
© Imago/Matthias Koch
1:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg: 1. FC Union setzt Erfolgsserie in der Bundesliga fort
Nach nun zehn Punkten aus den vergangenen vier Spielen schafft Union den Anschluss ans Mittelfeld. Gegen Wolfsburg besinnen sich die Berliner auf alte Stärken.
Stand:
Steffen Baumgart verstand die Welt nicht mehr. Wie der Denker von Auguste Rodin hockte der Trainer des 1. FC Union mit einem Knie auf dem Boden und dem Kopf in seiner ausgestreckten Hand. Der Schiedsrichter hatte gerade ein vermeintliches Foul an Benedict Hollerbach nicht gepfiffen, und im Stadion an der Alten Försterei lagen die Nerven blank.
Runde 15 Minuten später konnten aber alle aufatmen, die es mit den Köpenickern halten. Nach einem langen und intensiven, aber selten schönen Kampf gegen den VfL Wolfsburg hatte Union einen 1:0-Sieg über die Zeit gebracht und ist damit dem Ziel Klassenerhalt ein großes Stück näher gekommen.
Das K-Wort dürfte in Köpenick noch keinem über die Lippen kommen, doch so langsam wird es immer einfacher, für ein weiteres Jahr in der ersten Bundesliga zu planen. Weil alle anderen Abstiegskandidaten an diesem Wochenende Punkte liegen ließen, steht Union jetzt elf Zähler vor dem Relegationsplatz und gar 13 vor den direkten Abstiegsrängen.
„Wir wussten es, nach gestern, wo die Mannschaften dann doch für uns gespielt haben, mussten wir heute liefern und wollen unbedingt den Dreier holen. Von dem her war es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber durch sind wir noch nicht“, sagte Mittelfeldspieler Janik Haberer nach dem Spiel. Auch Baumgart sprach von einem „sehr guten Vorsprung“. Anders formuliert also: Wenn das noch schiefgehen soll, dann aber richtig.
Denn dafür ist Union aktuell in zu guter Form. Die Köpenicker sind nun seit vier Spielen ungeschlagen, haben dabei sogar drei Siege gesammelt und wirken mit jedem Wochenende als Mannschaft gefestigter. Das zeigt sich auch in den Aufstellungen, die nach der ständigen Rotation des Frühjahrs nun immer berechenbarer werden.
Für Baumgart war es erst der zweite Heimsieg als Union-Trainer
Eine Erfolgsformel ändert man bekanntlich nicht, und nach dem Sieg in Freiburg nahm Baumgart auch diese Woche nur einen Wechsel vor. Für den verletzten Woo-yeong Jeong rückte András Schäfer zurück in die Startelf: Alles andere blieb wie gehabt.
Beflügelt von den Erfolgen der jüngsten Wochen und einer euphorisch gestimmten Alten Försterei startete Union energisch in die erste Halbzeit. Nach nicht einmal zwei Minuten traf Leopold Querfeld mit einem Kopfball den Pfosten und nach zehn Minuten stand es nach Torschüssen 3:1.
Dafür war diese Statistik für die Gäste sogar noch schmeichelhaft. Weil Schäfer und Benedict Hollerbach immer wieder für Wirbel in der Wolfsburger Abwehr sorgten, kam Union auch zu zahlreichen Halbchancen und rückte im Laufe der ersten halben Stunde immer näher an die Führung. In der 21. Minute kratzte der Wolfsburger Torwart Kamil Grabara einen Schuss von Janik Haberer aus der Ecke, ein paar Minuten später touchierte Benedict Hollerbach mit einem Schuss die Latte.
Komplett makellos blieb der erste Durchgang aus Union-Sicht aber nicht. Mit der Zeit fanden die Wolfsburger ins Spiel und kamen durch den einen oder anderen Berliner Abwehrfehler auch zu ihren eigenen Gelegenheiten. Zudem gab es ein paar Minuten vor der Pause einen herben Rückschlag für Union, als der zuletzt so formstarke Andrej Ilic verletzt vom Feld gehen musste.
„Bei Andrej haben wir noch keine weitere Diagnose. Das war Knie an Knie, also wir hoffen, dass es nur eine Prellung ist“, sagte Baumgart und verriet auch, dass Torwart Frederik Rönnow während des Spiels mit einem Problem am Fuß zu kämpfen hatte.
Für Ilic kam Marin Ljubicic, doch das Momentum der Anfangsphase war langsam verpufft. Auch nach dem Seitenwechsel war die Union-Abwehr mehr als einmal erleichtert, einen sicheren Rönnow hinter sich zu wissen. Das Spiel wurde zäher und musste für einige Minuten sogar unterbrochen werden, als Wolfsburgs Mohammed Amoura einen Ball ins Gesicht geschossen bekam.
Entsprechend unästhetisch war auch das Tor, als es endlich fiel. Nach einer guten Stunde kam es nach einem Einwurf für Union zu einem kurzen Kopftennis-Ballwechsel im Wolfsburger Strafraum. Der Ball landete schließlich auf dem Fuß von Benedict Hollerbach, der aus kurzer Distanz nur abstauben musste.
„Ich habe schon deutlich schwerere Tore gemacht, aber sie zählen alle, von daher freue ich mich auch so“, sagte Hollerbach mit einem Lächeln.
Wegen eines vermeintlichen Schubsers in der Entstehung wurde der Treffer kurz überprüft. Als er Bestand hatte, sorgte dies nur für noch euphorischeren Jubel.
Dabei waren es vor allem die Schiedsrichter-Entscheidungen gegen Union, die die Fans im Stadion in der Schlussphase zum Toben brachten. Abstiegskampf, hatte einer vor ein paar Wochen gesagt, sei Stress pur. So auch am Sonntag, als Wolfsburg auf den Ausgleich drängte und in der 89. Minute auch dicht dran war. Doch Kevin Behrens bugsierte den Ball aus einem Meter Entfernung irgendwie über die Latte. Der Rest war kurz darauf Jubel.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: