
© IMAGO/Tilo Wiedensohler
Alba Berlin wechselt den Trainer: Die Trennung von Israel Gonzalez ist schmerzhaft, aber überfällig
Israel Gonzalez kam 2017 zu Alba Berlin, gewann Titel und repräsentierte eine goldene Ära. Doch diese ist längst vorbei und der Trainer wirkte zunehmend machtlos gegen den Abwärtstrend.

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Die Verantwortlichen von Alba Berlin haben alles versucht, um zu retten, was offensichtlich nicht mehr zu retten war. Sie haben ihrem Cheftrainer trotz der sportlichen Krise mehrfach das Vertrauen ausgesprochen, sie haben im laufenden Spielbetrieb drei Spieler nachverpflichtet, sie haben einen zusätzlichen Assistenten geholt.
In den meisten anderen Klubs wäre Israel Gonzalez schon vor Monaten entlassen worden, doch Alba und Sportdirektor Himar Ojeda sträubten sich gegen die oft beschworenen Mechanismen des Geschäfts. Vergeblich: An diesem Mittwoch verkündete der Klub die Trennung von Gonzalez. Es ist ein schmerzlicher Schritt für den größten Basketballklub Deutschlands, aber ein überfälliger.
Ojeda hat in dieser schwierigen Saison oft von der Hoffnung auf die Wende gesprochen. Im Oktober, im Januar, im März. Jedoch kam sie nicht. Die Leistungen wurden zuletzt zwar etwas stabiler, doch Alba ist immer noch weit von den eigenen Ansprüchen entfernt und muss um den Einzug in die Play-offs kämpfen. Gonzalez wirkte zunehmend ratlos.
Der Spanier, der 2017 als Assistent des legendären Aíto García Reneses nach Berlin kam, 2021 dessen schweres Erbe antrat und in seiner ersten Saison als Cheftrainer das Double holte, ist nicht alleine für Albas Probleme verantwortlich. Dass die Berliner international nicht mithalten können, liegt am niedrigen Budget. Dass der Kader zu Saisonbeginn überaus schief war, muss sich Ojeda ankreiden. Dazu kam das enorme Verletzungspech.
Und doch steckt mehr in dieser Mannschaft, als sie in den vergangenen Monaten gezeigt hat. Seit knapp zweieinhalb Jahren ist ein deutlicher Abwärtstrend zu erkennen. Dieser ist nach der überragenden Phase von 2017 bis 2022 wahrscheinlich unvermeidbar, doch Gonzalez machte nicht den Eindruck, als hätte er dieser Dynamik etwas entgegenzusetzen. Weder taktisch noch emotional.
Besonders Ojeda muss die Entlassung extrem schwergefallen sein. Der Sportdirektor ist seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Gonzalez befreundet, beide lernten sich zu Studienzeiten auf Gran Canaria kennen. Doch im Profisport ist für freundschaftliche Sentimentalitäten nur bedingt Platz.
Nun übernimmt Pedro Calles vorerst als Cheftrainer. Der Spanier verfügt über mehrjährige Erfahrung in der BBL und schon seine Verpflichtung als Assistent im Januar hielten viele Beobachter für eine Versicherung für den Fall einer Trennung von Gonzalez. Ojeda stritt dies vehement ab. Vielleicht war es die verzweifelte Hoffnung auf ein Happy End mit seinem guten Freund, vielleicht auch nur Taktik. Doch nun soll Calles Albas desolate Saison mit neuen Impulsen zu einem versöhnlichen Ende führen.
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