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Ein Wohnblock sorgt für Streit: Der Staudenhof in Potsdams Innenstadt.

© Foto: pnn/Andreas Klaer

Staudenhof-Debatte im Umweltausschuss: Expertin der Grünen gegen die Grünen

Die Potsdamer Grünen und der Partei nahestehende Kräfte sind uneins über den Abriss des Staudenhofs. Von Streit könne aber keine Rede sein, sagen Fraktion und Grüne Jugend.

In Ausschüssen der Stadtverwaltung sprechen nicht nur Politiker:innen, sondern auch von den Parteien geladene Sachverständige. Normalerweise unterstützen diese die Positionen der jeweiligen Partei - doch nicht so im Klima- und Umweltausschuss am vergangenen Donnerstag: Der Grünen-Stadtverordnete Fabian Twerdy und die von seiner Fraktion geladene Expertin Sophie Haebel, Sprecherin des Potsdamer Klimarats, saßen zwar nebeneinander - argumentierten aber gegeneinander. Streitpunkt war der geplante Abriss des Staudenhofes.

Anlass war eine Beschlussvorlage des Oberbürgermeisters. Darin ging es um das Baukonzept von Block V, also jenem Gebäude, das ab 2026 dort entstehen soll, wo heute der Staudenhof steht. „Die Vorlage sollte nicht so beschlossen werden“, sagte Haebel. Der Abriss sowie der geplante Neubau seien weder wirtschaftlich noch ökologisch nachhaltig. Sie kritisierte unter anderem die geplante Tiefgarage: „Eine Tiefgarage in ökologischer, nachhaltiger Bauweise ist mir noch nicht untergekommen“, sagte sie.

Klimaschutz ist uns wichtig. Aber das bedeutet nicht, dass man keine neuen Gebäude mehr bauen kann.

Fabian Twerdy, Referent für internationale Klimapolitik in der Stadtfraktion der Grünen

Vertreter der Linkspartei und von Die Andere schlossen sich Haebel an. Nicht jedoch die Partei, die Haebel selbst als Expertin geladen hat: „Der Klimaschutz ist uns wichtig und wir halten auch weiterhin am 1,5 Grad-Ziel fest. Aber das bedeutet jetzt nicht, dass man keine neuen Gebäude mehr bauen kann“, sagte Twerdy. Haebel saß kopfschüttelnd direkt neben ihm.

Umweltschützer und Grünen-Fraktion uneins

Die Grünen-Fraktion unterstützt den umstrittenen Abriss des DDR-Baus. Damit stellt sie sich gegen zahlreiche Stimmen aus der Klimabewegung der Landeshauptstadt: Im November ist ein Aufruf zur Rettung des Staudenhofs gestartet worden. Unterzeichnet haben unter anderem Hans Joachim Schellnhuber, Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Fridays for Future Potsdam, der Vorsitzende des BUND Brandenburg, Carsten Preuss, und auch Sophie Haebel. Am Freitag hatte der Aufruf 503 Unterstützer:innen. Auch die Grüne Jugend positionierte sich gegen die Partei und plädierte Anfang Dezember für eine Sanierung und gegen einen Neubau.

Die Deutsche Umwelthilfe hat am 12. Dezember eine Negativliste mit den aus Sicht der Umweltschutzorganisation absurdesten Beispielen von Gebäudeabrissen veröffentlicht. Gelistet wird auch der geplante Abriss des Staudenhofes. Nach Schätzungen der DUH seien 10.000 Tonnen CO2 im Staudenhof gebunden und würden durch einen Abriss frei werden. Weitere 22 500 Tonnen CO2 würden durch den Neubau freigesetzt werden, so die Prognose.

Staudenhof-Debatte sei kein ernsthafter Streit

In der Grünen-Fraktion sieht man allerdings keinen grundsätzlichen Dissens: „Klimaschutz ist komplex, Stadtplanung auch. Dass man diskutiert, ist völlig normal“, sagte Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke auf PNN-Anfrage. An der Entscheidung zu Abriss und Neubau des Gebäudes halte man allerdings fest. Haebels Kritik, der geplante Neubau sei ökologisch nicht nachhaltig, könne sie nicht nachvollziehen, sagte Hüneke.

Haebel bleibe allerdings eine „starke Unterstützerin“: „In dieser einen Sache sind wir unterschiedlicher Meinung. Bei den großen klimapolitischen Fragen in der Stadt gehen wir aber Seite an Seite.“ Dies gelte auch für andere der Partei nahe stehende Gruppen wie die Grüne Jugend.

Die Grüne Jugend Potsdam bleibt dabei, dass Sie für eine Sanierung und gegen einen Neubau plädiert, teilte Fabian Schmidt, Sprecher der Grünen Jugend, auf Anfrage mit. Nichtsdestotrotz teile man die Ansicht von Hüneke, dass es keinen grundsätzlichen Streit gebe: Man verfolge „im Kern dieselben Grundziele“, so Schmidt. Die Grüne Jugend Potsdam, betont er, sei allerdings eigenständig und werde „auch in Zukunft eigene Akzente setzen“.

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