Auf Augenhöhe mit Asvel: Gibt es für Alba Berlin in der Euroleague Pflichtsiege?

Wie schnell Prognosen hinfällig werden können, hat Alba Berlin am Sonntag eindrucksvoll erlebt. Der deutsche Vizemeister hatte nach der Euroleague-Niederlage in Barcelona zwar nur rund 40 Stunden Pause gehabt, fuhr aber als klarer Favorit zum Zweitligisten nach Crailsheim.

Dort schrammte Alba nur mit ganz viel Hilfe des Basketballgottes an einer Pokalblamage vorbei. Crailsheims Tyreese Blunt hatte 1,6 Sekunden vor Schluss drei Freiwürfe zum Sieg – und vergab sie alle. Alba gewann 75:74 und trifft im Viertelfinale auswärts auf Bamberg. „Mehr Glück als Verstand“, betitelte die Berliner Medienabteilung ihren Spielbericht erfrischend ehrlich.

Schon vor diesem Pokalkrimi waren die Prognosen für diesen Dienstag (19.30 Uhr, Magentasport) klar gewesen. Alba trifft in heimischer Halle auf Asvel Villeurbanne und wenn die Berliner in dieser schwierigen Euroleague-Saison Spiele gewinnen wollen, dann doch bitte gegen die Franzosen, gegen die es seit 2019 in neun Aufeinandertreffen sechs Siege gab. So zumindest die Einschätzung vieler Fans und Experten, bei denen Alba, Villeurbanne und Paris als schwächste Mannschaften der Liga gelten.

Israel Gonzalez fühlte sich damit allerdings gar nicht wohl – und das ganz unabhängig von dem Pokalschreck in Crailsheim und dem absurden Programm mit vier Spielen in sieben Tagen. „In der Euroleague gibt es keine einfachen Gegner und ich denke nicht, dass es Pflicht für uns ist, gegen Villeurbanne zu gewinnen“, sagte Albas Trainer.

Pflicht vielleicht nicht, sehr wichtig wäre ein Sieg aber allemal. Alba ist mit zwei Niederlagen in die Euroleague gestartet und auch national läuft es bisher alles andere als rund. Am Donnerstag erwarten die Berliner mit Fenerbahçe Istanbul das nächste Schwergewicht.

Gonzalez warnt jedoch energisch davor, den Kalender nach machbaren und unschlagbaren Gegnern aufzuteilen. Gerade eine Mannschaft wie Alba kann es sich in der Euroleague nicht erlauben, ein Spiel abzuschenken, um dann in einem vermeintlich wichtigen alles zu geben.

Das würde nicht nur dem Image und der Entwicklung der Mannschaft schaden, sondern sei auch ergebnistechnisch nicht sinnvoll, sagte Gonzalez. Denn Alba könne an einem guten Tag gegen echte oder vermeintliche Topteams gewinnen, wie in der vergangenen Saison gegen den FC Barcelona und Olimpia Mailand. „Wir müssen immer 100 Prozent geben. Man weiß nie, wann es passiert“, sagte der Trainer. Am besten schon am Dienstag gegen Asvel Villeurbanne – und zur Not auch wieder mit Unterstützung des Basketballgottes.