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1:14, Tor des Jahres und die große Alves-Show : Spektakuläre Spiele zwischen Hertha BSC und dem FCK
Fast 70 Pflichtspiele gab es bisher zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Kaiserslautern. Vor dem Pokal-Achtelfinale blicken wir auf elf besondere Duelle zurück.
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Hertha BSC trifft am Dienstagabend (18 Uhr Olympiastadion, live bei Sky) im Achtelfinale des DFB-Pokals auf den 1. FC Kaiserslautern. Es ist das Duell zweier Zweitligisten, die beide Gründungsmitglieder der Fußball-Bundesliga waren.
Hertha und Kaiserslautern haben bisher 68 Pflichtspiele (31 Siege Hertha, 10 Remis, 27 Siege FCK) gegeneinander bestritten, darunter waren viele große Duelle in verschiedenen Wettbewerben. Wir blicken auf elf besondere Partien zurück.
02.06.1957, Endrunde um die deutsche Meisterschaft: Kaiserslautern – Hertha BSC 14:1
Bei der Endrunde wird auf neutralen Plätzen gespielt. Während der Duisburger SV in Berlin auf den Hamburger SV trifft, spielt Hertha an diesem Tag in Wuppertal gegen den 1. FC Kaiserslautern mit den Walter-Brüdern und Horst Eckel.
Der Start ist perfekt für Hertha: Zehnte Minute, 1:0, Werner Lange. Danach bricht es über die Berliner herein. Zur Pause heißt es 1:5, am Ende wird es richtig bitter. „Zu einem hilflosen, uninteressierten und verspotteten Trainingspartner degradiert, inszenierte der Berliner Meister einen Tag des offenen Tores im Wuppertaler Stadion“, heißt es in dieser Zeitung, die notiert, dass die Zuschauer Hertha auslachen. Hertha schließt die Gruppe mit drei Niederlagen und 3:19 Toren ab, der FCK landet mit 2:4 Punkten direkt davor.

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15.08.1970, Bundesliga: Hertha – FCK 5:3
65.000 Zuschauer passieren zum Auftakt der Saison 1970/71 die Kassen am Olympiastadion – und erleben ein Spiel, das in Erinnerung bleibt. Dreimal gerät Hertha in Rückstand, zur Pause steht es 2:3.
Die Gastgeber kommen immer wieder zurück – Lorenz Horr, Arno Steffenhagen und Jürgen Weber drehen das Spiel zwischen der 68. und 82. Minute zum Sieg. Fazit des Tagesspiegels: Hertha „jagte die 65.000 durch alle Höhen und Tiefen“.
Das eher seltene Resultat 5:3 hatte es bereits in der Saison 1964/65 gegeben. Damals aber mit deutlich weniger Dramatik, weil Hertha zur Pause 4:0 führte.
04.05.1976, Halbfinale im DFB-Pokal: FCK – Hertha 4:2
Im Frühjahr reisen die Berliner zweimal innerhalb von nicht einmal drei Wochen in die Pfalz, zunächst in der Bundesliga, nach zuvor über zwei Monaten ohne Niederlage. Die Serie endet auf sehr heftige Art: 0:5 (0:2).
Im Pokal-Halbfinale Anfang Mai sieht es zur Pause sogar noch trister aus (0:3). Da hilft es wenig, dass die Gastgeber nur drei Torchancen hatten. Hans „Hanne“ Weiners 1:3 bringt etwas Hoffnung zurück, aber „Wunderknabe“ (Tagesspiegel) Klaus Toppmöller gelingt nach einer Stunde sein drittes Tor des Spiels. Mehr als ein weiterer Treffer durch Erwin Hermandung wird es für Hertha nicht mehr.
20.08.1982, Bundesliga: FCK – Hertha 2:2
Es wäre übertrieben zu sagen, dass Wolfgang Holst dem Auswärtsspiel beim Vierten der vorigen Saison mit übergroßen Erwartungen entgegensieht. „Wir müssen versuchen, eine hohe Schlappe und damit ein Desaster zu vermeiden. Sonst wäre die Mannschaft sicher deprimiert“, sagt der Präsident vor dem zweiten Saisonspiel des Aufsteigers.
Die Gäste agieren jedoch äußerst clever und lassen sich durch den Gegentreffer von Thomas Allofs nach gut einer halben Stunde nicht entmutigen. Thomas Remark und Werner Killmaier lassen Hertha mit ihren Toren sogar vom großen Coup träumen. Die verhindert Friedhelm Funkel zwar durch den Ausgleich in der 84. Minute, aber: „Herthas Pfälzer Überraschung macht viel Mut“ (Tagesspiegel).

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31.08.1990, Bundesliga: FCK – Hertha 4:3
Nach sieben Jahren ist Hertha zurück in der Bundesliga, aber kommt dort nicht richtig an. Mit 1:5 Punkten nach drei Spielen geht es zum FCK (5:1 Punkte). Das Team von Werner Fuchs zeigt im Fritz-Walter-Stadion (so der Name seit 1985) in typischer Betzenberg-Atmosphäre vor gut 28.000 Zuschauern ein beherztes Spiel, führt durch Norbert Schlegel 1:0 und 2:1.
Nachdem die Gastgeber durch Demir Hotic und Stefan Kuntz zurückschlagen, antwortet Mike Lünsmann direkt zum 3:3. Der Auswärtspunkt scheint greifbar. Schiedsrichter Lothar Löwer verlegt jedoch „bei einer von vielen Fehlentscheidungen“ (Tagesspiegel) in der 85. Minute ein Foul von Robert Holzer an Miroslav Kadlec in den Strafraum, Kuntz bedankt sich mit dem Siegtreffer. „Bitter für die Herthaner, so kurz vor dem Ziel und so unglücklich noch abgefangen zu werden“, schreibt diese Zeitung.
07.04.1997, Zweite Liga: Hertha – FCK 2:0
Hertha hat in der laufenden Saison öfter vor vierstelliger Kulisse gespielt. Dass die Zuschauerzahl jetzt im Topspiel gegen Kaiserslautern extrem hoch sein würde, ist klar. Kommen vielleicht 50.000? Oder noch mehr?
Was dann passiert, ist allerdings völlig überraschend. Immer mehr Blöcke werden geöffnet und sind ruckzuck komplett gefüllt. 75.000 Zuschauer, ausverkauft, das hatte es bei einem Hertha-Heimspiel seit 1979 nicht mehr gegeben „Hertha BSC löst neue Fußball-Euphorie in Berlin aus“, titelt der Tagesspiegel nach dem Spiel, das schnell legendär wird.
Auch das Ergebnis passt aus Sicht der allermeisten Zuschauer: Ein Treffer von Axel Kruse und ein Eigentor von Axel Roos bringen den Sieg für die Gastgeber, die wie Kaiserslautern am Saisonende aufsteigen.
12.09.1998, Bundesliga: FCK – Hertha 4:3
Als der FCK 1:3 hinten liegt, gelingt Olaf Marschall ein Kunstwerk: Der Stürmer nimmt eine Hereingabe von Ciriaco Sforza mit dem Rücken zum Tor stehend mit der Brust an, legt sich den Ball mit dem Kopf vor und setzt ihn an Gegenspieler Eyjölfur „Jolly“ Sverrisson und Torwart Gabor Kiraly vorbei per Fallrückzieher ins Netz.
Damit leitet Marschall, der in der ersten Halbzeit einen Elfmeter verschossen hatte, die Aufholjagd des Deutschen Meisters ein, die Michael Schjönberg mit einem verwandelten Elfmeter und einem weiteren Tor vollendet. Marschalls Kunstwerk wird zum Tor des Jahres gewählt.
Wir haben erreicht, was wir erreichen mussten.
Dick van Burik, im Jahr 2001
19.05.2001, Bundesliga: FCK – Hertha 0:1
An diesen Tag werden sich fast alle Fußball-Fans erinnern. Schalke 04 wähnt sich als Meister, dann trifft Patrik Andersson in Hamburg für Bayern München. Nicht mehr ganz so viele Menschen werden sich daran erinnern, dass Hertha an diesem Tag in Kaiserslautern angetreten ist.
Doch für die Berliner ist es ein enorm wichtiges Spiel, die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb ist das Ziel. Das Vorhaben gelingt, weil Alex Alves in einem ziemlich müden Kick zum Sieg trifft. Für die Champions League reicht es wegen ausbleibender Schützenhilfe nicht, aber als Tabellenfünfter zumindest für den Uefa-Cup. „Wir haben erreicht, was wir erreichen mussten“, sagt Abwehrspieler Dick van Burik mäßig begeistert.
23.02.2002, Bundesliga: Hertha – FCK 5:1
Die Ära Jürgen Röber endet im Februar 2002 nach einem 0:1 in Cottbus, Röber war gut sechs Jahre im Amt. Falko Götz, bis dahin Trainer der Amateure, übernimmt. Hertha siegt sich gegen den VfB Stuttgart und bei 1860 München aus der Krise, dann kommt der FCK.

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Es wird der große Nachmittag des Alex Alves, der zuvor nur selten hatte überzeugen können. Der Brasilianer trifft zwar nicht selbst, bereitet jedoch vier Tore vor, „seinen Gegenspieler Taribo West dribbelte er in ein Schleudertrauma“, heißt es im Tagesspiegel. Das 5:1 ist bis heute Herthas höchster Sieg gegen Kaiserslautern.
31.01.2024, Viertelfinale im DFB-Pokal: Hertha – FCK 1:3
Zahlreiche Schwergewichte scheitern in der Pokalsaison 2023/24 früh, und dann erwischt Hertha bei der Auslosung zum Viertelfinale auch noch ein Heimspiel gegen den in der Zweitliga-Tabelle hinter den Berlinern stehenden 1. FC Kaiserslautern.
Das Olympiastadion ist ausverkauft. „Für Hertha BSC! Für uns alle! Für Kay!“, ruft Stadionsprecher Fabian von Wachsmann vor dem Anpfiff. In der Ostkurve gibt es eine große Choreografie als Erinnerung an den Mitte Januar überraschend verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein
Hertha kommt überhaupt nicht ins Spiel, liegt 0:2 zurück. Der nicht ganz fitte Fabian Reese ist erst ab der zweiten Halbzeit dabei, die Gastgeber werden sofort besser. Aber es fällt nicht das 1:2, sondern das 0:3. Reeses Tor ganz am Ende bekommen viele Fans nicht mehr mit, sie haben das Stadion bereits verlassen.
In der Gesamt-Pokalbilanz der beiden Teams führt der FCK damit 3:1, Herthas einziger Erfolg stammt aus dem Achtelfinale 2011/12 (3:1 im Olympiastadion, drei Tage vor Weihnachten ).
31.08.2024, Zweite Liga: FCK – Hertha 3:4
Oft enden die torreichen Spektakel in Kaiserslautern für Hertha mit leeren Händen. Nicht so diesmal. Die Partie ist ein stetiges Auf und Ab: Hertha führt 1:0, liegt 1:2 zurück, führt 3:2, kassiert das 3:3 – und gewinnt schließlich durch das Tor von Michael Cuisance in der 79. Minute. Die anderen Treffer kommen von Luca Schuler (2) und Derry Scherhant.
Mit sieben Punkten nach vier Spielen robbt sich Hertha oben ran. „Dass in der Truppe Qualität steckt, weiß ich nicht erst seit heute. Aber wir haben auch schon andere Gesichter gezeigt“, sagt Trainer Cristian Fiél.
Das andere Gesicht zeigt das Team in der Folge noch zu oft. Fiél muss im Februar 2025 gehen, Nachfolger Stefan Leitl stabilisiert die Mannschaft wieder. Doch zu mehr als Platz elf reicht es im Schlussklassement nicht.
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