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Der frühere Verbandschef Luis Rubiales wurde im Zusammenhang mit dem Kussskandal und Jennifer Hermoso schuldig gesprochen.

© dpa/JOHN COWPLAND

10.800 Euro Geldstrafe für Rubiales: Ein Urteil als Schlag ins Gesicht für Jennifer Hermoso

Während Jennifer Hermoso Morddrohungen erhielt, weil sie gegen die Männermacht im Fußball aufbegehrte, kommt Luis Rubiales mit einer Geldstrafe davon. Das ist lächerlich.

Charlotte Bruch
Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Stand:

In Zeiten, in denen die Zahl der Frauen, die in der Fußballbranche Diskriminierung erleben, laut Studien stetig steigt, und die strukturelle Benachteiligung weiterhin allgegenwärtig ist, ist das Urteil im Fall Luis Rubiales gegen Jennifer Hermoso ein Schlag ins Gesicht.

Was für alle offensichtlich im TV zu erkennen war, wurde entgegen aller Versuche durch Rubiales, es als etwas Einvernehmliches darzustellen, nun geahndet als das, was es war: eine Straftat. Und das ist durchaus ein Sieg für Hermoso und alle Fußballerinnen, die bereits Ähnliches in ihrem Sport erleben mussten.

Nach dem Triumph der spanischen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2023 hatte der frühere Verbandschef Rubiales Spielerin Hermoso gegen ihren Willen auf den Mund geküsst. Die weltweit im Fernsehen übertragene Szene löste Empörung aus und wurde am Donnerstag nun vom zuständigen spanischen Gericht richtigerweise als sexueller Übergriff verurteilt.

Doch die Strafzahlung in Höhe von 10.800 Euro, die Rubiales leisten muss, ist alles andere als angemessen. Hermoso erhielt nach ihrer Klage gegen den spanischen Verbandschef Morddrohungen und sprach davon, „nicht mehr frei leben zu können“.

Dass sie dennoch vor das Gericht zog und unnachgiebig für Gerechtigkeit kämpfte, ist daher nicht hoch genug einzuschätzen. Angesichts dessen ist der Geldbetrag lächerlich klein und für Rubiales wohl keine wirkliche Bestrafung.

Ursprünglich hatte die Staatsanwältin Marta Durantez Gil nach dem Prozess zweieinhalb Jahre Haft für den Ex-Präsidenten der RFEF und eine Entschädigungszahlung an Hermoso von 50.000 Euro gefordert, wohingegen die Gegenseite, Anwältin Olga Tubau Martinez, für einen Freispruch plädiert hatte.

Hinzu kommt, dass Rubiales und weitere drei Mitangeklagte vom Vorwurf der Nötigung freigesprochen wurde. Neben dem früheren Verbandschef war Ex-Nationaltrainer Jorge Vilda, Ex-Sportdirektor Albert Luque und Ex-Marketingchef Rubén Rivera vorgeworfen worden, Hermoso, ihre Familie sowie Spielerinnen, die sich hinter sie stellten, massiv unter Druck gesetzt zu haben, damit sie Rubiales nicht beschuldigen.

Doch mal wieder wurde Frauen nicht geglaubt, es ist nicht das erste Mal im Fußball. Erneut siegt zumindest in dieser Hinsicht der Machtapparat Profifußball, in dem sich einflussreiche Männer gegenseitig schützen und damit davonkommen.

Die Verurteilung Rubiales‘ ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Doch es ist noch ein langer Weg bis zu echter Gerechtigkeit – und dieser Prozess hat einmal mehr gezeigt, wie tief die strukturelle Benachteiligung von Frauen im Fußball verankert ist.

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