
© dpa/Andreas Gora
Aufbäumen nach desolater erster Hälfte: 1. FC Union Berlin zeigt zwei Gesichter und verliert 1:2 gegen Gladbach
Der 1. FC Union liegt nach schwachen 45 Minuten verdient 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach zurück. Nach der Pause spielen die Berliner wie ausgewechselt – doch es reicht nicht.
Stand:
Ivan Prtajin hob im Strafraum den Arm, Marin Ljubicic war gerade eingewechselt worden, Danilho Doekhi hatte die Innenverteidigung schon lange verlassen, um die Offensive mit seiner Kopfballstärke als zusätzlicher Mittelstürmer zu unterstützen. Der 1. FC Union Berlin warf in diesen letzten Minuten gegen Borussia Mönchengladbach alles nach vorne, doch der Ausgleich gelang nicht mehr.
„In der ersten Hälfte hat uns Gladbach ihr Spiel aufgezwungen, da hatten wir keinen Zugriff“, sagte Benedict Hollerbach. „Wir wollten dann in kleineren Steps denken und dadurch wieder ins Spiel finden. Das hat gut geklappt, wir haben uns aber nicht ganz belohnt.“
Trotz einer klaren Leistungssteigerung nach der Pause verlor Union vor 22.012 Zuschauenden im Stadion An der Alten Försterei am Samstagnachmittag 1:2 (0:2). Die Treffer erzielten Lukas Ullrich und Tim Kleindienst für Gladbach sowie Andrej Ilic per Elfmeter für die Berliner. An die zwei guten Auftritte gegen Leipzig (0:0) und beim 4:0 gegen Hoffenheim konnte Union nur in der zweiten Hälfte phasenweise anknüpfen. In der Tabelle bleiben die Berliner mit 24 Punkten 13.
Unions Trainer Steffen Baumgart setzte erneut auf ein 4-2-3-1 und veränderte die Startelf nur auf einer Position. Anstelle von Ivan Prtajin begann Ilic im Sturmzentrum. Die Mannschaft war dennoch kaum wiederzuerkennen. Ein erster Ballgewinn von Josip Juranovic in der gegnerischen Hälfte, nach dem Robert Skov nicht sauber zum Abschluss kam, ließ noch auf einen ähnlich griffigen Auftritt wie in der Vorwoche hoffen, doch die Szene hatte Seltenheitswert.
Nach ereignisarmen ersten zehn Minuten mit vielen Zweikämpfen und wenig Strafraumszenen wurden die Berliner kalt erwischt. Gladbachs Linksverteidiger Lukas Ullrich passte im Mittelfeld auf Robin Hack und lief in vollem Tempo weiter.
Bei Union stimmte die Zuordnung nicht, niemand fühlte sich für den aufgerückten Defensivspieler zuständig, und als dieser den Ball links im Strafraum von Hack zurückbekam, war es zu spät. Ullrich schoss die Gäste trocken in Führung.
Auch als kurz darauf der frühere Union-Profi Moritz Nicolas verletzt vom Platz musste und Gladbach zum Torwartwechsel gezwungen wurde, veränderte dies nichts an den Kräfteverhältnissen.
Riesige Lücken in der Defensive
Die erste Aktion des eingewechselten Jonas Omlin war fast sinnbildlich für das Selbstvertrauen, mit dem die Borussia agierte. Der Torwart wurde von Woo-yeong Jeong attackiert, ließ ihn aber lässig mit einem Haken ins Leere laufen. Gladbach war in der ersten Hälfte besser, reifer – und sehr effektiv.
Denn schon der zweite nennenswerte Angriff führte Mitte der ersten Hälfte zum 2:0 und erneut sah Unions Hintermannschaft nicht gut aus. Kevin Stöger hatte im rechten Halbraum viel Platz, Diogo Leite wusste nicht, ob er den Spielmacher angreifen oder die Tiefe absichern sollte und das nutzte Stöger. Er steckte den Ball durch zu Nathan Ngoumou und der fand mit einem Querpass Tim Kleindienst. Gladbachs Torjäger musste aus vier Metern nur noch einschieben.
Hack mit einem fantastischen Lattenschuss aus 20 Metern und Ngoumou, der an Frederik Rönnow scheiterte, hätten die Führung in der Nachspielzeit noch ausbauen können. Die Berliner hatten unmittelbar vor der Pause durch Ilic ihre einzige Chance.
Baumgart reagierte in der Pause, wechselte mit Leopold Querfeld einen Innenverteidiger ein und stellte auf Dreierkette um. „Mit der Umstellung hatten wir beim Anlaufen klarere Zielspieler“, sagte Hollerbach. Doch nicht nur die taktische Formation war verändert, auch die Intensität, mit der die Berliner zu Werke gingen. Union wehrte sich nun und es war mehr Zug in den Aktionen.
Union bäumt sich auf
Bei zwei Ecken kam erstmals so etwas wie Gefahr auf und zehn Minuten nach Wiederanpfiff hatte Benedict Hollerbach die große Chance zum Anschlusstreffer. Freistehend aus 13 Metern schoss er aber zu unplatziert ab und Joe Scally rettete mit der Brust.
Union drückte die Gäste jetzt aber in den Strafraum und verkürzte in der 63. Minute. Einen Schubser von Kleindienst gegen den eingewechselten Tom Rothe ließ Sven Jablonski erst weiterlaufen, nach Intervention des VAR und Ansicht der Bilder entschied der Schiedsrichter aber auf Elfmeter.
Ilic verwandelte sicher und machte danach umgehend Platz für Prtajin. Außerdem kamen mit Laszlo Benes ein Kreativspieler und in der Schlussphase mit Marin Ljubicic ein weiterer Stürmer. Gladbachs Trainer Gerardo Seoane reagierte und stellte mit der Einwechslung des langjährigen Berliners Marvin Friedrich ebenfalls auf Dreierkette um. Prtajin und Rothe hatten in der Nachspielzeit zwar noch Chancen auf den Ausgleich, Gladbach brachte die Führung mit etwas Glück aber über die Zeit.
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