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Anna Schaffelhuber gewann bei den Paralympics 2014 fünf Goldmedaillen.

© picture alliance / dpa

Meine Paralympics: Anna Schaffelhuber for "Paralympic Sport Award"

Am 14. November werden die "Paralympic Sport Awards" vergeben. Für Annette Kögel gibt es dabei eine ganze klare Favoritin.

Nirgendwo sonst darf man so heulen, jubeln, grölen, leiden und eigentlich ja höchstselbst die Goldmedaille gewinnen wie als Zuschauer im Sport. Wer weiß, wie schlecht es manchem ginge, gäbe es die Fußball-Bundesliga nicht! Wo kann man sonst mal so richtig Emotionen rauslassen?

Die Fußball-WM der Anhänger des Behindertensports heißt Paralympics. Die vergangenen Winterspiele, also Sotschi 2014, werden als hoch politische in brisantem Umfeld in die Annalen eingehen. Denn während der Wettkämpfe wurde nur wenige hundert Kilometer entfernt die Annexion der Krim durch Russland vorbereitet. Überall an den Sportstätten in Sotschi sah man gar Geschütze versteckt im Wald oder hinter weißen Flatterwänden stehen, und Kriegsschiffe probten Manöver im Schwarzen Meer. Letztlich verstanden sich Ukrainer und Russen auch hinter den Kulissen der Sportwettkämpfe gut, sie applaudierten demonstrativ füreinander, und keiner wollte Krieg. Wer weiß, wie die weltpolitische Lage nächsten Sommer in Rio de Janeiro aussieht, Stichworte sind Russland, Ukraine, Syrien und Afghanistan. Und nun stelle man sich in jenem aufgeladenen Umfeld vor, dass Athleten, die vier Jahre oder länger genau auf diese paar Minuten hintrainiert haben, unbeeindruckt von allem ihre Leistungen abrufen müssen. Um die Herausragenden wertzuschätzen, vergibt der Veranstalter der Paralympischen Spiele, das Internationale Paralympische Komitee (IPC), die „2015 Paralympic Sport Awards“. Am 14. November sollen die Ehrungen in Mexiko in den Kategorien beste Athletin, bester männlicher Sportler, bester Debütant, bestes Team und bester Offizieller vergeben werden.

Beim Überfliegen der Namen gönnt man den Preis erstmal jedem. Der Französin Marie Bochet etwa. Wie hat sie nicht unserer Andrea Rothfuss beim Skiabfahrtslauf der stehenden Damen zugesetzt. Oder Brian McKeever, einem charmanten Bürschchen und in seiner Heimat Kanada ein Held, nicht nur, weil er seinem sehenden Zwillingsbruder und Guide in der Loipe davonrauschte. Oder dem Rollstuhlcurlingteam, ebenfalls aus Kanada. Von diesen Athleten konnte man lernen, wie knisternd spannend die erst langweilig erscheinende Sportart ist.

Aber Hand aufs Herz. Ganz besonders würde ich mich über die IPC-Auszeichnung für die unvergleichliche Anna Schaffelhuber, Germany, freuen. Nicht nur, weil sie schon drei Goldene und eine Silberne bei den Weltmeisterschaften 2011 geholt hatte. Nein, in Sotschi sollten es dann gleich fünf Goldmedaillen werden, mal locker in allen Disziplinen. Das hatte vor ihr nur die Kollegin aus dem nordischen Team geschafft, Verena Bentele, die jetzige Bundesbehindertenbeauftragte, und zwar anno 2010 in Whistler. Übrigens auch schon eine Geehrte. Doch Anna Schaffelhuber fuhr auf Rang eins, obgleich sie am Start Nervenkriege wegen Vorteilsnahme durch angebliches Abstoßen von den Gleichgewichtsskiern überstehen musste. Erst war sie disqualifiziert worden, dann durfte sie im zweiten Durchgang doch antreten, aber nur mit umgedrehter Startnummer. Das muss man erstmal packen. Keine ist so schön ehrgeizig wie die in Regensburg geborene, 22 Jahre alte Monoskifahrerin. Sie ist das Gesicht des modernen, leistungsorientierten paralympischen Sports in Deutschland. Schon als Kind mussten die Eltern sie den Berg auf dem Schlitten so oft hochziehen, bis die Arme lang wurden. Möge es heißen: And the winner is...

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