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Jack Kayil debütierte schon mit 18 Jahren für die deutsche Nationalmannschaft.

© imago/Frank Hoermann

Berliner Basketballer mit großer Zukunft: Albas Toptalent Jack Kayil steht vor der nächsten Reifeprüfung

Jack Kayil ist eines der größten deutschen Basketballtalente und bereits Nationalspieler. Bei Alba Berlin begeistert er seit seiner Rückkehr – und übernimmt immer mehr Verantwortung.

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Wenn man Jack Kayil sprechen hört, merkt man nichts von dem großen Rummel rund um seine Person. Während viele seiner Altersgenossen gerade für ihr Abitur lernen, geht es beim 19 Jahre alten Basketballprofi von Alba Berlin um Reisen zur Nationalmannschaft, die Zukunft am College und perspektivisch sogar um die NBA.

Dennoch wirkt der in Neukölln groß gewordene Kayil ruhig und gelassen. „Ich spüre keinen Druck“, sagt Kayil. „Ich spüre von den Leuten in meinem Umfeld, von den Spielern und Coaches viel Vertrauen, und möchte einfach so weitermachen wie zuletzt.“

Erst am Mittwoch ist Kayil von der Nationalmannschaft zurückgekehrt. Bei den deutlichen Siegen gegen Israel und Zypern gelangen ihm jeweils acht Punkte in rund 20 Minuten Spielzeit. „Die Nationalmannschaft macht immer Spaß. Mittlerweile fühle ich mich dort ein bisschen angekommen“, sagt Kayil, der im November 2024 im Alter von 18 Jahren erstmals nominiert wurde.

Ich habe mit ein paar Freunden von Alba gesprochen, die schon in den USA spielen. Sie haben mir gesagt, ich soll auf meinen Bauch hören.

Jack Kayil über seine Entscheidung für die Gonzaga University

Dass er in der vergangenen Woche erneut dabei war, war ursprünglich gar nicht geplant gewesen. Im ersten Aufgebot fehlte er, weil er sich den Campus der Gonzaga University im US-Bundesstaat Washington anschauen wollte. Das habe dann aber doch nicht gepasst, weil sich deren Basketballteam gerade auf Auswärtsfahrt befand.

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Eine Entscheidung traf Kayil dennoch. Am 19. November verkündete Gonzaga, dass der 1,91 Meter große Guard ab dem kommenden Sommer für die Bulldogs spielen werde. Obwohl er nicht vor Ort war, habe er sofort ein gutes Gefühl gehabt. „Ich habe mit ein paar Freunden von Alba gesprochen, die schon in den USA spielen – mit Nils Machowski, Christopher Tilly, Elias Rapieque. Sie haben mir gesagt, ich soll auf meinen Bauch hören, und die Gespräche mit den Coaches von Gonzaga haben sich ehrlich angefühlt“, sagt Kayil.

Allzu viel über das College möchte er aber gar nicht sprechen, schließlich befindet er sich mit Alba in seiner ersten Saison in der Basketball-Bundesliga. Vor zwei Jahren hatte Kayil Berlin verlassen und war zu Rasta Vechta gewechselt.

Ein Jahr in der serbischen Talentschmiede

Er galt schon damals als großes Talent, für den Sprung in ein Euroleague-Team fühlte er sich allerdings noch nicht bereit. Nach einer Saison in der niedersächsischen Provinz, wo er allerdings nur in der zweiten Mannschaft und in der Jugend eingesetzt wurde, sowie einem Jahr in der serbischen Talentschmiede KK Mega Basket, ist er im Sommer in seine Heimatstadt zurückgekehrt.

Die Ausgangslage ist nun eine komplett andere. Auf der einen Seite ist Kayil gereift, hat erste Erfahrungen im Profibereich gesammelt und zwei überragende Turniere mit den deutschen Jugendnationalmannschaften hinter sich. Mit der U 19 unterlag er erst im Finale den USA, es war der größte Erfolg in dieser Alterskategorie für den DBB.

Jack entwickelt sich nicht nur auf dem Basketballfeld. Ich mag auch sehr, wie er sich als Mensch, als Mann verhält.

Pedro Calles, Albas Cheftrainer

Doch auch bei Alba hat sich viel verändert. Die Berliner haben sich aus der Euroleague zurückgezogen, das Budget ist kleiner, der Kader nicht mehr so prominent und breit. Für Kayil war von Anfang an eine große Rolle eingeplant – und die Erwartungen erfüllt er bisher exzellent.

In der BBL kommt er auf 9,7 Punkte und 4,3 Assists, in der Champions League sind die Werte etwas niedriger. Doch es sind ohnehin nicht in erster Linie die Zahlen, die beeindrucken, sondern sein Auftreten. Kayil spielt mit Selbstvertrauen, mit Ruhe. Das ist selten in diesem Alter und besonders auf der Position des Aufbauspielers wichtig. „Jack entwickelt sich nicht nur auf dem Basketballfeld. Ich mag auch sehr, wie er sich als Mensch, als Mann verhält“, sagt Trainer Pedro Calles.

Ohne Hermannsson wird Kayils Rolle noch größer

In den kommenden Wochen wird Kayil noch wichtiger werden. Alba hat die vergangenen neun Spiele allesamt gewonnen, doch nun fällt mit Martin Hermannsson ein Schlüsselspieler aus. Der isländische Spielmacher hat sich bei der Nationalmannschaft eine Muskelverletzung im Kniebereich zugezogen und wird mehrere Wochen fehlen.

Auf der Point-Guard-Position sind die Berliner nun sehr dünn besetzt. „Wie wir damit umgehen, ist eines der Themen für die nächsten Trainingseinheiten“, sagt Calles vor dem Heimspiel am Sonntag (18 Uhr) gegen Frankfurt in der Max-Schmeling-Halle. Neben Kayil steht mit Bennet Hundt ein weiterer gelernter Aufbauspieler im Kader, der bisher allerdings nicht über Kurzeinsätze hinauskam. Auch Allrounder Malte Delow kann Point Guard spielen.

Die Nummer eins auf der Position ist, zumindest für die kommenden Wochen, aber eindeutig Kayil, der seine Entwicklung bei Alba bisher sehr positiv sieht. „Ich hatte mir vorher keine genauen Gedanken gemacht, bin aber zufrieden, wie sich meine Rolle bisher entwickelt hat.“ Mit dieser Einschätzung ist er nicht allein.

Vor wenigen Wochen sollen bereits mehrere NBA-Scouts bei einem Alba-Spiel in der Halle gewesen sein. Die nordamerikanische Profiliga ist Kayils erklärter Traum und vieles spricht dafür, dass er irgendwann dort spielen wird. Vielleicht ist dieses Irgendwann sogar schon recht bald. „Natürlich wäre die NBA im nächsten Jahr auch eine gute Option, wenn sich das ergeben sollte“, sagt Jack Kayil.

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