „laut“ zu sein, um richtige Pub-Atmosphäre aufkommen zu lassen.
Balladen, Tänze und andere Instrumentalstücke, Lieder, Songs neueren Datums waren zu hören, die Mär vom Untergang des größten Schiffes Irlands, dem nur ein Maat und ein Hund entkam, obwohl letzterer dann aber gleichfalls ersoff. Und natürlich erklangen „The Marching Place“ sowie „Wild Rover“, dessen Kontrafraktur hierzulande unter dem Titel „An der Nordseeküste“ bekannt ist. Jimmy Dee stand mit seinem Dudelsack auf der Bühne wie ein Earl von Schottland!
Euphonie von Anfang bis Ende, dabei ganz unaufwändig gemacht. Die urwüchsige Sprache der Musik versetzte das Publikum wohl derart in Begeisterung, dass dem Tresen sogar vorübergehend das Guinness ausging.
Das Kavalierhaus wollte schon lange eine solche Veranstaltung, getraute sich aber wegen mangelnder Resonanz nicht. Nun aber, weil die Gäste sogar aus Berlin und Dresden anreisten, will man solche Themenabende fortsetzen. Auch für die „Caputher Musiken“ war es ein voller Erfolg. Das Max McColgan Trio jedenfalls versprach, wiederzukommen.
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