zum Hauptinhalt
Sheraldo Becker (am Ball) wartet seit November auf einen Torerfolg.

© Imago/Matthias Koch

Berliner bleiben auch gegen Köln ohne Tor: Beim 1. FC Union ist vorne Flaute

Nach dem starken Start ins Jahr 2023 tut sich der 1. FC Union aktuell offensiv enorm schwer. In vier der letzten fünf Spiele schossen die Berliner kein Tor. Immerhin steht die Abwehr.

Stand:

In seinen fast zehn Jahren beim 1. FC Union hat Christopher Trimmel vieles erlebt. Krachende Derbypleiten gegen Hertha BSC, bittere Heimniederlagen gegen Erzgebirge Aue, Zweitliga-Abstiegskampf gegen den SV Darmstadt. Von einem 0:0 in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln lässt sich der Österreicher also nicht aus der Ruhe bringen. Als er am Samstagabend durch die Katakomben des Stadions An der Alten Försterei lief, trug der Union-Kapitän immer noch sein bekanntes Lächeln. 

Und warum auch nicht? Nach dem torlosen Remis gegen die Kölner ist Union ja immer noch auf Champions-League-Kurs, zu Hause in der Bundesliga seit mehr als einem Jahr ungeschlagen. Dass sich die Köpenicker zuletzt das Toreschießen abgewöhnt haben, sei daher kein Grund zur Panik. „Solche Phasen hat jede Mannschaft. Wichtig ist nur, dass wir schnell wieder rauskommen und ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen“, sagte Trimmel am Samstag.

Trotzdem wird es langsam zu einer kleinen Baustelle für den 1. FC Union. Die Berliner sind nun seit drei Ligaspielen ohne eigenes Tor, wettbewerbsübergreifend hat man in nur einem der letzten fünf Spielen das Netz getroffen. Nach dem explosiven Start in dieses Kalenderjahr muss die Mannschaft von Urs Fischer aufpassen, dass ihr im Angriff nicht langsam die Puste ausgeht. 

Einerseits ist es vielleicht übertrieben, von einer Torflaute zu sprechen, wenn man erst vor zehn Tagen drei Tore gegen Ajax Amsterdam erzielt hat. Andererseits ist eine Mannschaft wie Ajax, die immer ihren eigenen, expansiven Fußball spielen will, gerade auch fast das Einfachste für Union. Gegen Bundesliga-Konkurrenten wie Schalke und Köln wurde es hingegen schwieriger. 

Für Trimmel ist das auch ein Fluch des Erfolgs. „Natürlich stellen sich die Gegner besser auf uns ein. Es ist kein Geheimnis, dass Sheraldo Becker sehr schnell ist und viele Läufe in die Tiefe macht. Mittlerweile machen es die Gegner ganz gut, nehmen die Läufe auf. Von daher wird es natürlich schwieriger für ihn“, sagte Trimmel. Unions bester Stürmer wartet seit November auf einen Treffer und leidet offensichtlich unter dieser Flaute.

Dass die Gegner Unions Konter- und Umschaltstärke mittlerweile effektiver bekämpfen, sieht man auch an der Statistik. In den letzten sechs Spielen traf Union nur zweimal aus dem Spiel heraus – in beiden Fällen per Distanzschuss. 

Unions Schlussmann Frederik Rönnow hielt sein Tor mit einer guten Leistung sauber, allerdings stand auch vorne die Null.

© Imago/Matthias Koch

Insofern ist es, wie Trimmel auch betonte, nicht nur ein Problem der Stürmer, sondern eines der ganzen Mannschaft. Gegen Köln konnte man erneut beobachten, wie die Berliner im eigenen Ballbesitz in Schwierigkeiten kamen. Sie agierten zu hektisch, spielten gute Situationen nicht zu Ende oder machten es sich durch Zögerlichkeit zu kompliziert. Das sah auch Trainer Fischer nach dem Spiel kritisch, obwohl er sich generell mit der Leistung und dem Ergebnis zufriedengab. 

In der Europa League wartet schon wieder Saint-Gilloise

„Heute war das Spiel mit dem Ball sicherlich ungenügend. Gerade in den letzten 30 Metern brauchst Du diese Präzision. Du hast nicht viel Raum, es ist alles eng“, sagte der Schweizer. Seiner Mannschaft habe zudem „die letzte Konsequenz, die letzte Gier“ gefehlt. „Es gilt das auszuhalten, zu akzeptieren und im nächsten Spiel wieder zu versuchen, es besser zu machen.“

Dabei wird es gerade im nächsten Spiel nicht unbedingt einfacher werden. Denn der nächste Gegner in der Europa League dürfte anders als Ajax nicht versuchen, das Spiel selbst zu bestimmen. Schon in der Gruppenphase hat Royale Union Saint-Gilloise gezeigt, dass die Mannschaft Union mit einer klugen, tiefstehenden Defensive frustrieren kann. Auch am Donnerstag im Achtelfinalhinspiel erwartet man in Berlin einen schweren Kampf gegen die Belgier. 

„Das waren letztes Mal zwei schwere Spiele gegen Saint-Gilloise. Wir müssen sehen, was wir besser machen können“, sagte Torwart Frederik Rönnow. Doch auch er blickte zuversichtlich auf die Herausforderung. „Wir müssen eigentlich nur positiv bleiben und dranbleiben, dann werden die Tore schon kommen.“ 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })