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Die deutschen Spielerinnen freuen sich über ein Tor gegen China.

© IMAGO/Foot Bowl/IMAGO/Foot Bowl/Thomas Sobotzki

Bei der Pro League auf dem Weg zum Klassenerhalt: Die Richtung stimmt beim deutschen Hockeyteam

Die deutschen Frauen hatten in Berlin einige Rückschläge hinnehmen müssen. Dann aber gelang ihnen ein Befreiungsschlag.

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Sonja Zimmermann hatte einen Ort des Spielfeldes angesteuert, der am weitesten entfernt vom eigenen Tor lag. Die Sekunden tickten herunter. Als es nur noch zehn waren, begannen die vielen jungen Zuschauer laut mitzuzählen. Dann war es geschafft: Die deutschen Hockey-Frauen hatten China am frühen Mittwochabend in der Pro League 2:1 geschlagen.

Einige Minuten später stand Julia Sonntag auf der herrlich gelegenen Anlage des Ernst-Reuter-Sportfeldes, direkt hinter dem Platz und sagte: „Heute waren ganz viele Kiddies da, die unsere Namen geschrien und uns angefeuert haben. Das macht unglaublich viel Spaß.“

Noch mehr Spaß macht alles, wenn sich der Erfolg dazugesellt. Da lag in den Tagen zuvor das Problem der deutschen Mannschaft. Trotz guter Leistungen und zwischenzeitlicher Führungen waren das erste Spiel gegen China (2:3) und die Partie gegen Argentinien (3:4) noch verloren gegangen.

Gegen die Argentinierinnen hatte nicht einmal eine 3:0-Führung gereicht. „Wir waren nicht smart genug“, hatte Bundestrainerin Janneke Schopman anschließend gesagt.

Nun hatte sich das Team etwas vorgenommen. „Wir haben uns gesagt: Wir wollen nicht weiter lernen, wir wollen endlich mal machen, wir wollen es auf die Platte bringen“, sagte Sonntag nach dem Sieg gegen China. Dieser Erfolg wurde am Ende in der Defensive erarbeitet. Viele Angriffe der Gegnerinnen endeten früh. Und wenn mal was zum Tor durchkam, war Sonntag da.

„Wir wissen jetzt, dass wir mit dieser Mannschaft Spiele gewinnen können. Egal, wer uns gegenübersteht“, sagte die 33-Jährige von Rot-Weiss Köln. Und so kam für die Deutschen die Erkenntnis, dass sie mit den besten Teams mithalten können, auch die Belohnung in Form von Punkten.

Wir wissen jetzt, dass wir mit dieser Mannschaft Spiele gewinnen können.

Julia Sonntag, Torhüterin

Nach den Olympischen Spielen in Paris hatte es einen riesigen Umbruch im Team gegeben, später trat Schopman die Nachfolge des bisherigen Trainers Valentin Altenburg an. Der jüngste Aufwärtstrend lässt sich in Zahlen festhalten: In den ersten zehn Spielen der Pro League sprangen sieben Punkte heraus, aus den bisherigen vier in Berlin schon sechs Zähler.

Mit dem Sieg machte Deutschland einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt, um nichts anderes geht es. „Das war ein Meilenstein. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn da noch was passiert“, sagte Martin Schultze, Sportdirektor des Deutschen Hockey-Bundes (DHB).


Deutschland liegt derzeit auf Platz sieben

Eine Mannschaft aus dem Neunerfeld steigt am Ende ab. Die Deutschen sind Siebte, liegen zwei Zähler vor England und drei vor Indien. Sie haben es vor den abschließenden Partien am Samstag (16.30 Uhr) und Sonntag (14 Uhr) gegen England in der eigenen Hand.

Das ist, gerade auch verglichen mit der Situation vor einigen Tagen, eine sehr komfortable Ausgangsposition. „Noch ist es nicht ganz zu Ende“, warnte jedoch Sonntag und wollte sich gar nicht erst auf irgendwelche Rechenspiele einlassen: „Wir wollen und müssen gewinnen.“

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Siege haben die deutschen Frauen bisher bei der Pro League in Berlin geholt.

Den Blick nach vorn wagte Sonja Zimmermann vom Mannheimer HC, die mit ihrem verwandelten Siebenmeter für den Sieg gesorgt hatte: „Kein anderes Team hatte nach Olympia so einen großen Umbruch wie wir. Da ist es ganz normal, dass man am Anfang mal ins Wackeln kommt. Aber hier ist so viel Potenzial drin.“

Die deutschen Spielerinnen waren auch am Mittwoch wieder gefragte Ansprechpartnerinnen für die jüngsten Fans, wenn es um Unterschriften ging. Überhaupt läuft auf der Anlage des Berliner HC in Zehlendorf alles sehr familiär ab. So viel Nähe zwischen Akteuren der Weltklasse und dem Publikum ist selten.

Als beispielsweise die Australier nach der klaren 0:5-Niederlage gegen die deutschen Männer vom Platz kamen, standen dort viele Kinder und Jugendliche. Einer der Spieler verschenkte zunächst seine Schuhe. Lief dann ein paar Schritte, zog sich das Trikot aus und warf es einem sichtlich glücklich-überraschten Mädchen zu, das Autogramme sammelte.

Dazu passten dann auch die Worte, die Julia Sonntag an genau dieser Stelle gut zwei Stunden zuvor gesagt hatte: „Es ist ziemlich cool in Berlin. Wir freuen uns, wenn am Wochenende nochmal ganz viele Zuschauer kommen.“

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